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Kanin (2587m) , Rombon (2207m)

Julische Alpen, Slowenien

Tour: 1.Tag: Bergstation (2207m) – Dolgi Prodi – Kanin / Monte Canin (2587m) – Zadnji Dol – Dom Petra Skalarja na Kaninu (2260m)

2.Tag: Dom Kaninu (2260m) – Sk. pod Prestreljenik – Sella Prevala (2067m) – Prišna Glava (1946m) –

 Rombon (2207m) – Cukla – Planina Goričica (1333m) – Talstation Kanin Seilbahn (439m)

 

Freitag , 6 Uhr Früh, Gasthaus Matschnig in Rosenbach. Wieder einmal traf sich eine Naturfreunde Gruppe zu einer Wanderung. Diesmal ging es für zwei Tage in die Julischen Alpen Sloweniens. Unsere Ziele waren der Kanin (2587m) und der Rombon (2207m), die wir von Bovec (Flitsch) aus in Angriff nehmen wollten. All die Tage gab es immer wieder ein Nachmittagsgewitter, und wir wussten nicht ob das Wetter auch an diesen beiden Tagen halten würde. Doch es lag etwas in der Luft...

In zu vielen Autos reisten wir über den Predil Sattel nach Bovec an. Der Himmel war blau, die Sonne schien und eigentlich konnte ja nichts schief gehen. Doch kurz vor 8 Uhr dann die ernüchternde Antwort: „Die Bahn fährt nicht!“ Im oberen Abschnitt gab es wegen des gestrigen Sturms einen technischen Defekt und den musste man erst beheben. Ich konnte es nicht glauben, als ich es hörte. Vor zwei Jahren hatten wir die Tour schon einmal im Programm und mussten ins Krn Gebiet ausweichen, weil damals auch wegen eines Sturms die Bahn nicht fuhr. Was also tun? — Zu Fuß gingen wir ins Zentrum und tranken erst mal einen Kaffee oder Tee. Als Hansi über eine Stunde später nochmals bei der Seilbahnstation anrief, war alles beim Alten geblieben. So überlegten wir uns was wir tun konnten. Den nahen Svinjak ließen wir ebenso wie den fernen Vrsic Pass gleich wieder rechts links liegen, und so entschlossen wir uns per Auto so weit als möglich hinauf zu fahren um dann ca. 1200 Hm zur Hütte zu wandern. Ok. Wir gingen wieder zurück, erkundigten uns nach der Straße und den Parkmöglichkeiten, und erfuhren dass es sich in wenigen Minuten entscheiden werde, ob die Seilbahn heute fährt oder nicht.

10 Minuten später kauften wir die Tickets und begannen mit der ½ stündigen Auffahrt. Schon von der Kabine aus wurde vielen klar, wie weit ein Auf- bzw. Abstieg auf das Karstplateau des Kaninmassivs dauern würde. Wir hätten uns mit einem Aufstieg zur Hütte keinen echten Gefallen getan. Um 10:13 Uhr gingen wir schließlich von der Bergstation der Seilbahn weg. Am Vormittag brennt die Sonne schon ziemlich vom Himmel. Auch ein Grund warum wir früher herauf fahren wollten. Ich ging voraus, denn ich war vor 5 Jahren als einziger die Tour schon einmal vorgegangen. Dahinter folgten Ingrid, Ernst, Lydia, Andy S, Christine S, Gerda, Peter K, Walter, Pepo, Monika, Ernstl, Werner, Kerstin, Helmut (Brote), Gerhard, Hansi G, Sandro, Rosi, Hansi, Ruth und Klausi. Gleich zu Beginn ging es steiler einen Felsaufschwung nach oben, doch für uns kein Problem. Von hier konnten wir auch das nahe Felsenfenster (okno) sehen, welches vom gegenüberliegenden Wischberg gut zu erkennen ist. Der Teufel soll es nach einer Legende aus dem Stein gehauen haben. Wahrscheinlich war er damals wütend, gereizt und müde, und wollte nicht so lange um den Berg herum gehen. Die Sage um dieses Loch im Felsen ist übrigens auch der Grund, warum die Italiener den nahen Gipfel Monte Forato (das Tor) nennen, während er bei den Slowenen Prestreljenik (der Durchschossene) heißt.

