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Hoher Sarstein (1975m) & Loser (1837m)

Ausseerland, Steiermark

Gratuliere! Berg frei!“, mit diesen Worten schüttelte ich meist die Hand der einzelnen Teilnehmer, als wir auf einem der Gipfel dieser 2-tägigen Steiermark Tour im Ausseerland standen. Bei sehr schönem Wetter erlebten 21 Naturfreunde der OG St.Jakob/Rosental sehr angenehme Wanderstunden im steirischen Salzkammergut, mit dem Sarstein (1975m) und dem Loser (1837m) zwei namhafte Berge und von der Loserhütte herrliche Blicke aufs nördliche Dachsteinmassiv.

 

Freitag Morgen um 5 Uhr Früh. Während sich 17 Kärntner (Hansi, Monika, Peter, Werner, Rosi, Gerhard, Hansi G, Klausi, Arnold, Christine R, Inge, Erich, Gerlinde M, Andrea, Brigitte, Gerlinde S, Manfred) in 4 Autos über die A10 auf die lange Anreise machten, starteten um 5:30 Uhr Walter W, Fritz, Christine und Thomas (=ich) von Graz aus über die A9 zu unserem Treffpunkt Pötschenpass im Ausseerland. Doch weit kamen wir „Steirer“ nicht, denn schon nach einer halben Stunde standen wir im Stau vor dem gesperrten Gleinalmtunnel, was uns mit zwei weiteren kurzen Anhaltungen insgesamt 40 Minuten kostete. Also ließen sich die Kärntner Zeit, kehrten zu einem Munter-Macher-Kaffee ein und kamen nach einer unendlichen langen Anreise durch 4 Bundesländer über den Tennengau und dem Paß Gschütt schließlich doch noch am „Grenzübergang“ Pötschenpass (Landesgrenze zwischen Oberösterreich und Steiermark, Anmerkung aus der Karte) an. Welch ein Auftakt!

Das dachten sich auch alle, als wir endlich nach dem Autos überstellen um 9:07 Uhr zu unserer heutigen Tour auf den Hohen Sarstein starten konnten. Neu mit dabei waren Manfred und Andrea. Während er schon einige Klassiker in den heimischen Bergen unternommen hatte, war es für die jüngste Teilnehmerin der allererste Gipfel in ihrem Leben. Alt mit dabei war heute unser Fritz, der gerne mal wieder alte bekannte Wanderkollegen aus früheren Tagen treffen wollte. Er hat in den letzten Jahren sein Glück mehr beim Klettern und den winterlichen Schitouren gefunden, und hat leider nicht mehr so oft Zeit mit uns mitzugehen. Trotzdem freuten wir uns aufs Wiedersehen und Geschichten von einst ausgraben zu können. „Auch Steirer kriagn a Sölbstbewußtsein“, vernahm ich von vorne. Es schien als hätte es hätte sich nichts geändert. Gratulation an unsere Schmähkanonen!

Zuerst wanderten wir gemütlich am Weg 693 nach Osten, um schließlich einen „schwülen“ Blick nach oben in den sonnigen Nordost-Graben zwischen Schwarzkogel und Niederen Sarstein zu werfen. Während Walter W vorne die Truppe anführte, mußte ich hinten meine Pflicht erfüllen und aufpassen, daß wir niemanden verlieren. Inge kämpfte mit der Kondition. Insgesamt standen 1000 Höhenmeter am Programm, und schon der erste große Anstieg durch den felsigen Graben zur Sarsteinalm verlangte viel von uns ab. Wir waren der Sonne ausgesetzt, was die Sache noch mehr erschwerte. Der Blick hinüber zum Loser wäre eigentlich traumhaft schön gewesen, wenn die Sicht nur etwas besser gewesen wäre. Es war zu diesig. Nach einer kurzen Trinkpause ging es an ein paar Versicherungen und einer kleinen Höhle vorbei. Da ich hinten meist alleine war, kann ich nicht viel berichten was vorne so alles passierte.

