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Krn (2244m) , Veliki Baba (2016m)

Julische Alpen, Slowenien

Wenn di Bahn nimma fohrt“ – ein Motto an diesem Wanderwochenende. Wir wollten heute eigentlich die Kanin-Rombon-Tour nördlich von Bovec (Slowenien) machen, doch der Sturm verhinderte, dass die Seilbahn hinauf fuhr. So blieb uns nichts anderes übrig, als von der Windschattseite (Norden) eine Tour im Krn Massiv südlich von Bovec zu unternehmen.

An diesem Berg-Freitag war der Himmel in Österreich nicht so schlecht, doch auf der Hinfahrt nach Slowenien kam immer mehr wind in höheren Lagen auf. Als wir in Bovec einparkten, ahnten wir schon Schlimmes. Zuerst hieß es, die Bahn fahrt um 8 Uhr nicht. Später wurde die Fahrt um 1 Stunde verschoben. Ein Kaffee in der Stadt und eine Nachdenkpause über Alternativen überbrückten die Zeit. Als um 9 Uhr die Bahn nochmals um 1 Stunde verschoben wurde, verließen wir Bovec und fuhren über Koritnica ins Lepana Tal, wo 19 Naturfreunde (Hansi, Thomas, Ernstl, Monika, Gerda, Werner, Kerstin, Gerhard, Hansi G, Walter W, Rudi, Peter, Christine R, Eugen, Ernsti, Franzi P, Klausi, Inge und Pepo) den Anstieg hinauf zum Dom pri Krnskih jezerih in Angriff nahmen.

Unsere „Bahn“ in den Naturfreunde Körpern fuhr wieder, und so kamen wir die ersten 800 Hm hinauf zur Hütte gut voran. Denn Wind spürten wir im Wald kaum, und der Regen hielt sich zurück. Klausi erzählte uns im Anstieg, dass er lieber in Kärnten arbeitet als in Wien. „Wenn i den Mittagskogel nit siehg, is für mi de Wölt verlurn“, meinte er passend. Vielen von uns Wanderern ergeht es so. Die dunklen Wolken blieben über uns, auch als wir die gemessenen Schneehöhen der letzten Jahre auf der Visina Snega sahen. Im April 2006 lag noch 3 ½ Meter Schnee hier. Da fährt normalerweise keine Bahn mehr. Wir staunten nicht schlecht, dass die Wolken über uns aufrissen. Würde es besser werden? Auf der Hütte stärkten wir uns mit Suppen, Testiene (= Pasta = Spaghetti) und Getränken. „Für de, de nix verstehn – is dos a Hüttn“, klärte uns Gerhard auf. Der Hüttenwirt schien mit seiner familiären Truppe alles fest in Griff zu haben. Trotz Slowenisch gab es keine Verständigungsprobleme. Das Lager konnten wir zwar noch nicht beziehen, doch die Rucksäcke erleichtern und Sachen zurücklassen.

Nach dem Mittagessen machten wir uns auf, den Gipfel des Krn zu besteigen. Diesmal von der Ostseite. Wolken ziehen auf ihren eigenen Bahnen und der Krn war dunkel eingehüllt. Ich ging vorne mit Ernstl, Monika, Peter, Walter W, Rudi und Ernsti. Der „Schuhlose“ Rudi kehrte schon bald wieder um, denn er befürchtete in den Regen zu kommen. Ich war mir sicher, dass dies nicht eintreten würde. Denn der Sturm oben bewegte die Wolken mit so hoher Geschwindigkeit, dass diese kaum mehr Zeit hätten, sich auszuregnen. Der Krnsko See lag schon weiter hinter uns, als wir hinten die restliche Truppe nachkommen sahen. „Loss an Schass – donn bist eh glei am holbn Gipfel obn“, meinte hinten Gerhard zu Pepo. Bei uns vorne zog Monika das Tempo an. Wie eine starke Lokomotive zog sie gleichmäßig hoch das Tempo an und uns in ihrem Windzug nach oben. „Toll wie sie das gemacht hat“, waren sich alle einig. Von der Krn Scharte an wurde es auch noch ziemlich nebelig. So nebelig, dass Monika das einzige kleine Missgeschick passierte und wir am Gipfel kurz vorbeigingen. Während es den anderen rasch kalt wurde und man nach dem Gipfelphoto sofort wieder abstieg, blieb ich als einziger zurück. Ich wollte einen anderen Weg bergab gehen und die beiden Smohor Gipfel umrunden.