Ingrid tat sich etwas schwerer, denn sie „klettert“ nicht so oft im Felsen. Schon von Beginn weg bot ich ihr an zu helfen. Sie konnte mir jeder Zeit ihre Stecken geben, damit sie beide Hände frei habe. Doch sie wollte es nicht und so stiegen wir weiter hinauf. Hinter ihr ging ihr Mann Ernst, und später sah ich wie er ihr die Stecken abnahm. Als ich dann kurz drauf von jemandem aus der 6.Reihe hörte, „Thomas, nimm ihr die Steckn ob“, verstand ich es nicht. Für manche wäre es besser, sie denken vorher nach, was sie von sich geben. Ich glaube, ich brauche keine solchen Belehrungen und weiß selbst zu gut, was ich zu tun habe und was nicht. Schließlich kamen wir auf einen Sattel, wo wir kurz eine Trinkpause einlegten. Von hier konnte man den Weiterweg zum Kanin und den Gipfel selbst gut einsehen. Die ganze Kaningruppe ist ein „Steinernes Meer“ in den Julischen Alpen. Eine kahle Mondlandschaft, zerfurcht vom Wasser, übersäht mit Mulden, Gräben und Dolinenschächten. Für manche war die Trinkpause wieder zu lang, und sie wollten gleich weiter gehen. Wenn man vorne geht, kann man es eben nicht allen recht machen. Und manche hören nicht was man sagt...

Obwohl einige noch hinten waren, gingen wir weiter. Kurze Zeit später gab Andy S auf. Er meinte, der Weg zum Kanin sei ihm zu weit und er gehe zur Hütte. Außerdem brauche er sich nichts mehr zu beweisen. Es war seine Entscheidung, doch ich fragte mich, warum er dann überhaupt bei so einer langen Tour mitgehe. Egal. Ich akzeptierte es. Kurze Zeit später kam Walter vorbei und sie machten sich den Treffpunkt 13:30 Uhr bei der Seilbahn aus, um ins Tal hinab zu fahren. Sandro, der jüngste Teilnehmer der Gruppe, war inzwischen aufgeschlossen und als wir nach einem schönen Abschnitt im Kar zu einer nächsten „Kletterstelle“ kamen, spannte ich ihn zwischen Monika und Ernstl, wo er bestens aufgehoben war. Ingrid, die leichte Kreislaufprobleme hatte, ging zwischen mir und ihrem Mann. Die anderen aus der vorderen Partie waren erfahren genug um ohne fremde Hilfe nach oben zu kommen. Rasch durchstiegen wir die felsige Wandstufe, die schwerer ausschaute als sie in Wirklichkeit war. Danach ging es am Normalweg am luftigen Grat zum Gipfel.

Nach gut 2 Stunden waren wir am Gipfel des Kanin, einem „der blitzgefährlichsten Berg der Julier“ (Zitat Kugy). Der Gipfel war frei und wir konnten viele umliegende Berge erkennen. Am besten den Montasch und Wischberg gegenüber, schon etwas diesiger der Mangart und Jalovec weiter draußen und schon schlechter der Triglav (weil in Wolken). In der 1 Stündigen Jausenzeit kamen nach und nach alle herauf. Sandro war lange vor seinem Vater heroben. Er fragte sich: „Kummt der heit noch?“ Hansi G hatte erst heuer eine Operation am Knie hinter sich gebracht, und jetzt braucht er Zeit um wieder in Form zu kommen. Walter war schon längst wieder am Abstieg, denn er ging zurück zu Pepo, für den der Aufstieg zu schwer war. Die kleine Gruppe um Walter, Peter K und Pepo mussten wegen eines Begräbnisses schon heute wieder zurückkehren. Der kleine Gletscher an seiner Nordseite war kaum noch vorhanden. So verliert der Berg ein weiteres Gesicht. Ich konnte hinüber zum Monte Sart blicken, den ich erst vor 6 Tagen vom Resia Tal erstiegen hatte. Es waren schweißtreibende 1800 Hm von Stolvizza aus. Von Bovec zum Kanin wären es 2300 Hm gewesen. Hin und zurück braucht man dafür 13 Stunden. Spätestens jetzt waren alle froh, dass die Seilbahn doch fuhr.

