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Wanderkehraus 2012, Rossalm (1079m)

Karawanken

Mi hobn‘s ausegschmissen!“ – So begrüßte mich Gerhard am Freitag Nachmittag, als wir uns zum Hinauftragen der Lebensmittel fürs gemeinsame Wanderwochenende trafen. Gemeint war nicht sein Arbeitsplatz, sondern seine Wohnung. Aber er hatte schon eine Neue. Wir hatten dies auch, denn nach 2-jähriger Pause trafen wir uns heute zum ersten Mal in der frisch renovierten Rossalmhütte (1084m), um das Wanderkehraus 2012 zu feiern. Während die einen also zu Hause blieben und es sich in den eigenen vier Wänden gemütlich machten, taten wir es oben in den fremden, neuen, aber doch so vertrauten Holzwänden. Doch was ist der Unterschied zwischen einem Schlafzimmer Massiv und einem Lagerbett, also zwischen „unten“ und „oben“? Eine  „naturfreundliche“ Analyse…

 

Samstag (24.11.2012), Tag 1. Für die Rossalm mussten wir also am Vortag in kollegialer Teamarbeit alles (= Wein, Bier, Saft, Kekse, Chips, Wurst, Fleisch, Kraut, Dosen & Co) hinauftragen, zu Hause fährt man in den Supermarkt und muss schließlich auch alles tragen. Also unentschieden, sprich „0:0“. Oben musste unserer Ernstl schon früh hinauf und die beiden Hütten kräftig einheizen, damit wir es warm und gemütlich haben. Unten: Heizkörper aufdrehen und zahlen, also „0:1“. Der Nebel hatte sich verzogen und die Sonne schien, alles war vorbereitet und man freute sich aufs Wiedersehen. Als wir dann im Laufe des Nachmittags alle langsam eintrudelten (eine Gruppe kam von Rosenbach, die anderen von Kopein, ich vom Ferlacher Spitz), standen die belegten Brote und Kekse schon am Tisch, und aus der Küche verbreitete sich der Geruch von frischen Kaffee. Und wer einen Durstlöscher brauchte, nahm sich eine Dose. Und zu Hause? „Daham haßt’s: Mogst a Brot? – Jo. – Donn hol da ans“ (Originalzitat). Sagen wir „1:1“ für die Rossalm.

Während sich im großen Saal die meisten ihr Platzerl suchten, werkte man in der kleinen Küche eifrigst am Abendessen. Die Vorbereitungen dafür forderten Koordination, Planung, Können und Taktik. Monika hatte schon einiges Zuhause vorbereitet, womit vieles leichter war als noch vor Jahren. „Ane pock ma noch“, blieb leider für Klausi, Arnold und mir ein Wunschtraum, denn frei nach Mike’s Motto gab es heuer keine Zwiebeln zum Schneiden, sodass manche Künste im Verborgenen blieben. Zum Schluss wurden auch wir arbeitslos, hinausgeschmissen und auf der Suche. So wie unten, also unentschieden. Walter kümmerte sich um die Getränke und lief mit Wein und Bier so manchem leeren Naturfreunde Gläschen hinterher. „Für dos dass du an hinign kaputtn Fuaß host, gehst oba gonz flott“, folgte prompt eine zynische Bemerkung, denn Walter haderte noch immer mit seinen Schmerzen im Fuß. Naturgemäß verbreitete sich also schon am Nachmittag eine gute Stimmung, die sich in den Abend fortsetzte. Und unten? Immer dasselbe Samstag Abend Programm, also „2:1“.

Sehn möchte i do nit wos i do koch“, bemerkte unser Chefkoch und Hüttenwirt Hansi, als die 30 Menu Teller fertig werden wollten. Es gab Braten, Würstl, Selchfleisch, Kraut und Knödel. Eine logistische Meisterleistung, so viele Teller in so kurzer Zeit hinaus zu bringen und zu servieren. Da muss man nicht nur flott sondern auch schlagfertig sein. „Spinnst! Magister bin i nit“, hörte ich Walter mit einem Lächeln beim Teller tragen. Hauptsache es schmeckte jeden. Die Portionen waren groß und Nachschlag gab es genug. Nach dem großen Hunger gab es das kleine „Kehraus“ in der Küche beim Geschirr abwaschen und zusammenräumen, ehe zum großen Kehraus draußen die alljährlich Ansprache unseres Wanderreferenten Walter und unseres Obmanns Rene folgten. Es wurde nicht nur den zuletzt verstorbenen Wanderern gedacht, sondern auch eine Vorschau auf das neue Wanderprogramm gebracht. Tradition bleibt Tradition! Tolle Ziele warten auf uns bis zum nächsten Rossalm Termin. Unten sprach nur der Fernseher mit einem, ohne Programm und neue Ziele. Ein klares „3:1“ für die Rossalm.

