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Schneeschuhwanderung Hahnenwipfel (1552m)

Karawanken

Tour: Wurzenpass (1073m) - Forstweg - Abzwg (1363m) - Abzwg Kalisje (1425m) - Seltschacher Alm (1426m) - Hahnenwipfel (1552m) - Abzwg - Forstweg - Wurzenpass

 

Aus dem Leben eines Schneeschuhwanderers! ...“ - So oder ähnlich kann ein Bericht für die heutige Tour auf den Hahnenkogel (1552m) in den westlichen Karawanken beginnen. Es war unsere erste Tour im neuen Jahr 2008. Jenes Jahr, in dem wir das 150. Geburtstagsjubiläum von Julius Kugy, dem Erschließer der Julischen Alpen, feiern. Mit interessanten Blicken in Kugys Berge und bei herrlichem Wetter erlebten wir eine nette kleine Rundtour, bei der nur der Schnee in diesem milden Winter nicht ganz so mitspielte.

Nach dem gestrigen Diaabend begann die Wanderung aus organisatorischer Sicht ziemlich komisch. Walter fiel aus und übergab Hansi und mir seinen Zettel. 18 Namen standen drauf, doch auf die beiden wichtigsten Teilnehmer hatte er vergessen. Von den ursprünglich 20 angemeldeten Wanderern kamen gleich 3 nicht, und so machten sich Monika, Hansi, Ruth, Walter W, Rosi, Franzi P, Gerhard, Hansi G, Werner, Kerstin, Sepp, Inge, Mary, Anna Christine, Ernst, Christine S und ich (="Thomas)" auf die Anreise zum Wurzenpass. Da ich mir nicht sicher war, wie viel Schnee am Forstweg hinauf zum Hahnenkogel liegen würde, veranlasste ich die Schneeschuhe am Rucksack aufzubinden. Wir werden ja sehen, ab wann wir diese brauchen würden. Als ich zu Weihnachten die Runde vorging, lag überhaupt kein Schnee im Gebiet ums Dreiländereck. Als Kugy vor 125 Jahren in den nahen Julischen Alpen seine Wintergehungen machte, musste er sich noch mit einfachster Ausrüstung durch die Schneemaßen kämpfen. Damals gab es noch kein Auto, welches ihn zum Ausgangspunkt brachte. Ein Schlitten war noch das höchste der Gefühle. Schneeschuhe waren zu dieser Zeit noch ein Fremdwort, und so stampfte man durch einen Meter Neuschnee. Jacken, Hosen und Hauben aus Goretex Materialien gab es auch noch nicht, schmücken erst seit wenigen Jahren unser Outfit. Und trotzdem war man damals mit Begeisterung dabei, auch wenn die „Tagestouren“ über zwei Nächte und eine Tag gingen.

Wir hatten es heute bequemer. 5 Stunden waren eingeplant, und schon nach einer guten halben Stunde vernahm ich die ersten Kommentare wie „Wos geh ma denn im Wold uma. Host kane schönan Gipfel für uns“. Ups! Vor einem Jahr war der halben Truppe die „richtige“ Schneeschuhwanderung auf einen Gipfel namens Dörerköpfl zu viel und noch vor dem Gipfel kehrten einige wieder um. Und heute war eine einfache Schneeschuhwanderung wieder zu wenig. Man kann es manchen Leuten einfach nicht recht machen. Nach der kurzen Pause gingen wir weiter. Bald wurde der Schnee am Forstweg immer mehr, und ich ließ es den Leuten frei, ob sie mit oder ohne Schneeschuhe gehen wollten. Während sich vorne eine 10-köpfige Schneeschuhgruppe bildete, die den Schnee niederstampften und einen Steig im Schnee ebneten, bildete sich hinten eine 7-köpfige Wanderschuhgruppe, die die Tour von der gemütlichen Seite sah. Wir kamen auf die Südseite des Berges, genossen die wärmenden Sonnenstrahlen und sahen die ersten Julier Gipfel rund um Skrlatica, Razor und Prisojnik. Wenn man genau hinschaute, konnte man jene Faszination erahnen, die Kugy damals so begeisterte. Berge präsentieren sich in ihrem Winterkleid ganz anders als im Sommer.

Nach ca. 300 Hm verließen wir den Forstweg, denn wir wären bald am Hahnenwipfel gewesen. Aus „programmtechnischen“ Gründen hatten wir die Tour bei der Planung verlängert, und so sollte bald ein langer flacher Forstweg folgen. Doch zuvor galt es diesen erst mal zu finden. Denn da wir uns im Grenzgebiet zwischen Österreich und Slowenien befanden und hier einmal erschwerte Grenzkontrollen herrschten, waren die beiden Forstwege auf unterschiedlichen Niveaulinien angelegt. Der österreichische Weg gab sich selbst an seinem Ende auf und wuchs schön langsam mit Bäumen zu. Der slowenische Weg ging ca. 50 Hm oberhalb des österreichischen weiter. Vorsichtig querten wir einen steilen Hang am Rande des zugewachsenen Weges und hielten uns an den dünnen Ästen der jungen Nadelbäume fest. Danach ging es den steilen Waldhang hinauf, wo oben der slowenische Teil des Weges weiterging. Im Hang lag wenig Schnee, und manche Stellen waren eisig und nicht ungefährlich. Aber unter der Mithilfe aller konnten wir auch diese Stellen meistern. Zwar rutschte der eine oder andere einmal aus, doch helfende Wanderstöcke und die Kraft der Naturfreunde beförderten schließlich alle hinauf zum slowenischen Teil des Forstweges.

