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Spik (2472m)

Julische Alpen

Das war heute eine Prüfung! – 1500 Höhenmeter standen uns im Weg. Oder 4 Stunden im Aufstieg. Unsere Wanderung führte uns heute auf den Spik (2472m), eine Felspyramide in der Martuljek Gruppe in den nördlichen Julischen Alpen Sloweniens. Eine anstrengende, Schweiß treibende Tour. Wir hatten heute viel gelernt, Glück mit dem Wetter gehabt und eine ordentliche Portion Berg absolviert. Einen Berg, den sich nicht jeder antut.

Deswegen hatten sich nur vier Naturfreunde zur heutigen 3-Blumen-Wanderung angemeldet. Erich und Gerhard waren schon öfters dabei, Elly machte ihre naturfreundlichen Anfänge und Maria, eine Allrounderin in den Bergen Kärntens, probierte es erstmals mit uns. So trafen wir uns in Hart bei Fürnitz und fuhren über den Wurzenpass nach Kranjska Gora, um auf der Vrsic Pass Straße kurz unter dem Mihov Dom einzuparken (Kehre 3, ein Dank an Erich) und unsere Tour von hier zu beginnen. Zuerst ging es mal einige Höhenmeter bergab und dann gleich weiter leicht ansteigend hinauf zur Koca v Krnici, eine Wanderhütte zum Einkehren für leichte Wanderungen von Kranjska Gora aus. Für Erich war der erste Abschnitt etwas zu schnell, dafür kam er später umso mehr in Fahrt. Das eingekühlte Bier auf der Hütte blieb leider zurück, denn unser Weg führte durch einen Graben südlich der Gruntovnica hindurch bergauf. Manchmal mussten wir über mächtige Felsen im Bachbett steigen, doch wir kamen nicht schlecht voran.

Stimmt nicht ganz. Als es dann steiler bergauf zur Gamsova Spica ging, fiel unser Gerhard ab. Erichs Tempo war ihm zu hoch, und da er gestern on-Tour war, ging es heute nicht so spritzig bei ihm. „Alkohol und Sex ist für Männer nix“, war Marias eindeutiger Kommentar. Noch dazu vor so einer anstrengenden Tour. Gerhard nahm es schmunzelnd zur Kenntnis, doch wir erfuhren nicht, ob er gestern oder erst heute nach Hause gekommen war. Das blieb sein Geheimnis. So war der heutige lange Aufstieg seine sehr persönliche Prüfung. Mit Elly war ich erst das zweite Mal unterwegs. Vorige Woche auf die Creta Forata überraschte sie mich noch mit einer großen Portion Kondition, und selbst heute im teils felsigen Julier Gelände meisterte sie eine wahrlich nicht leichte Bergtour. Nur im späteren Abstieg rutschte sie manchmal aus. Vielleicht war es die Müdigkeit, die Konzentration, der rutschige Weg (Fels kombiniert mit Erde bzw. Laub) oder einfach nur der sich lange dahinziehende Schlangengraben. Sie zeigte, dass sie auch bei längeren Touren mithalten kann und bestand unsere naturfreundliche Meisterprüfung.

Tiefe felsige Einblicke gab es heute selten, denn lange war unser Aufstiegsweg von Wolkenresten umgeben. Erst im letzten Seil-versicherten Abschnitt hinauf zum ersten Vorgipfel und später zur Lipnica bzw. zum Spik tauchte die Sonne über uns auf und schön langsam zeigte sich die mächtige Felspyramide des Spik. Über Erich brauch ich nicht viel zu berichten, denn konditionell und bergsteigerisch ist er top. Hut ab! Dass er gut singen kann, wissen nicht nur die anderen, nein er würde am liebsten in einen Bergsee hineinspringen, wenn es hier nur einen gegeben hätte. Neu war für mich sein Können und Wissen über die Blumenwelt in den Bergen. Maria schien da die beste Lehrerin zu sein, denn sie kannte fast jeden blühenden Stängel. So bekam Erich im Anstieg ein Coaching, und im Abstieg wurde er geprüft.

Von der Lipnica (2418m) ging es über einen leichten felsigen Grat hinüber zur Abzweigung Schlangengraben. Wir hatten Glück, denn der Schnee war vom Aufstiegsweg gewichen und so konnten wir ohne winterliche Berührung zuerst unseren Gipfel besteigen und später den geplanten Weg durch den Kačji graben absteigen. Maria ging im „Vorstieg“ hinauf zum Gipfel. Lange, schwierige Touren machen ihr nichts aus. Konditionell war sie wahrscheinlich die Beste in der heutigen Truppe. Wir mussten im letzten Anstieg nur auf Steinschlag Acht geben, denn so unbezwingbar steil der Spik von der Lipnica noch aussah, umso mehr lehnte sich der Felsspitz zurück und war ohne Probleme von allen zu meistern. Endlich Jausenzeit! Die hatten wir uns nach 4 Stunden Aufstieg verdient. Die Bergsteigerische Prüfung der heutigen Tour hatten wir zur Hälfte bestanden. Die Bergtour machte mir Spaß, denn ich hatte eine tolle, schnelle Gruppe, die kaum Schwächen zeigte. Am Gipfel war ich mir sicher, dass das Wetter halten würde. Auch wenn wir wegen der Wolken nur teilweise etwas von der sonst grandiosen Bergwelt um uns sahen, reichte mir der blaue Himmel über uns, um zu wissen, dass die Gewitter nicht so schnell kommen würden. Und dem war auch so, denn erst beim Auto angekommen, tauchten dunklere Wolken auf und erst beim Essen in Kranjska Gora fing es zu donnern und leicht zu regnen an.

Am Abstieg musste Erich Farbe bekennen und viele Blumen erraten. Er hatte die Prüfung über die Welt der Blumen bestanden. Tolle Leistung. Und welche Prüfung hatte ich heute erlebt? Hätte mich einer gefragt, welcher Berg welcher ist, hätte ich sicherlich bestanden. Doch da wir wegen der Wolken nicht viele Berge sahen, fragte mich auch keiner. Bei dem Who-is-who Blumenfragen hielt ich mich dezent im Hintergrund und schickte mit Erich unseren Besten zur Prüfung. Die vielen Blumen am Abstieg waren da anderer Meinung, und sie munkelten, ich hätte Prüfungsangst. Als Elly im Abstieg mal kurz ausrutschte und eine kleine Platzwunde am Handballen bekam, versuchte ich sie mit meinem Erste-Hilfe-Set so gut es ging zu verarzten. Auch diese Prüfung hatte ich bestanden. Sonst brauchte ich mich nur um den richtigen Weg zu kümmern, und alle waren froh dass wir nicht über den Kačji graben hinaufgegangen waren. Bei dem guten Team war die Führung leicht.

Nach 6 ½ Stunden reiner Gehzeit hatten wir den Berg geschafft und die Tour beendet. Mit Wetterglück und einem frühen Start am Morgen hatte wir eine lange anstrengende Tour mit 1500 Höhenmetern bewältigt. Eine Meisterleistung. Für Gerhard und mich war es nach 2002 die zweite Besteigung dieses Berges, für die anderen das erste Mal. Der Spik sagte Danke und stellte uns am Ende des Tages sein Prüfungszeugnis aus, welches sehr gut für uns fünf Wanderer ausfiel. In diesem Sinne: Berg frei!

 

(Bericht von Thomas)

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