Doch bei der Krn Scharte traf ich nochmals die anderen, und spontan schlossen sich mir Walter W und Peter an. Es folgte der vielleicht schönste Abschnitt der Tour. Zuerst suchten wir ein Denkmal, an dem wir fast vorbei gingen. Es war zwar nichts besonderes, doch es erinnert an die Weltkriegsopfer. Je weiter wir vom Gipfel wegkamen, desto besser wurde das Wetter und es blickte auch mal die Sonne hinter den Wolken hervor. Der Wind war überhaupt kein Problem. Beeindruckend der gigantische Felsabbruch des Veliki Kuntar, sonst wahrscheinlich einer der unbedeutesten Berge der Region. Über Prehodici ging es wieder zurück zur Hütte. Hansi und seine Gruppe kamen erst viel später vom Krn zurück. Andere wie Franzi P, Gerda oder Inge waren überhaupt gleich auf der Hütte geblieben.

Der Abend klang gemütlich bei Bier, Jause und Flutlicht vor der Berghütte aus. „Wenn ana wos zu redn hot, donn bin i des“, meinte Franzi P im Scherz. Er schaffte es immer wieder auf seine gemütliche Art und Weise die Runde aufzulockern. „Mochst a bisserl Plotz, wenn ma kumman“, meinte Hansi G zu seinem Pivo. Dann ging er aufs WC, und als er erleichtert wieder kam, meinte Pepo zu ihm: „Wird jo wohl die Muschel nit explodiert sein“. Bevor um 22 Uhr die Nachtruhe kam, waren an diesem Freitag trotz des schlechten Wetters noch viele Wanderer im Krn Gebiet unterwegs. Gute Nacht!

Samstag, einen Tag später. Über nach hatte sich das Wetter geändert und so wartete schöneres Bergwetter auf uns. Der Sturm hatte nachgelassen. Ich schlief so gut, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie die anderen schon längst munter waren und unten frühstückten. Nach dem morgendlichen Kaffee brachen wir auf, um die Veliki Baba (2016m) zu ersteigen. Ich ging hinten mit Inge, die zuerst ein wichtiges Telefonat nach Hause machen musste und danach ihren Rhythmus finden musste. Mich überraschte es, denn sie legte ein konstantes, gutes Tempo hin und holte so später, also kurz unter dem Gipfel, noch einige Naturfreunde ein. Waren anfangs der Gipfel des Krn, des Kanin oder Rombon noch in Wolken, so wurde das Wetter im Laufe des Vormittags immer besser. Für uns war aber die Sonne viel wichtiger, die unsere Haut wärmte und unsere Wanderlust im Herzen erweckte.

Berg frei“, hieß es am Gipfel. Es war geschafft. Während wir uns stärkten und uns in der Gegend orientierten, passierte um uns etwas ganz besonderes. Binnen weniger Minuten verschwanden durch den Wind auch die letzten Wolkenreste und im Nu lag ein tolles Julische Alpen Panorama vor uns. Und das mit einer der besten Fernsichten in der klaren Luft. Wir hissten die österreichische Fahne am Gipfelkreuz, welches aus zwei Stecken bestand. Der Abschied vom Gipfel fiel schwer. Und der Himmel weiß warum, aber im Laufe des Abstiegs kamen wieder Wolken auf. Wir waren zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz gewesen.

Als letzter brach ich vom Gipfel auf, und als erster ging ich später bergab. Nachdem ich von der Hütte noch ein paar Sachen geholt hatte, versammelten wir uns wieder am oberen Beginn der Materialseilbahn. In mehreren kleinen Grüppchen ging es nun wieder bergab zu den Autos. Hinten hatte man sich auf einen Einkehrschwung in Kranska gora geeinigt, während man vorne schon im Dom Klementa Juga eingekehrt war. Da schien etwas in der Kommunikation nicht ganz geklappt zu haben. Wir müssen uns in Zukunft besser absprechen, und es sollten sich alle auch daran halten. Wir müssen lernen, manche Sachen in die richtigen Bahnen zu bringen. Ist bei so einer großen Gruppe und so vielen Individualisten manchmal nicht sehr leicht!Wir fuhren über das Soca Tal und den Vrsic Pass zurück. Das Restaurant in Kranska gora war auf unser Kommen nicht vorbereitet, und so kehrten die meisten noch beim Grabenwirt ein. Auch Kerstin kam noch von Villach nach, nachdem sie die „Älteren“ zu Hause abgeliefert hatte. Heute wollte sie sich die „Nachbesprechung“, also das Apres Wandern, nicht entgehen lassen. Peters Aussage „Mein Akku is leer“ konterte sie gekonnt mit: „Des wird jo nit sein, dass auch dei Akku amol leer is“. So ging letztendlich eine gelungene 2-Tages-Wanderung zu Ende. Wir hatten eigentlich das Beste aus der Situation gemacht, auch wenn die Bahn nicht fährt. Berg frei!

(Bericht von Thomas)

Gipfelphoto (Baba)
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