st-jakob-rosental.naturfreunde.at

Großer Bösenstein (2448m), Hochturm (2081m)

Rottenmanner Tauern bzw. Hochschwabgebiet, Steiermark

An diesem Samstag fuhren wir früh am Morgen nach Hohentauern, einem Ort eingekeilt zwischen den Seckauer- und den Rottenmanner Tauern in der westlichen Obersteiermark. Die einen kamen von Graz, die meisten kamen von Kärnten. Irgendwann zwischen 8 und 9 Uhr trafen wir uns auf der Edelrautehütte, welche am Fuße des Großen Bösenstein (2448m) liegt. Dieser war unser Berg des Tages, und auch der höchste an diesem Wochenende. Malerisch lag die Hütte vor der im Hintergrund mächtig aufragenden felsigen Pyramide. Und darüber herrschte blauer Himmel und Sonnenschein. Zwei wunderschöne Tage waren angesagt, zwar mit Hitze aber ohne Regen, und die wollten wir nutzen.

Nach dem ersten „I bin do“-Bier am frühen Morgen ging es zuerst flach am idyllisch gelegenen Großen Scheibelsee vorbei ehe wir in den steilen Anstieg kamen. Für Franzi M war es dann leider bald schon wieder vorbei, denn es war zu viel für ihn. Monika drehte mit ihm um, Rosi erging es auch nicht sehr gut und Hansi G kehrte noch vor dem Hauseck Sattel auch wieder um (Knieprobleme). So verblieben 13 Naturfreunde namens Walter W, Erich, Gerlinde, Brigitte, Peter, Maria, Karl, Sonja, Fritz, Anna, Gerhard, Christine M und Thomas (=ich) am Bösenstein Rundweg. Besonders freute ich mich über die Teilnahme von Fritz und Anna, die sich erst am Abend zuvor angemeldet hatten. Toll das unser Fritz die Verbindung zur Ortsgruppe über all die Jahre aufrecht hält und uns nicht vergessen hat. Und wenn es nur eine Wanderung im Jahr ist, man freut sich immer. Gesundheitlich war er nicht 100% fit, aber er kam gut mit.

Die Bösenstein Runde ist eigentlich eine klassische Paradetour. Eine jener Muss Bergtouren, die man in jedem Wanderbuch über die Steiermark findet. Klassisch rund, felsig, kompakt. Walter W hatte die Idee dazu, und ich war erfreut darüber. Und wahrlich, es ist eine wunderschöne Tour. Prädikat Weltklasse. Eine Genusswanderung. Vom Hauseck Sattel ging es eine Rinne etwas steiler hinauf, ehe wir ein kleines Plateau erreichten. Hier sahen wir in den hinteren Talkessel hinein, wo noch Altschneefelder lagen. Eine klassische Schitouren Route führt dort hindurch hinauf. Es waren sehr viele Wanderer unterwegs, und so staute es sich am Felsaufschwung zum Bösenstein Grat. Schaute von unten schlimmer aus, doch letztendlich war es halb so schlimm. Als wir dort drinnen waren, waren die Massen schon durch und ohne Stecken ging es viel besser und leichter die paar Felspassagen hinauf. Letztendlich schaute es wilder aus als es war. Es zog sich zwar noch der Weg hinüber zum Gipfel, doch es ging auf einem guten Steig unter dem Grat problemlos dahin.

