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Avanza (2489m) , Peralba (2694m)

Karnische Alpen

Tour: 1.Tag: Parkplatz (1815m) – Rifugio Calvi (2167m) – Monte Avanza – Rifugio Calvi

2.Tag: Rifugio Calvi – Monte Peralba (Hochweißstein) – Hochalpljoch – Rifugio Calvi – Parkplatz

 

Theoretisch ging unsere heurige Karnische Alpen Tour in die Heimat der Plodn, also der Einwohner von Sappada (früher Plodn oder Bladen), mit dem Ziel in der wunderschönen Calvi Hütte zu übernachten und in zwei traumhaften und sonnigen Tagen die Berge Monte Avanza (2489m) und Monte Peralba (2694m) zu besteigen. Theoretisch waren auch noch der Monte Chiadenis (2450m) mit seinen Klettersteigen Via ferrata di Guerra über die Nord- bzw. Südseite am Programm. Theoretisch also. Praktisch konnten wir uns genau dies erfüllen.

Alles passte an diesem Freitag, als wir uns um 7 Uhr beim Ghf Matschnig trafen. Das Wetter war schön und sollte es auch so bleiben, die Wanderer waren gut gelaunt und voller Vorfreude auf die nächste 2-Tages-Wanderung der Ortsgruppe, und die Berge in den Karnischen Alpen warteten schon auf uns. Einzige Wehrmutstropfen: Neben unserem Obman und der Verantwortung fehlte leider auch unsere Mary. In so manchen Köpfen mußte also kurzfristig umgedacht und umorganisiert werden. Aber das ist eine andere Geschichte. Eine theoretische Geschichte!
Da manche Wanderer nicht kamen bzw. wir nicht wußten, ob sie bei der Südrast (= unsere heutige Außenstelle) warten würden, nahm die Praxis der Theorie die Arbeit weg und teilte die Wanderer auf die 4 Autos auf. Mit einer ¼ Stunde Verspätung ging es los mit der langen Autofahrt nach Sappada (Bladen), die uns über die italienische A23 bis nach Tolmezzo hinunter führte, um von dort wieder über enger und kurvenreicher werdende Straßen nach Norden, also zur österreichsichen Grenze südlich des Lesachtales, zu fahren. Über uns lachte der blaue Himmel und wir lachten auf der Durchfahrt durch Villa Santina, Ovaro, Rigolato oder Forni Avoltri. Wir waren diesmal 16 Naturfreunde in Person von Hansi, Ruth, Monika, Ernstl, Pepo, Gerhard, Franzi, Peter K, Gerda, Christine E, Veronika, Peter, Walter W, Monika Z, Christine R, Sigi und ich (="Thomas)." Theoretisch waren wir am Vortag noch 10 Männer und 9 Frauen, doch die Praxis schaut dann meist ganz anders aus.
In Cimasappada (Oberbladen) kurvte ich einmal sinnlos im Kreis, da ich die das Einbahnsystem bei der Straße ins Valle di Sesis verwechselte. Wurscht! Über manche steile Serpentinen und eine enge Bergstraße ging es schließlich hinauf zum Parkplatz auf 1815m. Schon von unten war die Calvi Hütte zu sehen, auf die ich mich wieder freute. Vor 3 Jahren war ich schon mal hier, und war von der Hütte und der umliegenden Bergwelt begeistert. Deswegen schlug die Theorie im vorigen Jahr diese 2 Juli Tage vor, und die Praxis stimmte zu. So einfach geht’s. Der Anstieg zur Calvi Hütte dauerte nur eine ¾ Stunde, die für jeden zu schaffen war. Anna und Guilio Galler, die beiden Bladener Hüttenwirte, erwarteten uns schon. Wir wurden herzlichst empfangen und waren gut aufgehoben. Man erfüllte uns (fast) alle Wünsche. Nach einer kurzen festen bzw. flüssigen Stärkung und dem Bezug unserer Betten ging es schließlich um 12 Uhr Mittags mit der heutigen Wanderung los.