Nach einer kurzen Pause ging es weiter. Aus der Sicht Kugys war es eine harmlose Stelle, denn er kletterte mit seinen Führern im Winter über vereiste Felswände und überwand lawinengefährdete Hänge. Mir zeigte die soeben überwundene Stelle die Grenzen der Gruppe auf. Mehr Action ist nicht drin. Touren im freien Gelände sind oft kein Thema, da nur die wenigsten mit einem LVS Gerät umgehen können bzw. die meisten besitzen gar keines. Und die Kraft reicht nicht mal für kurze Anstiege. „Als erste Wonderung im Jahr konnst ka 1000 Höhnmeter Tour mochn“, ging es mir durch den Kopf. 500 Höhenmeter reichen vollends. So ist es schwierig eine passende Schneeschuhwanderung für alle zu finden. Die einen wollen mehr, die anderen nicht mal ihre Schneeschuhe anziehen. Kugy brauchte sich zu Lebzeiten mit solchen Themen nicht auseinandersetzen. Den Wandertourismus gab es damals noch gar nicht. Wenn er in seinen Juliern zum ersten Mal auf einen noch unbestiegenen Berg stieg, hatte er nur Führer mit sich, auf die er sich verlassen konnte und dasselbe Ziel verfolgten. Oft marschierten sie stundenlang, ohne Pause.

Tua ihn nit zvül verwöhnen, weil sunst nimmt da Gerhard überhaupt ka Jausn mehr mit“, meinte Werner zu seiner Tochter, als wir am Rande der Seltschacher Alm die große Pause einlegten. Gerhard und sein Zwillingsbruder hatten fest mit einem Einkehrschwung in der Dreiländereckhütte gerechnet, denn schließlich war es so auch ausgeschrieben. Doch auf Wunsch von Fam. Feindt wurden wir zu einer „90er Feier“ in Rosenbach eingeladen. So musste aus zeitlichen Gründen die Tour abgeändert werden, und aus der nahen Dreiländereckhütte wurde der Matschnig. Gerhard ärgerte sich zu Recht, denn wie sonst sollte er sein „(Rosenbacher) Kampfgewicht“ halten können. So half Kerstin ihn mit ihrer Jause aus und Gerhard musste nur aufs Bier verzichten. Im Angesicht des steilen Schihanges hinauf zum Hahnenwipfel stellte sich nur mehr die Frage: „Gemma rauf oder nit?

Und so gingen wir die 120 Hm am Westhang hinauf, um nach ein paar Gipfelphotos anschließend gleich wieder an der Nordseite bergab zu gehen. Manche gingen mit Schneeschuhen unter den Füßen hinauf, andere trugen sie am Rücken über den Gipfel. Erneut bemerkte ich wie schwierig sich manche mit dem kurzen steilen Anstieg taten. Es bekräftigte mich in der Ansicht, dass es nicht leicht ist eine passende Schneeschuhwanderung für eine Gruppe zu finden. Die Fernsicht hinüber zum Oisternig und zum nahen Dobratsch war die Anstrengung auf alle Fälle wert. Auch die Blicke zum Montasch, Wischberg und Mangart sieht man nicht alle Tage. Vor über 100 Jahren wäre man schon deswegen auf einem Gipfel wie diesen gegangen. Im Abstieg hagelte es Kritik von hinten über die Routenführung, doch kaum jemand genoss den Blick zurück zum Wechselspiel aus Licht und Schatten. Egal. Wir waren wieder am Forstweg, der uns direkt zu den Autos führte. Doch jetzt im Abstieg. Rasch ging es bergab, und nach guten 5 Stunden war die heurige Schneeschuhwanderung auch schon wieder absolviert.

Gut ist es gegangen. Es folgte die Rückfahrt nach Rosenbach und die Geburtstagsfeier von Werner und Kerstin. Es konnte sich jeder selbst seine Gedanken über die heutige Tour machen. Ob sie manchen gefallen hatte oder nicht, ob sie zu anstrengend oder viel zu leicht war, ob mit Schneeschuhe oder ohne Jause – die Antworten darauf konnte sich jeder selbst bilden. Als wir bei der ersten Geburtstagsrunde im Gasthaus anstießen, fiel mir wieder Julius Kugy ein, der mit seinem Führer aus einer Flasche Alkohol mit eingelegten Käfern trank, um in der kalten Jänner Nacht nicht zu erfrieren. Auch wenn es ihm ekelte, er liebte seine Berge. Auch im Winter! In diesem Sinne: „Aus dem Leben eines Bergsteigers Schneeschuhwanderers! ...

(Bericht von Thomas)

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