Die Mittagspause hatten wir uns verdient, und so konnten wir die tollen Bergpanorama Blicke genießen. Vor uns lagen die Haller Mauern, links im Hintergrund tauchte der Grimming auf, rechts überragte das Gesäuse mit Kaibling, Sparafeld und Admonter Reichenstein, im Osten dann die Eisenerzer Alpen. Auf der anderen Seite die Seckauer Tauern und ein Meer Niederer Tauern Berge beginnend mit Rottenmanner-, Wölzer- und Schladminger Tauern. Auch Schneebedeckte 3000er Gipfel ganz draußen im Südwesten war zu erkennen. Phantastisch, unendlich, steirisch. Nach dem obligatorischen Gipfelfoto begaben wir uns auf den Abstieg in den Sattel zwischen Großen und Kleinen Bösenstein, ehe es auf der anderen Seite wieder hinauf zum kleineren Bruder ging. Seinen Namen hat der Berg übrigens vom Wort Pölsenstein, welches sich vom südlich befindlichen Pölsenbach im gleichnamigen Tal ableitet. Mit einem bösen Stein hat der der Berg also nichts zu tun. Nach einer weiteren kurzen Gipfelpause ging es den ganzen Grat auf der Südseite des Kessels dahin. Obwohl wir die ganze Zeit in der prallen Sonne gingen, war die Landschaft einfach zum Genießen. Herrlich lag der Scheibelsee unten im Talkessel und gab der Landschaft sein i-Tüpferl. Es wehte auch immer ein kleines Lüfterl, was die Tour angenehm machte.

Jo hallo du! Mir san am großen Hengst, oba es san nur Stutn heroben.“, meinte Erich am Telefon zu seiner Schwester, als wir den dritten Gipfel (2159m) des Tages erreicht hatten. Monika, Hansi G und Rosi waren zu Mittag auch heroben gewesen, und konnten somit genauso die herrliche Berglandschaft genießen. Der Abstieg war anfangs steil und sandig-schottrig, aber insgesamt nicht schwer und vor allem ging es flott hinunter zur Edelraute Hütte, unserem Ausgangspunkt und Tagesziel. Trinken war angesagt, und jeder hatte einen großen Durst. Als die Kellnerin ein alkoholfreies Bier für Hansi G notierte, schauten die meisten recht verwirrt ihn an und er korrigierte sofort den Irrtum. Gerhard ging mit seiner Zwillingsschwester seinem Zwillingsbruder da schon etwas strenger um, und meinte zu ihm: „Für de Leistung kriagst heit nix.“ Am Ende des Tages kamen beide auf ein paar Bier und die flüssige Welt war wieder einmal in Ordnung.

Während wir beim Abendessen saßen und manche am Reisteller das Fleisch suchten, erfuhren auch die Restlichen von uns, wie unsere Wandergruppe heute genannt wurde: der Alzheimer Verein. Vor uns ging nämlich eine Gruppe Jugendlicher, welche auch in der Hütte übernachteten. Soweit waren wir schon gekommen, dass wir uns in den Augen jünger Generationen wie Alzheimer Menschen bewegten. Gut, wir waren zwar nicht mehr die Jüngsten und auch nicht mehr die Schnellsten, aber in Punkto Gemeinschaft, Schmäh und Bergerfahrung mindestens genauso gut wie andere. Und das war ein tolles Gefühl. „Jetzt wo i beim Alzheimer Verein bin, wird i a Steckn kaufn müssn. Mit eingebautem GPS.“, fügte Gerhard hinzu und alle lachten. Nur der Wirtsfrau war das Lachen vergangen, denn trotz hoher Belegschaft brauchte immer jemand etwas von ihr. Und das 16 Stunden durch. Gott sei Dank begrüßte sie uns nicht mit „Wos, ihr kummst daher. Gibt’s im Tol zehn Gostheisa und ihr kummts ausgerechnet zu mir“, wie man es in der Steiermark auch erleben kann. Na wenigstens wurden wir nicht zum Arbeiten a la Tische abräumen eingeteilt. Davon kann die steirische Jugend nur ein Lied singen. Aber das sind wir den Jungen voraus. Einem Alzheimer Verein passiert das nicht. Gute Nacht!