Der Monte Avanza (2489m) wartete schon auf uns. In der Theorie schon seit vielen Jahren im Buch Gipfel der Freundschaft (ÖAV), in der Praxis an diesem Nachmittag. Nach einem kurzen Anstieg erreichten wir am Weg 132 den Passo di Sesis (Bladner Joch), wo eine schwarze Madonna aufgestellt ist. Da wir den Chiadenis Gebirgsstock umwandern mußten, ging es nochmals kurz runter und wieder rauf, um zum Passo dei Cacciatore (Jägerpaß) zu gelangen. Erste kleinere Unsicherheiten stellten sich uns in Form einer versicherten Stelle (Seil) in den Weg, doch Dank helfender Hände, gutem Zureden und Murmeltier Gesang war dies kein Problem. Vom Jägerpaß ging es nochmals ein paar Hundert Höhenmeter bergab, ehe es auf der Gegenseite im Schotterkar südlich des Crete Cacciatori (westlicher Ausläufer des Avanza) hinauf ging. Auch ein Altschneefeld konnte ohne Probleme bewältigt werden.
Wast wos mir heit auffollt? Es ist heit so ruhig, gmiatlich. Ka Hektik beim Wondarn.“, meinte Gerhard, und keiner sah eine Verantwortung weit und breit. Wir waren heute alle gut drauf. Auch in der Praxis. Endlich mal herrschte hochsommerliches Wetter. Schönstes Wanderwetter. Unser Naturfreunde Wetter, welches wir bisher so stark vermisst hatten in diesem Sommer. Als wir einen weiteren Paß am Weg zum Avanza erreicht hatten und wir uns eine Trinkpause gönnten, meinte Peter: „Pepo, host heit an String-Tanga on?“ Pepo machte seinen Schluck fertig, nahm die Trinkflasche vom Mund, lächelte und meinte zurück: „Jo, oba lei weil olles in da Hosn zsamman grutscht ist.“ Gelächter. Theoretisch sind wir schon ein lustiger Haufen, auch wenn praktisch das wir sehr variabel ist.
Es folgte nun der weitere Aufstieg zum Gipfel. Dabei ging es auf einem gut angelegten Weg in der südlichen Wand entlang. Christine E bekam etwas Probleme, da sie nicht schwindelfrei ist und ihr ausgesetzte, abfallende Hänge überhaupt nicht liegen. Doch wo in der Theorie ein Problem ist, ist die (naturfreundliche) Praxis bekanntlich auch nicht weit. Also nahm Gerda ihre Hand und führte sie sicher an manchen Stellen vorbei. So konnten alle den Aufstieg zum Monte Avanza schaffen. In 2 ¼ Stunden hatten wir inklusive kurzer Pausen den Aufstieg von der Calvi Hütte geschafft. Laut Literatur braucht man dafür 3 Stunden. Das ist halt der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Es folgten Panorama Photos, Gipfeljausen und ein Gruppenphoto. Auch diverse „Berg frei“ und so manch ein Gipfelbussi durften nicht fehlen. Veronika geht so gerne auf die Berge, meist wegen des Gipfelbussi, der Jause und dem Gipfelstempel. Bei uns Naturfreunden ist es meist umgekehrt, nur wird bei uns aufs Gipfelbussi oft vergessen.
Dann machten wir uns wieder auf den Rückweg. Eine kurze Schrecksekunde gab es im Schotterkar, als Monika Z am Altschneefeld ausrutschte. Doch sie reagierte richtig, konnte abbremsen und ohne Probleme weitergehen. Christine E probierte mal kurz meine Wanderstöcke, die im Schotterterrain oft recht brauchbar sein können. Vor dem Anstieg zum Passo dei Cacciatore gönnte sich Gerda noch eine Trinkpause, in der allerdings Gerhard in der Sonne schwitzen mußte. Der Schatten war nur 5 m entfernt. Theoretisch hätte er genau über uns sein sollen, doch praktisch war er in den wenigen Minuten davon gewandert. Oder war es die Sonne?
