st-jakob-rosental.naturfreunde.at

Kobesnock (1820m)

Gailtaler Alpen

Der Kobesnock. Meist steht er im Schatten seines großen Bruders, des nahen Dobratsch. Meist wird er gemütlicher von der Windischen Höhe begangen. Und meist braucht man keine Berechtigung um ihn zu besteigen. Da reichen ein paar Wanderschuhe, ein Rucksack und eine Portion Wanderspaß. Und genau damit ausgestattet machten wir, 16 Naturfreunde aus St.Jakob/Rosental, uns auf den Weg um gegen den Uhrzeigersinn von Bleiberg-Kreuth aus seinen Gipfel zu besteigen.

Kurz nach 8 Uhr gingen also Rene, Mary, Gerhard, Rosi, Renate, Christine R, Milli, Gerlinde, Claudia, Mary K, Franzi R, Werner, Inge und Thomas (=ich) unter der Leitung von Peter und Monika los. Vom Fuggertal ging es am Weg 12 hinauf. 1000 Höhenmeter im Stück standen uns bevor - steil aber interessant. Während Monika vorne den Ton angab, hielt ich mich meist hinten auf. Seit einer Woche besitze ich als letzter Wanderführer der Ortsgruppe das Zertifikat zum Führen einer Gruppe, und so unterhielt ich mich mit Peter ausführlich über das erlebte. Hinten wunderte man sich, ob man als NF-Wanderer auch eine Berechtigung für die nächste 2-Tages-Tour braucht. „Nur wer den Kobesnock schofft, derf a in da Steiermork mitgehn“, meinte Gerhard. Nein, Gott sei Dank sind wir noch nicht so weit. Als Mary und Rosi ihm von ihren Line Dance berichteten, verstand Gerhard nur mehr Bahnhof. „Wos mocht’s den ihr do für an Laien Tonz. So a Blödsinn!“, war sein Kommentar.

Weniger blöd aber viel mehr interessant war der Blick ins Bleiberger Tal. Unten schien alles in einem prächtigen schönen Grün. Imposant und doch so fremd wirkte der Dobratsch von seiner westlichen Seite. Statt Felswände wachsen bis hinauf zum Gipfel Bäume, statt oben abgeflacht wirkt er spitz. Wie ein Berg seine Form und seinen Charakter ändern kann, erfährt man oft nur von seinen Nachbarbergen. Und der Kobesnock war einer davon. Er ist quasi der Abschluß einer Bergkette nördlich des Dobratsch, welche im Osten mit dem Spitzeck und dem Mittagskofel beginnt, über den Schwandnock, Lahnernock, Hachelnock und Mittagsnock bis zum Sattlernock sich fortsetzt, und im Westen mit dem Zebernock und dem Kobesnock ein Ende findet. Und genannt wird der ganze Zug Erzberg, weil man über Jahrhunderte hinweg Erze aus seinem Inneren förderte. Dies war der Grund für die Besiedlungen unten im Tal, dem Wohlstand für wenige und der Armut für viele über Jahrhunderte. Heute ist das Erz verschwunden, die Arbeit auch und viele müssen pendeln. Nach Villach oder ins Gailtal.

Geblieben ist der Kobesnock, unser heutiger Berg. Am Zeber Sattel warteten wir alle zusammen, und es blies ein kühles Lüfterl vom Norden. Wettermäßig hatten wir heute Glück. Es war zwar bewölkt, doch mehrheitlich im Osten (Karawanken) und weniger im Westen (Karnische Alpen). Und immer wieder zeigte sich auch die Sonne. Davon erfreuten sich vor allem die Blumen am Grat hinüber zum Gipfel. Es dominierte vor allem eine Farbe: gelb. Viele Südhänge waren voller Primula auricula, besser bekannt unter Alpenschlüsselblume oder Petergstamm. Sie ist die größte alpine Primel (bis zu 25cm hoch), blüht von April bis Juni und wohnt gerne auf Kalkbergen. Inzwischen ist sie sehr selten und geschützt. Früher hieß es, der Tee aus den an der „Auffahrt“ (Christi Himmelfahrt) gesammelten Blumen hilft gegen das „Hinfallen“ (Epilepsie). Heute kennen nur mehr die wenigsten den Petergstamm, obwohl ihn viele fast täglich in den Händen halten. Denn in Österreich ziert die Blume die Rückseite der 5-Cent-Münze. Auch ohne Zertifikat. Wir waren alle sehr erstaunt wie viele Petergstamm Blüten wir am Weg zum Kobesnock sahen. So hält jeder Berg seine eigenen Überraschungen bereit.