Nach ein paar Gipfelphotos wanderten wir wieder zurück. Auch der Abstieg war ohne Probleme zu meistern. Wir zweigten zur Hütte Dom Petra Skalarja ab, wo wir unsere Lager beziehen konnten. Zwar gab es keine Zimmer, doch es waren zumindest Frauen und Herren getrennt. Die Hütte war genauso schlicht wie das Essen, denn außer einer Krautsuppe (jota, slow.), Sauerkraut (sauerkraut, engl.) und schmacklose Würstel (klobase, slow.) gab es nicht viel. Bei den Getränken war die Auswahl mit Bier (pivo, slow.), Tee (èaj, slow.) und Kaffee (kava, slow.) schon größer. Doch als draußen Wolken sich um die Hütte legten und es später zu regnen begann, konnten alle auch damit leben. Ingrid, Ernst und Helmut hatten die Hütte schon längst verlassen, da saßen wir lachend beim Abendessen. Plötzlich läutete mein Handy. Was war passiert? Andy S war nicht beim vereinbarten Zeitpunkt aufgetaucht. Zu Hause war er auch nicht. Später erfuhr Kerstin über Helmut, dass er mit ihnen um 17 Uhr zurückgefahren war und sich noch auf dem Heimweg befindet. Manchmal macht man sich Sorgen...

An diesem Abend gestand mir Ruth, dass der Weg zum Kanin für sie zu schwierig war. Es war ein technisch problemloser Aufstieg, immer wieder mit Seilen versehen, wenn es nötig war. Doch Trittsicherheit und Schwindelfreiheit hatten wir ja im Programm vorausgesetzt. Es gab keine Stelle, die wir nicht in ähnlicher Form schon einmal in den letzten Jahren hatten. Ich konnte ihren Standpunkt verstehen, doch sie muss selbst wissen, was sie sich zutrauen kann und was nicht. Selbst in der Literatur (zB Helmut Lang, Rother Verlag) ist der Aufstieg auf den Kanin über den Normalweg als blaue Route (= leicht) angegeben. Zitat: „Anforderungen: KS1-B. Problemlose, gutmütige Klettersteigpassagen, kaum ausgesetzter Höhensteig.

Ihr werds jo wohl so a Hittn ausgsuacht hobn wo’s a Bier gibt. Weil sunst geh i nimma mit“, meinte eine Stimme von unseren „3 von der Muppets Show“ im roten Tshirt schon am Nachmittag. Der Rest war ihnen ziemlich egal, denn sie kehrten morgen Vormittag per Seilbahn zurück ins Tal. Rosi ging es auch nicht gut und sie schloss sich ihnen an. Und Ruth überlegte noch. Die Gruppe zerfiel nach und nach. „Wos host den du für a Leidn?“, meinte Christine S deswegen zu Gerhard, weil er morgen nicht mitging. Morgen Abend war der große Umzug des Villacher Kirchtags. Es wurde viel gemunkelt, warum die Hälfte schon am ersten Tag von der Tour genug hatte. Wahrscheinlich sollten wir nie wieder eine Wanderung auf ein Kirchtagswochenende legen.

Des Messa schneidet echt nix. Ka Wunda, dass da do da Appetit vergongan ist“, meinte Gerhard, als er die restliche Wurst von Ruth quasi als „Nachtisch“ serviert bekam. Inzwischen waren auch einige Slowenen herauf gekommen, die ebenso übernachteten. Der Hüttenwirt war um uns sehr bemüht und freundlich, auch wenn er beim 3.Mal immer noch Lydia mit Lidia verwechselte. Das Zähneputzen fiel relativ kurz aus, denn es gab zwar einen Wasserhahn vor der Hütte aber ziemlich wenig Wasser. Kein Wunder, denn in diesem Karstgebirge verschwindet es rasch im Felsen. „So a Wossa is wohl wos grauslichs“, meinte Gerhard zu seinem Zwillingsbruder Winnetou, und stieß mit ihm auf ein Pivo an. Es klang fast zynisch. Noch vor 22 Uhr ging auch der Rest schlafen, denn morgen erwartete uns ein langer, anstrengender Tag.