Alora. Wir hatten den Passo dei Cacciatore wieder erreicht. Nun trennte sich die Gruppe, denn es bestand nun die Möglichkeit, die Klettersteige über den Monte Chiadenis zu absolvieren. Wer sollte mitgehen? Ursprünglich wollte ich den nördlichen Klettersteig alleine gehen, da ich nicht wußte was uns erwarten würde und ich für keinen anderen die Verantwortung (Sorry Walter, ist nur ein Wortspiel) übernehmen konnte. Letztendlich zweigten sich Peter, Hansi und ich von der Gruppe ab. Theoretisch erwarteten uns lose Seile und ein schwieriger Klettersteig. Doch da bekanntlich Bücher alt werden können, war die Sache doch nicht so schwierig. Peter ging „im Vorstieg“, da er von uns mit Abstand der schnellste und sicherste Kletterer war. Dahinter gingen Hansi und ich. Uns fiel auf, dass das Seil manchmal neben der Ideallinie ging, und es somit leichter war, etwas abseits zu klettern. Peter fotografierte, Hansi kletterte und mir ran dahinter die Suppn unterm Helm hervor. Es war schwül und ziemlich warm. Schön langsam merkte ich wie meine Kraft geringer wurde. (M)ein altes Problem! Praktisch ging es uns recht gut und so erreichten wir in nur 50 Minuten den Gipfel. Der Chiadenis hat eigentlich 2 Gipfel, nämlich den Monte und den Pic Chiadenis. Letzterer ist aber wahrscheinlich nur den echten Kletterern vorbehalten. Wir tranken den wenigen Rest, den wir noch hatten, sahen unten die kleine Hütte (ohne rote Hosen) und machten uns auf den Abstieg. In nur 35 Minuten waren wir den südlichen Klettersteig Via ferrata di Guerra hinabgestiegen. Eine gute Zeit, wie uns der Hüttenwirt bestätigte.
Dann war der heutige erste Wandertag zu Ende. Nach einer Dusche (oder auch nicht, Anmerkung des Waschraums) gab es um 19 Uhr unser italienisches Abendessen. D.h. Als Vorspeise konnte man zwischen Minestrone und Spaghetti auswählen. Als Hauptspeise gab es einen Teller Roast Beef mit Ripperlan. Dazu wurden mehrere große Platten mit Beilagen (Polenta, Erdäpfel, Gemüse-Letscho) und zwei große Salatschüssel serviert. „Bei unserem Tisch wird olles aufgessn. Lei her do!“, meinte Gerhard. Pepo bereitete den Salat zu, und wir bedienten uns. Die Getränke wurden extra bestellt. „A trinkst du wirklich lei a bloses haßes Wossa?“, meinte Pepo zu Christine E, als sie dieses bestellte. Es kostete ihm nur einen Lacher. „Red nit imma Italienisch. De Wirtsleit kennan eh bessa Deitsch als wir“, meinte Pepo später zu jemanden. Wir waren alle glücklich und zufrieden. Essen gab es genug, und wir konnten gar nicht alles aufessen.
Dann eine Schrecksekunde. Christine E hatte ihre Brieftasche in meinem Auto liegen gelassen. Zuerst wollte sie alleine hinunter gehen, dann stellte ich mich samt Autoschlüssel zur Verfügung, und schließlich saß Hüttenwirt Guilio mit mir in seinem Jeep auf dem Weg hinunter zum Parkplatz. So freundlich und hilfsbereit waren die Leute von der Calvi Hütte. Wir fuhren gleich weiter zur unteren Hütte Rifugio Sorganti del Piave, welche der Schwester von Anna gehörte. Guilio erzählte mir viel über Sappada, die Calvi Hütte und dem Papst. Nur als er mit seinen Verwandten im Balderischen Dialekt sprach, verstand ich fast nichts mehr. Wir tranken einen Wein und kurvten schließlich wieder hinauf zur Calvi Hütte. Guilio, der in den 60 Jahren auch mal in der Schweiz arbeitete, war froh wenigstens für einen kurzen Abstecher aus der Küche gekommen zu sein.
