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Schleinitz (2904m)

Schobergruppe

Die wievielt größte Stadt innerhalb Tirols ist Lienz?“, mit diesem Gewinnspiel konfrontierte ich die Teilnehmer am Gipfel der Schleinitz (2904m) an diesem Samstag Mittag. Es war eine Prämiere, denn noch nie verlosten wir während einer Wanderung einen Preis auf einem Berg. Es gab einen Sieger, doch eigentlich war heute jeder von uns ein Sieger.

Für mich klingelte der Wecker um 4 Uhr Früh. Manchmal muß man Opfer bringen, denn schon um 5 Uhr trafen wir uns unter der Autobahnbrücke Villach Ossiachersee. Kurzerhand wurde nämlich der Treffpunkt von Rosenbach zur ersten Außenstelle verschoben, wodurch wir wieder eine halbe Stunde gewannen. „Wos hobt’s denn für an Streß?“, fragte uns der Tag. Nun, eine Kaltfront war von Westen in Anmarsch auf Österreich und sie sollte den Süden spätestens am Abend erreichen und deswegen waren heftige Unwetter angesagt. Die wollte ich unbedingt vermeiden, und so war jeder Zeitgewinn nur von Vorteil. Gerhard hatte zum Thema frühes Aufstehen seine eigene Antwort: „Dabei gibt’s eh nur a einfoches Wurt: Brauchst nur „Na“ sogn!“. Wie recht er doch hatte. Da kaum Verkehr war, erreichten wir rasch Lienz wo wir im 4er Konvoi die mautpflichtige (westlichere) Zettersfeldstraße hinauf fuhren. Ich hatte mich bewußt für diese Auffahrt entschieden, da wir weiter oben (1810m) starten konnten. Es gibt noch eine östlichere Straße aufs Zettersfeld, wo zwar keine Maut kassiert wird, man aber 200 Hm tiefer starten muß. Da sowieso 1100 Hm zu erwandern waren, wollte ich den Teilnehmern weitere Höhenmeter ersparen.

Ob Christine R auch ans Sparen gedacht hatte, weiß ich nicht, doch gleich zu Beginn konfrontierte sie mich mit leeren Trinkflaschen. Also wurde der Beginn der Route leicht geändert, damit sie im nächsten Hotel schnell ihre Trinkflaschen auffüllen konnte. Ich war froh daß die Strecke nicht gleich steil sondern eher gemütlich auf Forstwegen begann, denn so blieb jedem Zeit in den Rhythmus zu kommen. Anfangs war die Sicht nicht so gut (weil diesig), doch im Nachhinein war es gut für uns (weil nicht so heiß). Vorne ging ich als heutiger Wanderführer, dann folgten meist Walter W und Günther, und hinten kamen Peter und Maria, Christine R, Hansi G und Gerhard, Brigitte, Erich und Gerlinde, gefolgt von Ruth, Rosi und dem Schlußmann Klausi. Bei der Gelegenheit gilt mein besonderer Dank dem zweiten Wanderführer Klausi für die Unterstützung zum Schluß und auch Walter W, der im Anstieg mal kurz meine Rolle einnahm.

Den Schleinitz Gipfel sahen wir schon fast vom Parkplatz. Mächtig thronte der Felskoloss über den grasigen Hügeln empor. Der Weg schien noch sehr weit zu sein. Über den Lackenboden ging es weiter hinauf, sodaß wir die ersten 300 Hm in einer knappen Stunde bewältigten. Als der Weg übers Neualplschneid mehr zum Berg hinführte, wurde dieser immer größer und wuchtiger und wir kamen unserem Ziel näher und näher. Das Wetter spielte in diesen ersten Stunden seine eigene Regie, denn manchmal sahen wir den Gipfel in leichten Wolken gehüllt, dann wieder frei. Auch die anderen 3000er Gipfel in der Schobergruppe waren meist in Wolken gehüllt. Sollten die Unwetter schon früher kommen als vorhergesagt? Sollte Günther in seinem 4. Anlauf die Schleinitz zu besteigen schon wieder scheitern? Ich erinnerte mich an den Wanderführerkurs vor einem Monat, als man uns ausdrücklich vor den Gefahren einer Kaltfront warnte. Lange schaut das Wetter noch gut aus und die Leute verstehen nicht warum man nicht losgehen sollte, und binnen einer Stunde kann das Wetter total umschlagen. Ich konnte die Wolkenentwicklung nur beobachten und von meinem Gefühl und meiner Erfahrung heraus entscheiden. Klar war mal, daß wir erst mal bis zur Abzweigung Neualplseen weitergehen.

Vom Steig am Neualplschneid konnten man schön die 4 Erhebungen östlich der Schleinitz sehen. Es handelt sich um die Sattelköpfe, auf denen ein versicherter Steig auf den Gipfel führt. Als ich die Tour vor 3 Jahren mir angeschaut hatte, bin ich über diese Köpfe nach oben gestiegen. Damals kam mir die Idee auch mal eine NF Wanderung auf diesen Aussichtsberg über Lienz zu machen. Ein paar Jahre reifte die Idee und heute konnten wir sie umsetzen. Ich wollte den Leuten mal etwas anderes bieten, ein anderes Bundesland, eine andere Gebirgsgruppe, ein anderer Hausberg. Die Resonanz war trotz der langen An-/Abreise positiv. Solange wir von Almwiesen begleitet wurden, war der Weg leicht und interessant. Eine Blume sahen wir öfters und Christine R erklärte uns, daß es die verblühte Berg-Nelkenwurz sei.