 

Samstag , 5 Uhr Früh, Dom Petra Skalarja im Kanin Massiv. Wir waren erst vor kurzem aufgestanden und bekamen zu dieser Dämmerungsstunde bei Kerzenlicht unser Frühstück. Der Wirt war so gnädig und befüllte mir meine Trinkflasche mit warmen, sehr guten Tee. Die Rucksäcke von 11 Naturfreunden wurden gepackt, denn Ruth hatte sich über Nacht entschieden und blieb zurück. Heute stand die längste Etappe einer Wanderung unserer Ortsgruppe am Programm. In mindestens 9 Stunden sollte es über das östliche Plateau der Kaningruppe hinaus zum Rombon (2207m) gehen und von dort noch 1800 „Tiefenmeter“ hinab ins Tal nach Bovec.

Draußen lag noch Nebel um die Hütte, als Kerstin, Monika, Ernstl, Werner, Walter W, Gerda, Christine S, Lydia, Hansi und Klausi mir folgten. Der Rest fuhr später ins Tal und zurück nach Kärnten. Es ging hinüber zur Seilbahn Bergstation und die Markierungen waren nicht gerade die besten. Doch kaum waren wir 10 Minuten von der Hütte entfernt, da hatten wir die Wolken hinter uns gelassen und ein schöner Tag kündigte sich an. Obwohl für diesen Samstag der Durchzug einer Front im Norden der Alpen angesagt war, hatten wir heute ein Wetterglück. Einerseits brannte es nicht gnadenlos von einem wolkenlosen Himmel, denn dann wären wir mit den wenigen Trinkreserven (2-3 Liter p.P.) komplett eingegangen, andererseits war es nicht regnerisch, windig und neblig, denn dann wäre die Tour nicht machbar gewesen. So war das Wetter „mitten drin“, also ideal für eine so lange Wanderung.

Schon auf den ersten Metern von der Hütte zur Seilbahn bemerkte ich wie schwer sich Kerstin tat. Sie brauchte etwas länger beim Steigen im Fels. Das kostete Zeit und Kraft. Hinten war man guter Laune, denn Hansi und Klausi hatten alles in Griff und waren stets zu Scherzen aufgelegt. Ab der Seilbahn Station begannen nun die 6 Stunden, die der Slowenische Alpenverein für die Tour veranschlagt hat. Diese Zeit hatten wir aus dem „Gipfel der Freundschaft“ Büchlein, aus dem wir auch die Idee zu dieser Tour hatten. Da ein paar von uns die Stempel gerne sammeln und andere auch gerne mal anspruchsvollere Touren brauchen (statt Grashügel, Anmerkung von der Rjautza), überlegten die Verantwortlichen der Ortsgruppe die Tour ins Wanderprogramm zu nehmen. Ich ging vor 5 Jahren die 2-Tages Tour an einem Tag vor, um die Zeiten zu verifizieren, denn laut Karte konnten wir uns damals nicht vorstellen so lange zu brauchen. So kam die Tour vor 2 Jahren ins Programm, und zwecks Wetterverschiebung erst heuer zur Ausführung.

Von der Prestreljenik Scharte hatten wir eine tolle Aussicht bei morgendlicher Sonne. Nun ging es hinab zur Prevala Scharte, wo die Panoramablicke zum Montasch und Wischberg noch hinzu kamen. Neu waren hier die Schipiste und die Liftanlagen, die man vor 3 Jahren in Betrieb nahm. Ernstl erzählte mir, dass Italiener und Slowenen mittels Seilbahnen und Lifte die beiden Schigebiete Bovec und Sella Nevea verbinden wollen. Vom Schneereichtum des Gebiets wahrscheinlich kein Problem, denn hier muss es im Winter eine meterhohe Schneedecke geben. Erst heuer fuhr man noch Anfang Mai hier Schi. Es ist schon bemerkenswert, was in 30 Jahren alles passieren kann. Damals, zur Zeit Titos und seinem Jugoslawien, wäre dies noch völlig undenkbar gewesen. Heute, zur Zeit der Europäischen Union, ein realisierbares Wunschdenken zweier Nachbarstaaten, die sich näher kommen. Was hätte wohl Julius Kugy dazu gesagt, wenn er die heutige Entwicklung erleben dürfte? Sella Nevea war ein beliebtes Gebiet für ihn, welches viel Ruhe ausstrahlte. Doch würde er heute die Hotel Bauten und technischen Hilfen wie Lifte sehen, würde er von diesem Ort fern bleiben.

