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Radwanderung Kanaltal

Friaul

Heute mal ein ganz anderer Wanderbericht, denn zum ersten Mal gab es eine Radwanderung in unserer Ortsgruppe. Wir waren ohne Wanderschuhe, Wanderstöcke oder Goretex-Bekleidung unterwegs, stattdessen hatte jeder ein Fahrrad unter den Füßen und vielleicht sogar einen Fahrradhelm am Kopf. Manche sahen es sogar klassisch, und konnten auf den Rucksack am Rücken nicht verzichten. Nur war es halt ein kleiner Biker-Rucksack, mit dem Notwendigsten was ein radelnder Tagesausflügler halt so braucht. 24 naturfreundliche Radwanderer hatten sich gemeldet, wobei die Durchmischung recht gut war. Von klein bis groß, von jung bis alt, vom Schifahrer bis zum Wanderer, vom Nicht-Naturfreunde Mitglied bis zum ersten Mal dabei war so ziemlich alles vertreten.

Wohin ging es eigentlich? Als Ziel hatte sich Walter (Organisator und Ideenlieferant) die Kanaltal Tour von Tarvis bis nach Venzone (ungefähr 70 km) ausgesucht. Also eine rein auf italienischem Gebiet verlaufende Auslandstour. Nur die wenigsten kannten die Strecke, und so ziemlich alle kehrten am Ende des Tages von einer tollen, neuen, interessanten Radstrecke zurück, die zum Wiederholen einlud. Ein Tipp für die Zukunft. Dabei hatte es bis vor diesem letzten August Tag 2013 noch anders ausgeschaut. Zum einen hatten wir die Tour im Mai schon mal abgesagt und eher kurzfristig nochmals ins heurige Wanderprogramm genommen, zum anderen drohte die Einstellung des Zuges bis Ende des Jahres. Beides änderte sich zum Positiven, und so scheint zumindest für ein weiteres Jahr die Finanzierung gesichert zu sein.

Von Villach Hauptbahnhof reiste Walter mit Ernstl T, Anita, Arnold, Doris, Klausi, Ulli, Anna, Paul, Leo, Milli, Gerhard, Inge, Donald, Waltraud und Renate an, während Christian, Ines, Jakob, Lena, Rosamunde, Karl, Agnes und Thomas (=ich) in Tarvisio schon warteten. War anfangs der Himmel noch nicht ganz so blau aber doch ideal zum Radwandern, wurde es im Laufe des Tages immer sonniger, wärmer und schöner. Auch die anfänglichen frischen Temperaturen wichen warmen südländischen Graden. Unter der Führung von Walter ging es mit durchschnittlichen flotten 17,6 km/h Tretgeschwindigkeit vom Bahnhof Boscoverde über Tarvisio Città direkt nach Valbruna hinein, vorbei an der Lussari Talstation in Malborghetto und über Santa Caterina und Bagni di Lusnizza nach Pontebba. Die meiste Zeit verläuft der Radweg auf der alten K.u.K. Bahnstrecke, welche 1995 stillgelegt wurde und durch die neue Pontebbana Strecke ersetzt wurde. Mit der Idee auf der alten Bahnstrecke eine neue Radwanderstrecke zu errichten, hat man viel für den Tourismus und unser Anliegen getan.

Bis zur Saifnitzer Wasserscheide (805m) ging es nur sehr sehr mäßig ansteigend bergauf, ehe es ab dann meist nur mehr bergab ging. Östlich entwässert die Gailitz über die Drau und die Donau ins Schwarze Meer, während westlich die Fella über das Kanaltal (La Valcanale) und den Tagliamento in die Adria entwässert. Auf technische Hilfen sind die Flüsse dabei nicht angewiesen. Ganz anders als bei uns, denn da sah man schon das eine oder andere eBike. Aber das war ok. Für den ersten Abschnitt brauchten wir nicht mal 1½ Stunden. Die Gruppe fuhr recht kompakt und bei den vielen Stopps wurde immer wieder zusammengewartet. Ernstl unterstütze Walter als zweiter Radwanderführer, bildete quasi die rote Laterne hinten und führte jeden immer wieder zur Gruppe heran. In Pontebba gab es die erste längere Pause, die wir zum Trinken nützten. Zufälligerweise feierte man dieser Tage auch ein Erntedankfest und es gab auch eine Hochzeit am Platz gegenüber zu sehen. Bis hierher verlief bis zum Ende des Ersten Weltkrieges die Grenze, teilte der Pontebbana Fluss die Stadt ins italienische Pontebba und ins österreichische Pontafel, und an den alten Grenzsteinen wird sogar noch die Entfernung von der Hauptstadt des Herzogtums Kärnten in Myriameter angegeben (IX 3/10 , also 93 Kilometer).