Wir erreichten die Alm nach 2½ Stunden. Jetzt standen uns nur mehr knapp 300 Hm bevor, die wir nach einer kurzen Pause in Angriff nahmen. In einem schönen Zick-Zack-Kurs ging hinauf auf den Hohen Sarstein (1975m), dessen Gipfel wir nach 3½ Stunden erreichten. Auch für mich war es ein besonderer Berg, denn als ich Ende der 90er Jahre mit dem Wandern anfing und mir zaghaft erste Touren in der Steiermark aussuchte, fiel mir die Überschreitung des Sarstein auf. Damals wollte ich diesen Berg machen, ein Jahrzehnt lang lag die Tour zu Hause in der Schublade, und heute konnte ich sie endlich nachholen. Gratulation! Dies galt natürlich für alle Gipfelstürmer. „A Glantschnig hots wieda amol gschofft“, vernahm ich während der Gipfeljause. Gemeint war unser Hansi G, der als einziger der drei Brüder wieder mal mit uns auf einem Gipfel stand. Es gab Zeiten wo alle drei fleißig mitwanderten, doch die sind längst vorbei. Inzwischen plagen allen ein paar Wehwehchen, und so liegt die Ausfallsquote bei über 50%. Bildete früher einmal einer das „Ersatzteillager“ für die beiden anderen, so geht heute der Schmäh herum, daß wir wenigstens aus den gesunden Organen der drei Brüder einen funktionstüchtigen Wanderer zusammenbasteln sollten. Schien uns dieses Mal wieder gelungen zu sein. Na ja, nicht ganz. Von hinten betrachtet, hatte Gerhard heute nicht einen Zwillingsbruder sondern eine Zwillingsschwester.

Wir blickten übers südliche Salzkammergut. Herrlich der Hallstättergletscher am Dachstein, weiter draußen der Grimming und nach Osten das Tote Gebirge. Auf der einen Seite der Hallstätter See, auf der Anderen der Altausseer See. Zum Greifen nahe der Loser und der Sandling. Es war ein schönes Stück Österreich! Zum Schluß gab es noch das obligatorische Gipfelphoto. Klausi bemühte sich, doch diesmal brauchte er sehr sehr lange. Ok, 7 Kameras zu bedienen ist nicht leicht, doch so lange mußten wir noch nie vor den Linsen posieren. Als wir uns dann zum Abstieg bereit machten, gehörte eine Kamera niemanden. Das hat es auch noch nie gegeben! Getreu nach dem Motto „Naturfreunde vermehren sich unterwegs“, trifft dies sinngemäß auch auf Fotoapparate unserer Ortsgruppe zu. Zum Schluß wurde der Besitzer doch noch ausgeforscht. „Dem Werner ghört se“, meinte jemand laut, und alle lachten. Er dachte, er habe seine andere Kamera mitgenommen.

Wer glaubte, daß wars, der irrte. Inge legte noch eine Aktion drauf, und ging schon mal voraus hinunter zur Sarsteinalm (im Norden). Als Walter W mit den anderen nachkam, sah er sie auf einem ganz anderen Weg hinunter zur Sarsteinhütte (im Süden) wandern. Sie hatte komplett die Orientierung verloren und mußte von Walter W wieder geholt werden. Was lernt man aus der G‘schicht, verlass die Gruppe nicht! Wir genossen das Getränk auf der kleinen Sarsteinalm und füllten noch vor dem Abstieg durch den Rotengraben unsere Trinkflaschen an einer Quelle auf. Der Steig hinunter war steil und manchmal rutschte auch jemand aus. Nach insgesamt gut 7 Stunden waren unsere Autos erreicht und wir konnten nach der Klärung wer wo mitfährt unsere Weiterfahrt nach Altaussee antreten. Wegen der hohen Maut (15€) füllten wir alle Autos auf und fuhren schließlich die Panoramastraße hinauf zur Loserhütte.

Inzwischen war die Sicht besser geworden und im Laufe des Nachmittags und Abends bot sich uns ein noch besserer Blick zum Dachstein. Die Zimmer bzw. Lager paßten, das Essen war sehr gut, die Stimmung in LRG-Form (lustig, relaxt, gemütlich), Bier gab es genug, die Dusche genossen einige, ohne Handys ging es nicht und alle waren irgendwie froh und zufrieden. Herrlich die Sicht hinunter auf den Altausseer See (diesmal ohne Narzissen, Anmerkung vom alljährlichen Brauchtumsfest). Das Wasser lag uns diesmal quasi zu Füßen. Die Tour hatte Walter W ideal eingeteilt, denn oft hat man nicht den Luxus mit dem Auto bis vor die Haustüre fahren zu können. Den Abend ließ ein Großteil mit ein paar Flaschen Wein ausklingen. Zuerst draußen, später herinnen. Arnold zahlte einen Liter Wein, weil er dem Wanderführer einfach so auf und davon gegangen war. Später kam nochmals Brigitte herunter zur Gruppe. „I hob die Rose eingschläfert“, meinte sie zu uns. Während unser Zimmerkommandant oben bereits schlief, stieß sie mit uns noch zu ihrem in dieser Woche gefeierten 70.Geburtstag an. Gratulation!