Gerhard kam nun richtig in Fahrt. Nicht nur beim Bier trinken, sondern auch bei seinen Erzählungen über die neue Wohnung. Er hatte sich ein neues Schlafzimmer bestellt und musste jetzt zwei Monate warten. „I wollt holt a massives Bett hobn“, meinte er. „Oba wos is denn bei an Schlofsock so schwierig. Tuast holt a Brett drunter“, fiel Kerstin dazu ein Wandergedanke ein. Schön langsam legte sich ein Naturfreund nach der anderen schlafen, denn heuer kam mangels fehlender Musik nicht die gewohnte Stimmung auf. Schade! Aus der Steiermark hatte uns Fritz heuer mit seiner Anna besucht. „I tät a gern amol so a nette Frau finden”, fiel Gerhard dazu ein. „Gerhard, heit kriagst von jeda a guate Nocht Bussi“, wurde er getröstet. „Rene, fong du on“. Gelächter, während einer nur meinte: „Ihr seids ane Trotteln“. „Red nit so schnöll“, vernahm ich von links hinten. Ja, ja, der Wein kann die eigene Wahrnehmung schon ganz schön beeinflussen.

Zu Mitternacht gab es noch eine Einlage, quasi ein kultureller Höhepunkt. Mike gab uns drei Schuhplattler Nummern zum Besten. Quasi handwerkliches Können. Gelernt ist gelernt. Das Tanzen kam auf Grund der fehlenden Musik leider etwas zu kurz, auch wenn hinter den Kulissen fleißigst geübt wurde. „Man konn nie wissen für wos ma des braucht“, dachten sich viele und griffen zu Erdnüsse und Salzgepäck. Dann wurde es ruhig in und um die Rossalm Hütte und eine „allgemeine gute Nacht“ breitete sich aus. Und unten? Da schlief schon jeder. Als einer der letzten verkroch ich mich in meinem Schlafsack und konnte wegen des lauten Schnarchens im Trippelpack kaum ein Auge zudrücken in dieser Nacht. Also „3:2“.

 

Sonntag (25.11.2012), Tag 2. Unten war es zwar wärmer im Bett, doch auch nebeliger. Wo kein Vorteil ist auch kein Nachteil. Nach und nach trudelten alle verschlafenen Gesichter zum Frühstück (Kaffee, Tee) und Kuchen ein. So fanden sich Hansi, Ruth, Monika, Ernstl, Rene, Walter, Bernadette, Ines, Fritz, Anna, Mike, Gustl, Arnold, Klausi, Hannes, Nicole, Werner, Hannes, Kerstin, Gerhard, Peter, Maria, Walter W und Thomas schön langsam wieder ein. Gestern spät am Abend waren Inge, Christine E, Erich, Christine R und Brigitte noch abgestiegen. Später zu Mittag kamen Pepi, Franz, Lydia und Franz R noch dazu.

Kurz nach 8 Uhr brachen 3¼  Steirer (also Walter W, Fritz, Anna und ich) zu einer Wanderung hinauf zum Ferlacher Spitz auf. Das Wetter war angenehm, sonnig und für Ende November viel zu warm. Es war die beste Idee die Müdigkeit zu überbrücken und etwas für die Gesundheit zu tun. Herrlich die Sicht über die Karawanken Vorberge, die aus dem Nebelmeer im Kärntner Unterland hervorragten. Eine Mittagskogel Besteigung über den Ostgrat war wegen der pickelharten Altschnee Passagen kein Thema mehr, doch das wollten wir sowieso nicht. Vom Gipfel des Ferlacher Spitz (1742m) sahen wir sogar bis zum Großglockner und bis zur Koralpe. Kärnten lag uns zu Füßen. Ich fühlte mich wieder dort, wo ich hingehörte. Auf einem Berg und in der Natur. Zeit zum Genießen. Ein naturfreundlicher Pendler zwischen den Welten (unten und oben), aber ohne Pauschale. Ein eindeutiges „4:2“.

Pünktlich zum Mittagessen (Eintopf, Reste vom Vorabend) trafen wir wieder auf der Rossalm ein, ehe ich mich gleich auf den Abstieg machte. Mir stand noch ein langer Abend bevor, was mache nicht verstanden. Später brach auch der Rest auf, trug die Abfälle wieder hinunter und verabschiedete sich in den Dezember. Zurück blieben die saubere und frisch renovierte Rossalmhütte, unsere Erinnerungen an ein gemeinsames Wanderwochenende und die Erkenntnis, dass es eigentlich kein Spiel zwischen unten und oben gibt. Vergleiche sind nett, aber immer subjektiv und für jeden anders interpretierbar. Zum Abschluss durften sich auch das Wild und die Mäuse freuen, denn vom Wanderkehraus Essen blieb noch etwas für sie übrig. Nach einem Jahr Schonkost gab es auch für die Außenbewohner wieder mal ein vorweihnachtliches Festessen. Bis zum nächsten Jahr, Berg frei!

 

(Bericht von Thomas)

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