Der zweite Abschnitt führte uns in ebenfalls 1½ Stunden durch das Eisental (Canal del Ferro) von Pontebba über Dogna nach Resiutta. Es war der Abschnitt mit den meisten Tunnels am Radweg, doch leider war der erste Teil bis Dogna wegen der Auswirkungen des Brandes in diesem Sommer gesperrt (Steinschlag bis auf den Radweg herab). Wir mussten also entlang der Bundesstraße fahren, was aber wegen der Diszipliniertheit der Teilnehmer kein Problem war. Walter kannte die Anschlussstelle in Dogna, wo wir wegen der 27% Steilheit unsere Räder hinauf schieben mussten. Als Lohn dafür gab es einen Weltklasse Blick von der Brücke am Beginn des Dognatales mit dem krönenden Montasch im Hintergrund. Von diesem „Foto“ schwärmte sogar schon der legendäre Julius Kugy, als die alten K.u.K. Züge hier für die Passagiere hielten. Das konnten sogar wir verstehen. Was uns auf der langen Strecke auffiel, waren die alten Streckenwärterhäuschen entlang der jetzigen Radstrecke, die leer und verlassen sind und somit ihrem Verfall preisgegeben werden. Schade, aber eine Nutzung wie auch immer ist einfach zu kostspielig. Toll wäre eine museale Nutzung mit viel Information in drei Sprachen über die alte Bahnstrecke, das Tal und deren Geschichte. Eine Nutzung als Einkehrschwung für hungrige und durstige Radfahrer fand hingegen das alte Bahnhofsgebäude in Chiusaforte, wo man am Bahnsteig sogar noch eine alte Wasserfüllanlage für Dampflokomotiven aus dem Jahre 1915 vorfindet. Toll gemacht. Mir gefiel der Abschnitt sehr gut. Nicht nur wegen der vielen Fotoimpressionen (alte Brücken, Viadukte, Wasserfälle an den Seiten, beeindruckende Berglandschaft), sondern auch wegen der 500 Höhenmeter die wir kontinuierlich bergab fuhren. In die andere Richtung wollte ich nicht fahren.

Um halb 3 Uhr nachmittags kehrten wir zu einer längeren Pause im Al Buon Arrivo Ristorante in Resiutta ein, wo wir schon hungrig auf unser mezzo pollo con pommes warteten. Auch hier hatte Walter an alles gedacht und für uns zwei Tische reservieren lassen. Wer kein halbes Bankhendl wollte, begnügte sich auch mit Pasta, Penne oder halt nur einen Salat. Hauptsache Bier, Wein und Wasser gab es. Zum Abschluss unserer Radtour folgte noch der dritte und letzte Abschnitt, der uns über Carnia und Portis nur mehr entlang der Bundesstraße auf einem 1-2 m breiten Seitenstreifen bis nach Venzone führte. Der ausgebaute Radweg endet nämlich derzeit in Resiutta und es wird wohl noch einige Jährchen und Eurochen brauchen, bis dieser auf der alten Bahnstrecke weitergebaut wird. Zu hoffen ist es. Ab Resiutta muss man immer damit rechnen, einen Gegenwind vom Süden zu erleben. Wir hatten Glück, und erlebten ihn auch. War natürlich vorne für den Ersten anstrengender zu treten, da man keinen Windschatten hatte. Ich fuhr heute oft hinten, weil ich immer wieder Fotos machte. Und als ich zu Ernstl und Co aufgeschlossen hatte, sah ich Ulli die letzte Gruppe anführend alleine gegen den Wind ankämpfen. Die Lücke zur vorderen Gruppe wurde immer größer. „Das gibt’s doch nicht“, dachte ich mir und heftete mich sofort vor ihr Rad. Windschatten fahren war nun angesagt, d.h. ich durfte nicht zu schnell aber auch nicht zu langsam fahren. Und sie musste schauen an meinem Hinterrad zu bleiben und nicht abzureißen. Und siehe da, es gelang uns fast wieder den Anschluss an die vordere Gruppe zu finden.

Kurz vor unserem Zielort führte uns Walter noch durch einen alten Teil von Venzone, welches am 6. Mai 1976 bei einem schweren Erdbeben arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Um 20:59 Uhr bebte die Erde damals 56 Sekunden lang und ließ zerstörte Häuser und Tote zurück. Wir sahen heute noch alte verfallene und verlassene Häuser. Auch in der Altstadt von Venzone selbst sah man noch Spuren von einst, in Form der Mauerreste einer alten Kirche. Um 16:43 Uhr radelten wir am Hauptplatz von Venzone (dt. Peuscheldorf) ein und beendeten somit unsere heutige (Rad-)Wanderung. Leider war die Zeit schon zu weit fortgeschritten, sodass sich nur eine verkürzte Sightseeing Tour durch die Altstadt ausging. Auf den Dom, die Mumien, die zahlreichen Lavendel Geschäfte und vor allem den ausgezeichneten Prosciutto mussten wir verzichten. Nur beim Vino Rosso (gesponsert von unserem neuen Vereinsmitglied Paul als Einstand) konnten wir nicht Nein sagen, und so musste der in einer viel zu kurzen, 20-minütigen Einkehr munden. Schade. Wollen wir das nächste Mal nachholen.

Rückfahrt auf der neuen Pontebbana Strecke, durch viele lange Tunnels der Karnischen Alpen. Ein Fazit: Es war eine sehr gelungene Wanderung der etwas anderen Art. Wir hatten bestes Radwetter, wir waren eine tolle kompakte Gruppe und alles war perfekt organisiert. Lustig war es, zumindest in unserem Abteil. Die Radstrecke ist landschaftlich ein Genuss und mit der Rückfahrt per Zug für viele Radfahrer als Tagesausflug zu bewältigen. Walter gefiel auch sehr gut, dass es über den Umweg Radwanderung die erste wirklich gemischte Tour innerhalb unserer Naturfreundeortsgruppe St.Jakob im Rosental gab, denn es waren diesmal 6 „Schifahrer“ dabei. Übrigens waren auch nicht viel mehr eingefleischte „Wanderer“ mit von der Partie. In einem der langen Tunnel erinnerte ich mich an meine Anfänge bei den St.Jakober Naturfreunden, wo weit weg führende Wanderungen immer so geplant wurden, dass man mit dem Zug an- oder abreiste. Auch heute war dies wieder so, als wir mit unserer ersten Radwanderung anfingen. Vielleicht gibt es eine Fortsetzung im nächsten Jahr. Berg Rad frei und Grazie.

 

(Bericht von Thomas)

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