Er erzählte uns von den 50 Hühnern ums Haus, die glücklich die Bergluft genossen. Wenn er sie in der Früh füttert, kommt auch immer ein Murmeltier bis vor die Tür zum Frühstück. Es hat ein Junges und ist deswegen sehr zutraulich geworden. Die Hühner legen genug Eier, sodass Pepo morgen mit (s)einer Eierspeise rechnen konnte. Damit dies aber nicht abendliche Theorie bleiben sollte, sondern auch morgentliche Praxis werden würde, mußte Guilio nach unserer Ankunft den Hühnerstall versperren, denn Abends schaut ab und zu mal ein Fuchs vorbei. Ach ja, und noch jemand schaute an diesem Abend vorbei. Er war groß, rund, hell und trotzdem weit weit weg. Ich hatte ihn gesehen, den Vollmond, der sich leider noch hinter dem Chiadenis versteckte und erst langsam in der Nacht über die Bergspitzen des Monte Lastroni oder des Monte Rinaldo wandert.
Für die Vollmond Tour war es noch zu Früh, als sich in der Hütte das Spiel um den Holzscheit ausbreitete. Wer da mitspielte, kann im nachhinein gar nicht mehr eindeutig bestimmt werden. Fest steht, dass Sigi damit anfing. Ein Holzscheitl machte seine Runden, und jeder mußte das bisher gesagte immer wieder nachsprechen. Letztendlich kam folgendes raus: „Des is a Scheit, ein Schleißenscheit, das ist ein wohlgeschlissenes Schleißenscheit, ich bin der Herr Scheitschleißer, mein Weib ist die Frau Scheitschleißerin, ehe ich einen Brocken gebissen, hat meine Frau einen Haufen geschleißt und geschlissen, ...“ Walter W konzentrierte sich und sprach es Stück für Stück korrekt nach, nur dem Pepo wurde es zu bunt und er meinte: „Bier!“. Während andere schon schliefen, trotzte der Rest der Zeit und so wurden viele Witze erzählt. Um ½ 11 Uhr Nachts war es aber um uns geschehen. Wir waren allesamt zu müde und gingen zufrieden zu Bett.
Es wurde dunkel und ruhig. Während ich schnell und fest einschlief, wurde mir klar, was der Unterschied zwischen der Theorie und der Praxis ist. Es kommt immer drauf an, auf welcher Seite man sich befindet. Theoretisch waren wir schon am Monte Peralba, praktisch noch nicht. Gute Nacht!

Samstag Nacht. Draußen kam Wind auf und ließ manche wenig schlafen. Ich träumte noch immer von der Praxis. Zeit genug, um in den nächtlichen Momenten an diesem Bericht zu schreiben. Mir fiel wieder Guilio ein, der 1973 die heruntergewirtschaftete Calvi Hütte mit seiner Frau Anna übernahm. Der CAI Sappada hatte ihm die Pacht angeboten, und gemeinsam arbeiteten sie an ihrer Zukunft. Die damaligen Lager hatten nur 175cm lange Betten, da konnte man wirklich nicht drin schlafen. Jahr für Jahr entfernte er alte Sachen, baute die Hütte um bzw. modernisierte sie. Die saniären Anlagen wurden komplett erneuert und das Bad verfließt. Heute hat man 52 Betten, und die Hütte läuft gut. Viele Italiener kommen immer wieder vom Süden rauf, da man mit dem Auto weit ins Tal herauf fahren kann. Aber auch immer mehr Weitwanderer des Karnischen Höhenweges lockt die Calvi Hütte, da sie leicht zu erreichen ist und sich deren Qualität bereits herumgesprochen hat. Uns hat die Hütte auf jedenfall überzeugt.
