st-jakob-rosental.naturfreunde.at

Narzissenwanderung auf die Planina pod Golico (1586m)

Karawanken

Veränderungen. So wie jedes Jahr gab und gibt es auch dieses Jahr naturfreundliche Veränderungen in unserem Verein. Ein neues Wanderprogramm, neue Bergziele, Wanderer kommen und gehen, Blumen blühen und verwelken. Genauer gesagt Narzissen, denn die (be)suchten wir heute. Als klassisches Ziel hatte unser Obmann Rene eine Karawanken Überschreitung von Rosenbach nach Jesenice ausgerufen um die kleinen giftigen Heilpflanzen zu finden, und von nah (St.Jakob) und fern (Brückl) kamen 26 Naturfreunde zusammen. Was sollte da noch schief gehen?

Um 7 Uhr war Treffpunkt, und es war schön für mich nach längerer Pause wieder einmal dabei zu sein. Mein Elbrus war abgesagt, die Schier endgültig im Keller verräumt, und so konnte ich mich wieder der klassischen Vereinsarbeit widmen (wandern, begleiten und schreiben). Da einige Wanderführer ausfielen, sprangen Klausi und ich ein. Eigentlich waren es gar nicht mal so viele Wanderer, denn eine schnelle 10-köpfige Gruppe war auch ohne uns schon vorausgegangen. Dazu kamen diesmal aber 7 glorreiche Verstärkungen von den Brückler Naturfreunden, nämlich Heidrun, Hermann, Rudi, Christl, Frida, Birgit und Lisi. Nette lustige Wanderer, voll motiviert und „bewaffnet“ mit Fotoapparaten. Von uns waren neben dem Erfinder der Tour Rene auch noch Peter, Maria, Klausi, Gustl, Riki, Franz, Charly, Roland, Lisi, Bernadette, Gerlinde, Renate, Filipp, Christine E, Rosi, Franz, Inge und ich (=Thomas) bereit, die weit über 20 km lange Tour mit ihren 1000 Höhenmetern in Angriff zu nehmen.

Lange ging es den Bärengraben hinein, vorbei am steirischen Walter und seiner Hausarbeit, aber stets kontinuierlich bergauf. So erreichten wir erst nach über 2 Stunden die erste längere Schaffenspause nach Überschreitung des Baches, kurz bevor sich der Forstweg und der steilere markierte Wanderweg gabelten. Bei dem Zwischenstand war klar, dass wir noch lange in den Nachmittag hinein wandern würden. Wir hatten nämlich 11 Stunden Zeit, die wir irgendwie verstreichen lassen mussten, denn unser Zug von Jesenice nach Rosenbach fuhr erst um 18 Uhr. Es war der einzige (Schnell-)Zug der noch stehen blieb im alten Grenzbahnhof. Früher einmal … Auch das sind Veränderungen, auf die wir uns einstellen mussten.

Rene war in den letzten Monaten auf Kriegsfuß mit seiner Gesundheit und konnte / durfte nicht so steile Wege gehen. Also gingen wir den etwas längeren Forstweg. Genug Zeit zum Quatschen, Fotografieren und Genießen. Plötzlich verließ uns das typische naturfreundliche Wetterglück und es begann schon am Vormittag zu tröpfeln. Obwohl das schlechte Wetter eher für die zweite Tageshälfte angesagt war, gingen wir trotzdem weiter und der erste Spuk war auch bald wieder vorbei. Ein Abstecher zu den beiden Frauenkogeln wäre nett gewesen, doch bei den inzwischen tief liegenden Wolken sinnlos. So war die Roschitzahütte (1410m) unser nächster Stopp, und die Jause schmeckte allen. Kurz zuvor hatte ich noch gelernt, was schwenden bedeutet. Nämlich eine Almfläche auszuputzen. Früher tat man es. Heute wäre es notwendig, doch wer tut es noch. Die Zeiten ändern sich. Auch wir Jungen können noch viel lernen.