 

Samstag Morgen um 7 Uhr Früh. Bei angenehmen warmen Temperaturen frühstückten wir in der Morgensonne auf der Terrasse der Loserhütte. Ausnahmsweise hatte man für uns Kärntner Wanderer das Frühstücksbuffet um eine Stunde nach vorne verlegt. Es waren herrliche Momente mit dem Blick hinüber zum Sarstein (im Vordergrund) und dem Dachsteinmassiv (im Hintergrund). „I hob die folschn Zähn mit. Oba mir geht es guat“, meinte Hansi G und läutete somit zum stimmungsvollen 2.Wandertag ein.

Pünktlich und nicht zu spät gingen wir um 8 Uhr von der Loserhütte hinauf zum Loser. Dazu brauchten wir nur eine Stunde. Wir sahen die Lawinenverbauungen und mehrere Rampen im steilen Hang. Wie wir von einer heimischen Wanderin erfuhren, dienten diese zur Lawinensprengung im Winter. Vom Gipfel bot sich uns nochmals ein traumhafter Blick in die Landschaft. Zeit zum Genießen. Ich werde dies noch lange in Erinnerung behalten. Die Gipfelphotos gingen diesmal schneller, da Klausi abgelöst wurde. Der Weiterweg führte uns über den Hochanger (1838m) Gipfel hinunter zum Augstsee. Ich nahm mir jetzt die Zeit um mich mal mit den neuen Gästen ein wenig zu unterhalten. Gerlinde M kam über Erich zur Gruppe. Sie ging zuerst bei den Villachern mit, traf später bei der Faaker See Runde den Erich und beide landeten jetzt bei uns. Es gefiel ihr sehr gut und wir hoffen, sie macht so wie die anderen (Brigitte, Manfred, Andrea, usw.) noch gerne viele Wanderungen bei uns mit. Sehr gerne dabei ist die sympathische Rosi, die quasi schon ein Urgestein in der Gruppe ist. Als Beduinen-Rosi wird sie an diesem Wochenende dem Gerhard in Erinnerung bleiben, denn ihr Nackenschutz der Kappe erinnerte ihn an heiße Wüsten. Als Brigitte dann noch die Bemerkung „Perser sind kane Araber“ einwarf, konterte Rosi lachend mit: „Oba die Österreicher sind a kane Italiener“.

Von der Wüste zurück ins Ausseerland. Während zur einen Seite mächtig der Atterkogel (1826m) aufragte, führte uns unser Weg vom Augstsee (1643m) ums Kuhntal hinüber zur Bräuningalm. Dort errichtete man gerade ein paar neue Sennerhütten, denn zwei alte Hütten hatte der Schnee im letzten Winter zerstört. Während ich Peter und Monika von meinem heurigen Wanderführerkurs berichtete, gingen wir hinauf zum Sattel zwischen Greimuth (1871m) und Bräuningzinken (1899m). Als manche das Latschenfeld zum Gipfel sahen, dachten sie an die Hitze in den Latschen und begnügten sich mit dem Erreichten. Der Rest nahm die letzten 150 Hm des Tages doch noch in Angriff und konnte sich über einen weiteren herrlichen Aussichtsgipfel freuen. Oben verteilte Andrea ihren Zirbenschnaps, und Gerhard fühlte sich an alte Traditionen erinnert („Bin eh lei wegn den Schnops aufa gongan“). Der Anstieg war doch nicht so heiß wie erwartet, und so verstand er nicht, warum sein Zwillingsbruder sei Zwillingsfrau so kurz vorm Gipfel aufgegeben hatte.