Am Weg herauf findet man noch einen Marmor Steinbruch. Es wurde gebohrt, gesprengt und gelärmt. In der Hütte hat man den Lärm nicht mehr ausgehalten, die Wanderer haben sich beschwert, und letztlich machte der Naturparkgedanke dem Abbau im Steinbruch ein Ende. Heute findet man nur mehr die Platte auf der Theke, die aus dem Steinbruch stammt. Guilio erzählte mir auch, wie Sappada entstand. Im 12.Jahrhundert wanderten 14 Familien aus dem Osttiroler Innervillgraten (Kalkstein) aus. Es waren Bergbauern, die in dem Piave Tal sich niederließen. Man trotzte den kalten Wintern, arbeitete hart auf den Feldern und später auch im Bergbau. Im Laufe der Zeit entstand so der Ort Bladen, der seinen Namen von einem kleinen Bergsee im Valle de Sesis hat (Bladen stammte vom Baden im See). Der Krieg machte aus Bladen eine deutsche Sprachinsel im heutigen Italien, deren alte Holzhäuser im alttiroler Bauernstil sich sehr von der Bauweise anderer Häuser in den naheliegenden Orten abhebt.
Der gute Morgen küsste mich aus meinem Schlaf. Traumhaftes Bergwetter vor der Hütte und ein gemütliches Naturfreunde Frühstück im Esszimmer. Wir bekamen eine Schüssel Tee oder Milchkaffee serviert, dazu Brot mit Butter und Marmelade. Um 8 Uhr ging es endlich los. Die Abzweigung zum Klettersteig war schnell erreicht, wo sich Peter, Walter W, Veronika, Gerda, Christine R und Hansi vom Rest verabschiedeten. Sie bestiegen über den Klettersteig E.Sartor den Monte Peralba, auch Hochweißstein genannt. Die anderen gingen mit/ohne mir über den Normalweg hinauf zum Gipfel. Der Passo di Sesis war schnell erreicht, und so waren wir bald im Anstieg. Es wurde wieder steiler. Christine E hatte mehr mit sich selbst zu tun. Sie konnte die wunderschöne Gegend um uns herum nur bedingt genießen. Dabei war es heute leichter als am Avanza. Zumindest in der Theorie. Meter um Meter gingen wir nach oben, und heute half meine Hand aus. Nämlich in der Praxis. Ich hatte ja von Gerda gelernt. Dann kam die versicherte Schlüsselstelle, wo es etwas felsiger, enger und steiler wurde. Das Seil wurde benutzt um letztendlich problemlos nach oben zu kommen. Wir hatten schon über 2600m Höhe erreicht und es fehlten nur mehr wenige Höhenmeter. Schräg ging es über felsiges Gestein hinweg.
Da reichte es dem Pepo, denn er hatte genug. Er blieb stehen und ließ uns weitergehen. Christine E gesellte sich schnell zu ihm, und als Ruth noch nachdachte, entschied sie sich auch zu bleiben. Alle drei begnügten sich mit dem „Vorgipfel“ des Monte Peralba auf 2630m Höhe. Ich hatte keine Chance sie noch zu überreden. Deren Entschluß war gefasst und sollte akzeptiert werden. Wir jausneten noch gemeinsam, während Gerhard schon zum eigentlichen Gipfel weiterging. Später kam ich nach und erreichte gleichzeitig mit den Klettersteiglern den Gipfel des Monte Peralba. Die Sicht war sehr gut. Vor uns ragten die Gipfel der Karnischen Voralpen und dahinter im Westen die Dolomiten Südtirols auf.