Es folgte der letzte Anstieg hinauf auf den Rosenbachsattel. Und jetzt passierte es: Es begann zu regnen. Schnell wurden Ponchos oder regenfeste Jacken aus unseren Rucksäcken hervorgeholt, um nur ja nicht nass zu werden. Wie schnell sich doch das Bild einer Wandergruppe ändern kann. Eine Viertelstunde später war der Spuk schon wieder vorbei. Oben am Sattel erwartete uns ein kühler Wind und ein etwas besseres Wetter unten im slowenischen Save Tal. Dass die Brückler Naturfreunde ein „Gipfelphoto“ machten, war schon ok. Dass die St.Jakober Naturfreunde auf ihr „Gipfelphoto“ vergessen hatten, ist eher untypisch für uns. Auch eine Veränderung oder nur ein Ausrutscher?

Wir gingen weiter und fanden bald die ersten Narzissen. Ihren Namen hat die Blume aus dem Griechischen, was so viel wie betäuben bedeutet. In der Tat hat sie einen intensiven, betäubenden Geruch, der von den Alkaloiden herstammt. Mit dieser Säure schafft sich die Pflanze einen natürlichen Schutz gegen Parasitenbefall. Gefährlich wird für uns Menschen der Saft, denn lokale Hautreizungen können sehr schmerzhaft sein (Narzissenkrankheit bei Gärtnern). Aber soweit wollten wir es gar nicht kommen lassen, denn wir suchten nur nach Fotomotiven. Ein komisches Bild musste sich den aufsteigenden slowenischen Wanderern geboten haben, als oben die Brückler Naturfreunde ausgiebig fotografierten, während etwas weiter unten die St.Jakober Naturfreunde pausierten und auf die anderen warteten. (Der Sage nach soll so der Begriff Oberbrückl entstanden sein, Anmerkung aus dem Altgriechischen.) Ich verstand es auch nicht warum unsere so drängten, denn wir hatten ja genug Zeit. Dass Rene ein spezielles Narzissen Foto-Platzerl etwas weiter unten für uns parat hielt, wusste man oben nicht. Kommunikationsprobleme. Vielleicht wird sich auch das mal ändern.

Auf der Jeseniska planina gab es die nächste Rast, und so manchem ging schon das Jausenbrot aus. „Rene, sovül zum Essen hob ma jo gor nit mit wie mia heite Pausn mochn“, klang es um die alte Hütte. Für einen Moment besserte sich mal das Wetter und ließ einen Blick in die östlichen Karawanken zu. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob es nur der Weinasch oder doch auch der Hochstuhl war. Egal, zumindest die Richtung stimmte. So ging um 12:26 Uhr die 6.Pause zu Ende, und so manch eine Blume fragte sich was wir nachmittags wohl machen werden. Dann kam Renes Narzissenplatzerl und nicht mal eine Hand voll Naturfreunde interessierten die kleinen weißen zierlichen Blumen. Waren sie schon zu verwelkt? Dauerte die Tour schon zu lange? Wollte fast keiner mehr den Narzissen ein „Berg Blumen frei“ wünschen? Ich kann mich noch an Narzissenwanderungen erinnern … Auch das sind Veränderungen, auf die ich mich einstellen muss.

Auf Forstwegen ging es hinunter zum Ort Planina pod Golico. Etwas unverhofft gab es die nächste „kulturelle“ Pause beim Haus 57a. Dort hatte ein Slowene seine Version der Alpen aufgebaut, als er von überall einen Stein mit nach Hause brachte und in seinem Vorgarten den Großglockner, Mt Blanc und natürlich die Julischen Alpen im Kleinformat nachbaute. Mit Straßen, Häusern, Autos, Menschen, Seilbahn, usw. Schön zum Anschauen und Fotografieren. Da muss viel Zeit ins Basteln hineingeflossen sein. Als Draufgabe bekamen wir noch ein privates Schispringen a la Planica serviert, als Klein-Morgi, Malysz & Co auf der überdimensionalen nachgebauten Sprungschanze im Hinterhof um die Weite sprangen. Weltrekord wurde es zwar keiner, aber dafür war es lustig. Zumindest wenn man in die Gesichter der heutigen Naturfreunde schaute.