Nach 2 Stunden hatten wir die Abzweigung erreicht und jetzt waren es nur mehr 1½ Stunden bis hinauf zum Gipfel. Auch das Wetter hatte sich gebessert, denn der Gipfel blieb jetzt frei. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit hatte ich ins Programm geschrieben. Die letzten 500 Hm waren prinzipiell nicht schwierig, doch wir mußten über große Platten gehen und das Kraxeln über Blochgestein war nicht jedermanns / jedefraus Sache. Die einen waren schneller, die anderen brauchten mehr Zeit. Doch wichtig war, daß es alle geschafft haben. Wir kamen auch noch mit den letzten Altschnee Resten in Berührung und hörten manchmal unter den Felsbrocken das Wasser fließen. So schraubten wir uns Meter für Meter auf der großen Trümmerhalde nach oben, ehe es am Schluß noch am westlichen „Grat“ hinauf ging. Das Gipfelkreuz steht etwas unter der höchsten Stelle, da der letzte Abschnitt nur Kraxelei ist. Nichts für uns. Egal, denn ein weiterer Premierenberg unserer Wandergruppe war geschafft. Die Sicht wurde besser und mittlerweile war ich mir sicher, daß das Wetter halten würde. Die ¾ stündige Gipfelpause konnten wir genießen, und so nutzte ich die Zeit fürs Gewinnspiel. Ich ließ jeden seinen Namen und die Antwort auf einen Zettel schreiben. Die Palette reichte von der 2.größten Stadt bis zur 13.größten Stadt innerhalb Tirols. Zwei Kandidaten kamen in die Endausscheidung, da sie die richtige Antwort erraten hatten (Lienz ist die 3.größte Stadt in Tirol, Quelle Osttirol Büchlein aus dem Rother Verlag). Christine R durfte das Glückskind spielen, loste einen Zettel aus und der Gewinner stand fest. Und da der Hauptpreis (zwei Eintrittskarten für die Shaolin Mönche Show Mitte August auf der Burgarena Finkenstein) von Monika gespendet wurde, rief ich sie an, damit sie Klausi den Gewinn persönlich mitteilen konnte. The Show must go on!

Nach den obligatorischen Gipfelphotos machten wir uns wieder auf den Abstieg. Ich mußte vorne gehen, denn keiner wollte einen Liter Wein zahlen. „Geh glei vor, dass des Konzept nit auseinander geht“, hörte ich von Gerhard. Seitdem wir 10 Wanderführer in der Ortsgruppe haben, läuft alles etwas anders ab. Organisierter, konzipierter, verantwortungsvoller. Nicht mehr so nach der Schau-ma-mol-Methode von einst. Nächster Höhepunkt waren die Neualplseen, die zu einer längeren Rast einluden. Erich hatte da sein eigenes Konzept, stand plötzlich in der Unterhose da und verschwand in einem der Bergseen. Ein Sprung ins kühle Naß ist sein Metier. „Da Erich is a guate Partie. Der bleibt frisch, weil er in jedes kolte Lackerle einespringt“, munkelte jemand neben mir. Für ihn war es etwas ganz Normales. “Des ghört dazu“, meinte er während dem Abtrocknen. Der Rückweg zu den Autos verlief östlich des Goiselemandls (2433m), denn wir wollten nicht am selben Weg bergab gehen. Inzwischen kurvten Paragleiter über uns und hatten hörbar ihren Spaß. Die Sonne schien nun schon seit längerer Zeit vom Himmel und auch die Sicht in die umliegenden Berge war besser geworden. Ich sah auch die Lienzer Dolomiten, wo ich erst voriges Wochenende anläßlich eines Kletterkurses war. Vielleicht kann man auch dorthin mal eine NF Wanderung machen. Eine Idee war geboren...

Übers Steinermandl und das ehemalige AV Jugendheim ging es hinunter zu den Autos bzw. zum Gasthaus, wo wir die heutige Wanderung ausklingen ließen. „Hobt’s ihr zwa schon ane großn Bier ghobt?“, fragte die junge Kellnerin. „Na, des worn de Vorgänger“, konterte Gerhard und freute sich schon auf die nächste kühle Runde. Der Knuspersalat bzw. die Schlipfkrapfen schmeckten uns gut und gemütlich konnten wir eine weitere nette Bergwanderung ausklingen lassen. Einziges Problem gab es noch mit der Maut. Da wir noch vor 7 Uhr heraufgefahren waren und diese noch nicht besetzt war, zahlten wir heute Früh nichts. Laut Wirtin werde sie aber bei der Abfahrt einkassiert. Also kassierte ich zum Kilometergeld noch anteilsmäßig die Maut. Auf der Fahrt hinunter winkte man uns aber durch, so daß ich zu Unrecht die Maut einkassiert hatte. Ein dummes Gefühl! Ich werde das Geld zurückgeben bzw. dem Verein spenden. Sieger sehen anders aus. Berg frei!

 

PS: Auf der Rückfahrt erfuhren wir übers Radio von Überschwemmungen in Innsbruck heute Nachmittag und von heftigen Gewittern auf der Alpennordseite bzw. schon wieder im Lavanttal. Der restliche Süden blieb diese Nacht verschont. Wir hatten Glück gehabt mit dem Wetter.

 

(Bericht von Thomas)

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