Erneut fiel ich in Gedanken zurück. Es war der 20.Juli 1988, als man unten im Tal gerade die Bergstraße neu asphaltierte. Gäste gab es deswegen keine an diesem Tag. Es war kurz vor Mittag, und Guilio war gerade mit Holzarbeiten vor der Hütte beschäftigt, während seine Frau Anna samt Tochter gerade in der Küche arbeitete. Während dessen kamen von unten im Tal 4 Gelände Jeeps herauf. Ein junger Mann erreichte als erster die Hütte, fragte nach dem Chef und meinte zu ihm auf Italienisch: „Der Papa kommt.“ Guilio war im ersten Moment verwirrt und konnte es ihm nicht so richtig glauben. Der Papst? Was sollte Papst Johannes Paul II auf der Calvi Hütte machen? Noch dazu bei ihm, einen kleinen Hüttenwirt. Wenige Minuten später war es Wirklichkeit. Der Papst startete von der Cavli Hütte und ging mit Gefolgsleuten hinauf auf den Monte Peralba (2694m). Abends, nach 18 Uhr kehrte er zurück. Essen wollte er nichts. ½ Stunde saß er in der Hütte und plauderte mit den Wirtsleuten. Er trank nur einen Tee. Guilio hätte ihm lieber einen Wein angeboten, doch der Papst wollte nicht. So trank auch er ausnahmsweise mal einen Tee mit dem Papst. Es waren bewegende Minuten für Guilio in seiner Calvi Hütte. Wer hat schon die Gelegenheit, dass einem der Papst zu Hause besucht. An diesem Abend stand Papst Giovanni Paolo II noch ca. 10 Minuten vor der kleinen Andachtsstelle vor der Hütte. Er betete. Dann machte er seine typische Handbewegung mit den Unterarmen, verbeugte sich, bedankte sich bei Fam.Galler, stieg wieder ein und fuhr hinunter ins Tal. Am nächsten Tag berichteten schon alle örtlichen Zeitungen vom Papst auf der Calvi Hütte. 10 Tage später bekam Guilio Post vom Vatikan. Photos waren darin. Vom Papst. Mit ihm und für ihn. Noch heute sind ihm die wenigen Minuten von damals im Gedächtnis geblieben.
Zurück in die Praxis. Ich blickte hinüber zur weißen Gipfel-Madanna, sie schaute zu mir zurück, ich dankte und ich war wieder in der Gegenwart. Nach der Gipfeljause und den Gipfelphotos gingen wir gemeinsam bergab. Pepo, Ruth und Christine E wurden „aufgeschnapt“, und wesentlich problemloser ging es bergab zur Calvi Hütte. Viele Ausflügler und Wanderer tummelten sich um die Hütte. Wir konnten uns stärken und die letzten Eindrücke verarbeiten. Ich verabschiedete mich von Anna und Guilio, die sich für unseren Besuch bedankten. Dann ging es hinunter zu den Autos.
Wir waren noch nicht alle unten angekommen, da flog plötzlich ein Hubschrauber ins Tal herein und drehte seine Runden über der Hütte, dem Peralba und verschwand hinter dem Chiadenis. War etwas passiert? Wir wußten es nicht. Während wir uns umzogen und Abfahrt bereit machten, bildete ich mir ein, eine Sirene zu hören. Dann wieder der Hubschrauber, der schließlich bei der Hütte landete. Etwas später kam Bergrettung und Carabinieri mit ihren Jeeps herauf. Jetzt uns klar, dass wirklich etwas passiert ist. Auch auf der Fahrt hinunter kam uns noch ein Einsatzfahrzeug entgegen. In Cimasappada kehrten wir noch auf ein Getränk ein, wo man sich den Ort anschauen konnte.