Nach der kurzen religiösen Pause vor der Ortskirche begann die Kirchtagspause. Die Vagabunden spielten im Festzelt mit einer zünftigen Polka auf, als wir uns im Gasthaus bei Cevapcici und Pivo erfreuten. Wahrscheinlich war es das Karma im ganzen Raum, denn auch meine Wanderhose bekam etwas vom slowenischen Zlatorog ab. „Sprich was“, meinte die vollbusige Kellnerin zu uns, doch keiner fühlte sich angesprochen. Früher einmal …. Auch dies hatte sich geändert. Plötzlich fiel das Wort unterspickt in der Runde. Ob nun sie oder doch die kleinen Fleischröllchen gemeint waren, wusste auch nur das Karma im Raum. Erst nach knapp 2 Stunden, einer getanzten Polka und einem längeren Warten in der prallen Sonne ging es weiter. Inzwischen hatte sich nämlich das Wetter so gebessert, dass die Golica, Rosenkogel & Co alle wolkenfrei waren und für eine Gipfelbesteigung bereit waren. Wir waren es nicht mehr, denn nach so vielen Pausen (insgesamt 4:18 Std, Anmerkung aus unserer Statistik Abteilung) wollte jeder nur mehr nach Jesenice ins nächste Cafe und eine Cremeschnitte a la Bled essen.

Zum Schluss machten Rene und ich es nochmals spannend, als wir die Asphaltstraße verließen und auf unbekannten Wegen eine gemütliche Abkürzung im Wald bergab gingen. Kurz vor 17 Uhr erreichten wir den Bahnhof in Aßling, doch ein geöffnetes Cafe für 26 Wanderer fanden wir in der 22000 Einwohner zählenden Oberkrainschen Industriestadt nicht. Das trübte die Stimmung sehr, und Auflösungserscheinungen machten sich am windigen Bahnsteig bemerkbar. Eine kleine Gruppe fand sich in einer Pizzeria wieder, wo es zumindest einen Cappuccino gab. Die letzten „bleden Cremeschnitten“ (oder eigentlich waren es diverse Kuchen mit mehr oder weniger viel Blätterteig, Schokofüllung usw.) hatten unsere Naturfreunde aus Oberbrückl aus dem nahen Supermarkt mitgebracht, und diese wurden still und heimlich im Lokal verzerrt. Improvisation pur. Früher einmal hätte man uns hochkant hinaus …  Die Zeiten ändern sich.

Was blieb vom langen Tag?“, fragte sich nicht nur der Zug, als er in den 7976m langen dunklen Eisenbahntunnel fuhr und ein Fazit wagte. Nun, die kleinen weißen Dinger am Berg hätten sich mehr Aufmerksamkeit verdient. Die Relation zwischen Pausen und Wandern passte nicht für jeden. Meiner Meinung nach sind bei einer 11 Stunden Tour 5:19 Stunden reine Gehzeit etwas zu wenig. Das müssten wir das nächste Mal etwas anders planen, zB ein paar Gipfel mit erwandern. Aber dafür müsste das Wetter passen. Die Idee einer Karawanken Nord-Süd-Überschreitung ist immer toll. Eine Ortsgruppen überschreitende Wanderung ebenso. Das muss man als Chance und Bereicherung ansehen, denn man kann von anderen nur lernen. Nur so verändert man sich. In diesem Sinne: Berg frei!

 

(Bericht von Thomas)

Loading
Weitere Informationen

Kontakt

Naturfreunde St.Jakob/Rosental
ANZEIGE
Angebotssuche