Wir genossen die Gipfelpause bei Speck und Brot. Zeit zum Nachdenken, und so möchte ich mal kurz einen Rückblick in die Historie der Steiermark Touren geben. Um die Jahrtausendwende bildete die Allianz der steirischen Teilnehmer in der Ortsgruppe noch eine fixe Größe. 3½ Wanderer (Walter W, Fritz, Peter B und Thomas) kamen zu fast jeder Tour aus der grünen Mark nach Kärnten angereist, um begeistert mit den Rosenbachern auf die Berge herumzusteigen. Eines Tages kam die Idee auf, das Ganze mal umzudrehen, sprich die Kärntner fahren in die Steiermark. Mit unserem heutigen Wanderführer Walter W war bald ein Organisator gefunden, eine 2-Tages-Tour war logischerweise immer eingeplant und „bewaffnet“ mit einem Reisepaß machten sich von Beginn an meist um die 20 Teilnehmer auf diese Reise. Die erste Tour hätte vor 10 Jahren stattfinden sollen, wurde aber wegen Schlechtwetter um ein Jahr auf den 13/14.Juli 2001 verschoben. Es war der Startschuß in eine neue Ära. Völkerverbindend, freundschaftlich, weltoffen und vor allem immer lustig. Es folgten die Gesäuseberge (Planspitze & Hochtor, 2002), die Schladminger Tauern (Rotmandlspitze, 2003), das Dachsteingebirge (Sinabell, 2004), Hauser Kaibling & Hochwildstelle (2005), der Hochschwab (2006), eine Regenabsage (2007), der Tamischbachturm (2008), die Fischbacher Alpen (Hochlantsch, 2009) und eben jetzt das Ausseerland (Sarstein & Loser, 2010).

Es waren tolle Touren, manchmal feucht und anstrengend, doch meist bereichert von einer herrlichen Berglandschaft und vielen lustigen unvergeßlichen Impressionen in unseren Herzen. Vieles hat sich seit damals geändert, Wanderer sind gekommen und wieder gegangen. Nur die Berge sind geblieben. Unsere Karawanken-Rosi war von Anfang an immer dabei, ich hingegen schaffte nach der Klafferkessel-Tour von 2001 erst heute den Anschluß. Ich bin halt nur eine halbe Portion! Es wird höchste Zeit mal unserem Walter W einen ganz herzlichen Dank für all die tolle Arbeit zum Gelingen einer Steiermark Tour auszusprechen. Denn ein Jahrzehnt lang sich immer wieder etwas Neues auszudenken, Touren vorzugehen, mit Hüttenwirte zu verhandeln, zu organisieren und vor allem mit einer klassischen 3:1-Abstimmung sich einen Platz im alljährlichen Wanderprogramm der St.Jakober Wanderreferenten zu erkämpfen, ist auch nicht so leicht. Wir gratulieren dir Walter W, für das, was du in all den Jahren aufgebaut hast! Bleibt noch die Vorfreude auf weitere schöne Steiermark Touren in den nächsten Jahren.

Der Abstieg zum Augstsee verlief ohne Probleme. Beim Bergsee überraschte nicht nur uns sondern auch die vielen älteren Damen und Herren der Pensionisten Busse unser Erich mit einem Sprung ins kalte Wasser. Da gehörten schon viel Mut und eine dicke Haut dazu. Den letzten Höhepunkt bildete das abschließende Essen bei der mittlerweile wieder recht vollen Terrasse der Loserhütte. Zumindest wer es bekam. Schön langsam ging unsere heurige 2-Tages-Tour in der Steiermark zu Ende. Bleibt zum Abschluß nur mehr das Motto der beiden Tage auszusprechen: „Gratulation!“ Nämlich Walter W für die wunderschöne Tour, Brigitte zu ihrem 70er, Andrea zu den ersten Gipfeln, dem Herrgott fürs schöne Wanderwetter, dem Fritz zum Wiedersehen, den 3 Glantschnig Brüdern daß wenigstens einer wieder mitgeht, dem Loser fürs Weltklasse-Panorama, der Küche fürs gute Gamsgulasch und meiner Frau für die schöne verheiratete Zeit. In diesem Sinne: Berg frei bis zur nächsten Wanderung!

 

Sonntag, im Laufe des Tages und der Nacht. Schwere Unwetter gingen über das Altausseerland nieder und im Ort Altaussee lag ein halber Meter Wasser. Es fiel soviel Regen binnen weniger Stunden, dass der Wasserspiegel des Altausseer Sees um 1½ m anstieg. Die Knoppentraun Straße (wir blickten vom Sarstein Gipfel hinunter) war durch Murenabgänge komplett gesperrt. Katastrophenstimmung! Es zeigte sich, welch ein Glück wir hatten und welche Gewalten die Natur hat.

 

(Bericht von Thomas)

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