Zurück zur Tour. Manchmal wurde es felsiger, doch im Grunde war der Weg nicht schwierig. Nächster Höhepunkt war das Kalte Loch, ein riesiges Felsentor am Grat. „Jetz is neamma weit, a Stickl nur noch, schnell wirf i an Blick durchs Kolte Loch. Nur a klan, die Zeit is knopp, die geht ma bestimmt am Gipfl donn ob!“, war auf einer Tafel zu lesen. Wir hielten uns dran und erreichten nach 2¾ - 3 Stunden schließlich das Naturfreunde Kreuz am Kobesnock (1820m). Es war bis hierher schon eine tolle Wanderung, mit vielen Höhenmetern, noch mehr Flora und doch so nah. Wir genossen die Jause und des Niedahuckn. Peter machte dem Berg nicht nur durch „seine“ Blumen alle Ehre, sondern auch durch den Gipfelschnaps. Als Dank für die 1000-Höhenmeter-Schinterei bekam jeder ein kleines Flascherl Gipfelschnaps der Marke Eigenanbau. Seitdem alle Wanderführer ein Zertifikat besitzen, ist ein neuer Ruck durchs Team gegangen. Geht die Entwicklung so weiter?

Nach dem obligatorischen Gipfelphotos und der 3/4 – 1 Stunde langen Gipfelpause verließen wir die „aufgelahnte Ebene“ (Originalzitat Werner) und machten uns auf den Abstieg zur Wertschacher Alm. Natürlich kannte meine Tante Renate wieder einen der Arbeiter auf der Alm, wo man sich gerade für die Sommersaison rüstete. Nein nein, kein Einkehrschwung für Wanderer. Auch Kühe brauchen ihre Grenzen! Wir kamen an einer Quelle vorbei, wo man nochmals seine Trinkvorräte auffüllen konnte. Der 10er Weg führte uns schließlich in den Erlachgraben, und als wir beim Maurer Gehöft den Wald verließen, staunten wir nicht schlecht. In den Julischen Alpen hatten sich die Wolken zu grauen Regenwolken versammelt und bald könnte das Gewitter auch zu uns herüber kommen. Doch wir hatten Glück. Über uns schien die Sonne, der Himmel war ein Mix aus blau und weiß und herrlich waren die blühenden Wiesen am Weg zurück zum Parkplatz Fuggertal.

Anschließend ließen wir die Tour bei einem Essen und/oder Getränk im Gh Holder ausklingen. „Jetzt wird da Gerhard endlich amol den Schnobl holten“, meinte jemand, als er sein Erzbergschnitzel bekam. Für den Einkehrschwung brauchten wir (noch) kein Zertifikat, und fürs Bier erst recht nicht. Es war wieder einmal eine gelungene tolle Tour auf einem neuen Berg in unserer Ortsgruppen Gipfelsammlung. Ein Dank an Peter und Monika für die Idee, die Regie und den Nachspann. Alle 16 Wanderer waren sich einig, dass der Kobesnock von Bleiberg-Kreuth immer die 1000 Höhenmeter wert ist. Ob mit oder ohne Zertifikat. Bis zur nächsten Tour: Berg frei!

 

(Bericht von Thomas)

Loading
Weitere Informationen

Kontakt

Naturfreunde St.Jakob/Rosental
ANZEIGE
Angebotssuche