Wir querten den Monte Leupa an seiner Südseite und gingen einen schönen Steig im Karstgebiet entlang. Der Weg wand sich in vielen kleinen Kurven und im kupierten Gelände auf und ab. Wo auf der Karte nur ein gerader markierter Strich war, war in Wirklichkeit ein viel längerer Weg. Schön langsam wurde allen klar, dass der Weg zum Rombon noch lange dauern würde. Hansi fragte mich, welcher der Rombon sei, denn vor uns lag eine Nebenkette vom Kotel bis zum Vratni vrh. Ich verneinte und deutete auf den Berg dahinter, der im Hintergrund zu sehen war. Jetzt wurde auch dem Letzten klar, wann er heute zum Villacher Kirchtag kommen würde. Wir waren schon 3 Stunden unterwegs, sahen ständig das Ziel vor uns und manchen taten die Muskeln schon weh. Galgenhumor kam auf. Der Wille verschwand so wie die Trinkreserven, und die Stimmung wurde gereizter. Bahnte sich da ein „emotionales Gewitter“ an? Noch konnte jeder die Tour verkürzen und bei der nächsten Abzweigung vorzeitig ins Tal gehen, doch niemand bekannte sich dazu. Monika ging es nicht so gut. Sie kämpfte und alles tat ihr schon weh. Doch sie ging weiter. Kerstin bemühte sich zwar, doch vor ihr riss immer ein Abstand zu den Vorderleuten auf. So zerfiel die Gruppe in zwei Hälften: vorne gingen meist Ernstl, Monika, Lydia und ich, hinten der Rest.

Das ganze östliche Plateau ist wild zerrissen und von Dolinenschächten durchsetzt. Crnelsko brezno bietet mit 1250 m die größte Schachttiefe, die man gefunden hat. Viele Höhlen lassen das Wasser unterirdisch verschwinden. 1963 entdeckte man ein Höhlensystem von 9 km Länge - das entspricht der Luftlinien Entfernung vom Kanin zum Rombon!!! Doch für uns Wanderer blieb dies verborgen. Wir sahen Kriegsspuren aus dem 1.Weltkrieg, als die Front über den Rombon hinunter zum Isonzo (Soca) und über den Krn weiter nach Süden verlief. Viele der Wege stammen noch aus dieser Zeit — auch unserer heutiger. Bei einer ehemaligen Stellung am Fuße des Cima Confine machten wir eine größere Pause, denn die brauchten wir. Der Blick hinüber zum Raibler Seekopf (Cima del Lago) war toll und zeigt einem welch weiten Anstieg man vom Tal aus hat. Dann ging es weiter.

Manche Wege sind lang, und manche auch einsam“, ging es mir durch den Kopf. Da ich vorne ging, war ich für Monika immer einen Schritt zu schnell. Sie hatte inzwischen mehrmals getrunken, und jede ¾ Stunde machten wir eine Pause. Obwohl sie kämpfte, hatte sie einen Tiefpunkt überwunden und konnte nun mit Ernstl in einem gleichmäßigen Tempo weitergehen. Wie es in ihrem Inneren ausschaute, weiß ich nicht, doch ich kann es mir vorstellen. Lydia ging es lange Zeit bestens, doch je länger die Etappe dauerte, desto mehr kämpfte sie. Im letzten Anstieg bemerkte ich wie sie mental ihre Probleme bekam. Statt den Kopf auszuschalten und einfach Schritt für Schritt weiter zu gehen, haderte sie mit den Stecken, mit sich selbst, ihrer Kraft und dem „Ja nicht aufgeben“-Syndrom. Ich versuchte sie abzulenken, redete ihr irgendetwas zu und lenkte sie somit ab. So ging sie super weiter und war schneller oben als gedacht. Wie es hinten aussah, bleibt den restlichen Teilnehmern vorbehalten. Kerstin hätte mich am liebsten einen Kopf kleiner gemacht und Gerda verstand nicht, warum wir so eine lange Tour ins Programm genommen hatten.

