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Bogatin (2005m)

Julische Alpen, Slowenien

Was kostet eine Wanderung? – Für diese Fr/Sa Wanderung auf den Großen Bogatin (Mahavscek, 2008m) bzw. Kleinen Bogatin (1977m) in den slowenischen Julischen Alpen trafen sich lediglich 9 Naturfreunde, um dieser Frage grundsätzlich nachzugehen. 50 Euro? Nun, bei Regen, guter Laune und viel Bier wurde die Antwort ausgiebig diskutiert.

 

Freitag, 5.August. Um 14 Uhr war Treffpunkt und Abfahrt beim Matschnig in Rosenbach. Der Streik der slowenischen Frächter war kurzfristig nochmals abgesagt worden, und so konnten wir per 50-Euro-Maut ungehindert durch den Karawankentunnel und abseits der Autobahn über Bled ins Wocheinertal anreisen. Der Himmel öffnete bereits in Bohinjska Bistrica zum ersten Mal seine Schleusen. Es schüttete so stark, dass ich mir dachte: „Das war’s.“ Doch im Talende in Savica wurde es nochmals trocken und so begaben sich Hansi, Manfred, Gerlinde, Christine R, Christine E, Werner, Gerhard, Hansi G und Thomas auf die 50 Euro Kehren hinauf zur Dom na Komni. „Was sollte da noch schief gehen?“, fragte sich unser Aufstiegsweg.

Dèž pada“, meinten viele der uns entgegenkommenden slowenischen Wanderer. Ja, es begann immer wieder zu regnen. Also kamen die Ponchos heraus (die Schlaueren hatten einen Knirps eingepackt, Anmerkung der Regentropfen), wurden drüber gestülpt, nach ein paar Minuten ließ der Regen wieder nach, es wurde schwül unter der Plastikhaut, also wieder herunter, und nach einigen Minuten wieder das gleiche Spiel. Es war eine Lernstunde an diesem Nachmittag! Das Hantieren mit dem Poncho kannten wir am Ende des Tages perfekt. Trotzdem blieb die Laune naturfreundlich gut, und so kostete am Aufstieg jede Hilfe eines Kollegen plötzlich 50 Euro. Da Gerlinde keinen Rucksackregenschutz und nur einen Poncho hatte, war sie vielleicht bald pleite. Erst zum Schluss wurde das Wetter besser, und es kam kurz mal der Wocheinersee in seiner ganzen Pracht zum Vorschein. „Schod, dass noch aufreist. Jetzt sehgst des schene Panorama ah noch“, meinte Gerhard in liebevolle Manier zu uns. Und als Draufgabe gingen wir von der Dom na Komni bis zur Koca pod Bogatinum in einer prächtigen späten Abendsonne mit Blick auf die südlichen 2000er Gipfel der Spodnja Komna. Der feuchte Aufstieg war rasch vergessen.

Die beiden Zimmer waren rasch bezogen, Gerhard und Hansi G erfreuten sich des einen oder anderen Pivos, und alle versammelten sich schließlich zu einem guten Abendessen in der alten slowenischen Hütte. Zur Auswahl gab es jota, klobase, palačinka und goba juha. Das war’s im Prinzip. Mehr Abwechslung gab es nicht. Dazu caj, pivo oder vino zum Trinken. Es war die typische slowenische Hüttenkost, und die beiden älteren Damen mühten sich in den Abend. Jede Bestellung musste warten. Leider war um 22 Uhr Sperrstunde und so mussten wir ausnahmsweise mal früher schlafen gehen. Da ich letzte Nacht nur 3 Stunden geschlafen hatte, fiel ich eh todmüde ins Bett. Hansi hatte als Parole für morgen früh um 6 Uhr Tagwache und um 7 Uhr Abmarsch ausgegeben. Wir trauten unseren Ohren nicht! Wer ihn kennt, weiß wie schwer ihm diese Wörter über die Lippen gegangen waren. Schau ma mal, bis morgen Früh. Lahko noč!

 

Samstag, 6.August. Alle waren um 6 Uhr aufgestanden. Auch die Slowenischen Wanderer und die 3 Damen mit ihren 4 Micro-Bambinis. Für die kleinsten Wanderer war der heutige Aufstiegsweg zum Bogatinsko sedlo eine noch größere Tour als für uns. Beim Frühstück staute sich alles und so bekam ich mein Ham & Eggs erst später.