Auf der Fahrt zurück zum Matschnig verfuhren sich Walter W und Peter K, sodass sie von Tolmezzo wieder nach Norden über den Plöckenpass fuhren. Ihre Ankunft verzögerte sich. Kurz vor der italienischen Mautstation staute es sich für eine ¼ Stunde wegen des starken Urlauberverkehrs. Eigentlich wäre der Wandertag schon vorbei gewesen, ja wenn nicht ... Unsere Handys klingelten. Mary rief uns alle an, denn sie lud uns zu einer Geburtstagfeier ein. Nächste Woche feiert sie ihren 50er, und so wollte sie uns Wanderer überraschen. Was sie bzw. viele von uns auch nicht wußten: Auch wir wollten sie überraschen. Die Tage zuvor hatten wir 50 Geschenke verpackt, die wir ihr auf der Calvi Hütte überreichen wollten. Leider war sie verhindert, und so wollten wir sie beim Matschnig einladen. Zumindest sah es unsere Theorie so vor. In ihrer Praxis landeten wir schließlich bei ihr zu Hause, wo ihr Mann Rudi schon für uns grillte. Nach der Ansprache von Walter überreichten wir ihr 50 Juxgeschenke. Nur zwei Geschenke waren brauchbarer: Ein Wellness Gutschein und der Naturfreunde Kalender. Monate lang wurden Bildarchive durchsucht und Bilder gesammelt. Am Sonntag wurde das Layout und die Bilder festgelegt, am Monntag Abends der Kalender am Computer designed, Dienstag Früh ausgedruckt, Donnerstag Mittags spiralisiert, abends von Graz nach Villach transportiert, verpackt und Freitag früh angeliefert. Entstanden in allerletzter Sekunde. Gott sei Dank!
Denn Mary hat für die Ortgruppe soviel getan, dass sie den Naturfreunde Kalender wirklich verdient hat. Gemeinsam mit Inge stieg sie im Jahr 2000 ein und sie ging sehr viele Wanderungen mit. Sie hat nicht nur andere Naturfreunde in die Gruppe gebracht, sondern auch immer wieder ein Gipfel-Stamperl mit. Mary brachte neuen Schwung in den alten Karren, und man munkelt, dass die Anzahl der männlichen Haarbürsten zwecks äußerem Erscheinungsbild und vorhandener Eitelkeit bei so manchem Naturfreund erst durch die Frauen gestiegen sind. Mary kultivierte die Marke der roten Hosen, was Walter nur zu schätzen weiß. Sie brachte Farbe und Leben in die Hüttenabende auf der Rossalm mit ihren Geschenken, ist ein beliebter Ansprechpartner und eine begeisterte Wanderin geworden. Sie prägte mit ihren November Jausen am Rossalm-Tag den „Maryweg“, dem eigentlich nur mehr ein offizielles Namensschild fehlt. Im Namen aller wünschen wir ihr nochmals alles Gute zum Geburtstag, Gesundheit und viel Spaß in der Bergen!
Lustig wurde der Abend. Rudi tanzte auf zwei Hochzeiten, denn er mußte sich sowohl ums Heu als auch ums Grillen kümmern. Im Mittelpunkt stand auch der Glantschnig Clan. Walter tauchte mit neuer Lederhose auf, während Hansi G verletzungsbedingt diesmal fehlte. „Du lochst am liabsten über dein Bruder“, stellte Anna-Christine über Pepo fest. Und sie hatte recht. Der „Treiber-Edi“ gab seinem Bruder genügend Stoff zum Lachen. „Walter, tua des wos du den gonzn Tog gmocht host – nämlich nix!“, meinte Pepo. So klang der Abend gemütlich am Fuße des Mittagskogel aus. Wir waren zwar müde, aber satt und zufrieden. Die 2-Tages Wanderung in den Karnischen Alpen ging für viele erst um Mitternacht zu Ende. Nämlich in der Theorie und in der Praxis. In diesem Sinne: Berg frei!

(Bericht von Thomas)

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