Kurz nach 12 Uhr erreichten die ersten den Gipfel des Rombon. Die anderen kamen nach und nach an. Alle waren froh endlich heroben zu sein. Die Jause war verdient. Auszug aus einer Gipfel Minute: „... Sie is so schnöll gongan. Donn schau auf di Uhr. Sog i: Donn hätt ma den Thomas sei Zeit. Dos konn nit sein. ... Monika wie geht’s denn? Frogn därf i jo noch. .... Ihr longen Johre Bergkammeraden vom Walter W: Is eich übahaupt amol jemols aufgfolln, wie er am Gipfel sitzt? Ihr geht’s jo Jahrzehnte long schon mit ihm. Wos is eich aufgfolln? — Er sitzt imma mit Blick Richtung Steiermark. ...  Na gestern is a nit gsessn. Gestern is a...: obe. Ondare Seitn. — Host nit gsegn, hot a lei n Spiegl in da Hond gholtn und hot imma lei zruck glocht. ... Da Walter. Irgendwie trammt er vom Tamischbochturm. ... Tua amol niedasitzn. Mir miss ma obe a noch. ... Wast wos ana gsogt hot: mir gemma jetzt weita. ... Ka Problem. Auf!  ...“ Und das taten wir dann auch.

Kerstin war nicht gut drauf. Sie motzte und raunzte die ganze Zeit. Statt die negativen Gedanken zu ignorieren und einfach zu gehen. Als ich am Beginn des Abstiegs hinter ihr ging, bekam auch ich es zu spüren. Was war schief gelaufen? Wussten die Leute nicht was sie heute erwartete? Anscheinend hatte jeder eine „normale“ Naturfreunde Wanderung erwartet. Dass dem nicht so war, erkannte man erst unterwegs. Wahrscheinlich hätten wir den Leuten vor der Tour noch deutlicher klar machen sollen was auf sie zukommt. Das Lesen wird man aber niemanden abnehmen können. Entsprechend vorbereitet in eine 9 Stunden Tour zu gehen, darauf wird auch jeder selbst schauen müssen. Vor uns lag noch ein langer Abstieg. Bovec fast ständig vor Augen war natürlich das Schlechteste, denn das zerrte zusätzlich an den Nerven und Kräften. Wir gingen schon 1 ½ Stunden und kamen nicht und nicht unter die 1000 Hm Marke. Da wurde es auch mir zu bunt. Ich ging vorne mit Ernstl und Monika (vom Rest war nichts mehr zu sehen), da entschloss ich mich schnell alleine hinunter zu gehen, mein Auto zu holen und der Gruppe ein Stück entgegen zu fahren. Gesagt, getan. Ich hob mein Tempo an. Kurz nach 16 Uhr war ich am Parkplatz der Seilbahn Talstation. Der Schweiß rannte mir von der Stirn in die Augen. Als ich am vereinbarten Weg zurück war, waren noch nicht mal Ernstl und Monika zu sehen. Später fuhr ich noch weiter hinauf, und sah die anderen kurz vor 17 Uhr auf einem falschen Weg nahe des Brunnens. Die Autofahrer stiegen zu mir ein und wir holten die restlichen Autos. Somit konnten wir wenigsten den Abstieg etwas lindern. Bis hierher hatten die letzten (samt Pausen) 4 Stunden benötigt, und bis zum Parkplatz wäre wahrscheinlich nochmals 1 Stunde hinzugekommen. Da wurde mir klar, wie sehr die Gruppe konditionell eingebrochen war. 3 Stunden waren laut Literatur für den Abstieg veranschlagt.

Zum Abschluss kehrten wir noch auf eine Pasta am Raibler See ein. Es ist schwer ein Resümee für alle zu ziehen. Das muss jeder für sich tun. Für einige war die heutige Tour zu lange. Mir ist heute klar geworden, dass ich so eine Tour nicht mehr vorgehen werde. Das brauchen die Leute nicht. Und ich auch nicht. Ob dann alle damit zufrieden sind, wird sich zeigen. An diesem Wochenende lag etwas in der Luft...

(Bericht von Thomas)

Kanin
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