Pünktlich um 7:01 Uhr verließen wir die Bogatinum Hütte und machten uns auf den 1-stündigen Aufstieg zum Sattel. War es anfangs noch aufgelockert bewölkt, zog es sich bis zum Sattel zu und nach einer kurzen Trinkpause begann es kurz vor dem Aufstieg zum Kleinen Bogatin auch schon zu regnen. Jetzt musste es schnell gehen. Nur wer rasch im Auf- und Abstieg war, sollte die Überschreitung des ersten Gipfels machen. Hansi gab die Parole aus, und alle hielten sich daran. Es gefiel mir gut, dass es keine Diskussionen gab und jeder wusste, was er wollte und was für die Gruppe richtig war. Wir wussten ja nicht, ob es nun länger regnen oder bald wieder aufhören würde. Wir hatten nochmals Glück, denn es war erst der erste Überläufer der sich von Westen (Italien) herein drückenden Wolken. Hatten wir vergessen Petrus die 50 Euro Sonnenscheingebühr zu überweisen?

Ein kurzes Berg frei gaben sich am 1977m hohen kleinen Bogatin Hansi, Gerhard und ich, ehe es rasch wieder hinunter zu den anderen ging. Im Aufstieg zum 2008m hohen Großen Bogatin (= Mahavscek) kam ich an Gerlinde vorbei, die im kurzen Sonnenschein zum 9.Mal ihren Poncho auszog. „So. Heit ziag i den nimma on. I wül nimma“, vernahm ich im Vorübergehen. Ihr nervte es dieser 1½ Tage am meisten. Am Gipfel zog es sich rasch wieder zu, noch während der Gipfeljause regnete es wieder und am anschließenden Gipfelphoto hatte Gerlinde wieder ihren Poncho an. Schicksalsstunden einer Naturfreund-Poncho-Beziehung!

Nach den 50 Euro teuren Gipfelphotos straften wir die Gipfelrast auf eine gute Viertelstunde und begaben uns bald wieder auf den Abstieg. Es ging nun in die Spodnja Komna, jenes Plateau nördlich der 2000er Kette Mahavscek - Vogel, wo es im Winter extrem tiefe Temperaturen gibt. Laut Wetterstation auf der Dom na Komni Hütte hat es im Jänner in diesem Schneeloch bis zu -30 Grad (Spitzenwert war -49 Grad). Gebeutelt von der Kälte Nässe gingen wir hinunter zur Planina Govnjac, wo eine Kuhherde schon auf uns wartete. Einen Wegzoll von 50 Euro verlangten sie zwar nicht, dafür mussten wir aufpassen um nicht den falschen Weg zu nehmen. Unser Ziel war die erst kürzlich renovierte Dom na Komni, wo ich eine Runde ausgab, denn es war ein Genuss mit einer solch guten Truppe zu wandern. Alle waren konditionell gleich gut, man müsste nie auf jemanden länger warten, alle waren gut ausgerüstet und jeder wusste was bei Regen zu tun war. Schade, dass nur so wenige mitgegangen waren.

Leicht war diese 1½-tägige Tour ja nicht, denn in Summe kamen wir auf 1500 Höhenmeter. Nicht schlecht. Nach der 50 minütigen Hüttenpause begaben wir uns auf den Abstieg und wie schon tags zuvor hieß es Poncho rauf und runter. Es war nicht mehr lustig. Trotzdem kamen uns immer wieder Wanderer entgegen. Die Slowenen lieben ihre Berge und sind gerne in ihnen unterwegs. Wie es wohl der Frauen Gruppe mit den kleinen Wanderflöhen ergangen ist? Ich hoffe sie waren rechtzeitig umgedreht und gut bergab gekommen. Mit 1½ Stunden war der Abstieg angeschrieben. Obwohl wir ein paar Abkürzungen gegangen waren, schafften wir diese Zeit auch bei gutem Tempo nicht. Wir brauchten eine Viertelstunde länger. Die Zeiten auf den roten Tafeln sind eben sehr kurz angeschrieben.

Als wir schließlich in Ribcev Laz bei der traditionellen abschließenden Cremeschnitte saßen, resümierten wir die heutige Wanderung. Trotz des schlechten Wetters waren wir zufrieden. Wir hatten schließlich das Beste daraus gemacht. Vieles kostete diesmal 50 Euro. Sogar jede Kleinigkeit und Hilfsbereitschaft. Wenn Gerlinde für ihre 17x Poncho an- und ausziehen hätte wirklich zahlen müssen, wäre sie heute das letzte Mal mitgegangen. Doch dem war Gott sei Dank nicht so. Und so wird sie beim nächsten Mal wieder mit dabei sein. Hoffentlich auch andere. Die Tour am Bogatin hätte es sich verdient. In diesem Sinne: Berg frei!

 

(Bericht von Thomas)

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