 

Der Sonntag brach an. Fritz hatte mit der Hüttenwirtin ausgemacht, dass wir das Frühstück schon um 7 Uhr haben können, was uns viel half. Das Buffet war reichlich und wir konnten uns bedienen. Walters ausgehandelte Halbpension war viel wert. Trotzdem kamen wir erst kurz vor 8 Uhr vom Parkplatz weg, und es folgte eine 80 km lange Anfahrt über Trieben, die A9, Trofaiach und den langen Rötzgraben hinein zum Ghf Hiasleg, unserem Ausgangpunkt zur Trenchtling Überschreitung. Bis unsere Autos eingeparkt waren und alle Abmarschbereit waren dauerte es nochmals bis halb 10 Uhr. Viel zu spät, wenn man bedenkt welch warmer schwüler Tag uns bevorstand.

Hansi G und Franzi M gingen nur solange mit, bis es steil wurde. Den restlichen Tag verbrachten sie rund um die Hütte. (Welch Gaude sie gehabt haben, erfuhren wir Steirer erst am Abend.J Selten hatten wir so viel gelacht beim Einkehrschwung, Anmerkung von der Wirtin und ihrem Kellner) Auch wenn dem einen oder anderen das späte Weggehen störte, wir wurden gleich zu Beginn auf den Boden der Realität heruntergeholt. Eine steirische Wandergruppe kam uns entgegen. Einer ihrer Kameraden erlitt einen Herzinfarkt und verstarb an diesem Vormittag. Der Polizeihubschrauber kreiste über uns und transportierte ihn ab, und ein Alpinpolizist begleitete die Angehörigen herab. Es herrschte Aufregung pur rund ums Hiasleg Gasthaus und die Wirtin war noch am Abend gezeichnet vom turbulenten Tag. Nach gut 1 ¾ Stunden erreichten wir den Edelweißboden auf 1838m Höhe, und hatten damit schon fast 700 Höhenmeter geschafft. Stellenweise war der Anstieg steil, doch Gott sei Dank ging es die meiste Zeit im schattigen Wald. Der Edelweißboden war zwar schon etwas abgeblüht, doch einige tolle Exemplare gab es noch zu bewundern bzw. zu fotografieren, und wir konnten das Ausmaß der Blütenpracht erahnen. Die Pause tat allen gut und so konnten wir auf alle zusammenwarten.

Der weitere Anstieg verlief sanfter und wir erreichten das große Plateau im Osten des Berges. Herrlich der Blick in die Hochschwab Welt, wovon vor allem der Brandstein, Ebenstein, der Hochschwab selbst und die nahe Meßnerin dominierten. Tolle steirische Ziele für die naturfreundliche Zukunft. Einige der vielen Tageswanderer kamen uns entgegen, und es wäre nicht der Erich, wenn er manche mit einem „Warst nit aufa gongan, brauchst nit obe gehn“ begrüßte. Ich dachte, wir würden heroben nur so schwitzen und nach Wasser (oder Bier) dürsten, doch es gab auch heute ein kleines zartes Lüfterl, was uns gut tat. Woher der Berg seinen Namen Trenchtling hat, weiß nicht mal ich. Fest steht allerdings, dass der mächtige Kalkstock dem Hochschwabmassiv im Süden vorgelagert ist, dieser Gebirgsgruppe aber noch zugeordnet wird. Und der Berg ist eine wahre Blumenpracht, denn es sollen angeblich über 100 verschiedene Blumenarten auf ihm blühen. Von einigen konnten wir uns ein Bild machen.

Nach der Großwand änderte der Berg seinen Charakter, wurde abrupt felsiger und so fanden wir uns in einem Steig auf seiner Südwand wieder. Doch für uns erfahrene Wanderer kein Problem. Bis auf Walter W und Rosi gingen auch alle die 80 Höhenmeter hinauf auf den Hochturm, mit 2081m die höchste Erhebung am ganzen Trenchtling Stock. Die Aussicht war natürlich wieder imposant, vor allem auch nach Westen hin zum Präbichl und seinem markanten Eisenerzer Reichenstein, wo die Gruppe vor zwei Jahren oben war. Die Jause schmeckte, nur die lästigen fliegenden Gipfelinsekten störten. Ehrlich gesagt war es nach einer halben Stunde kaum mehr zum Aushalten. Bei der Abzweigung Leobner Mauer waren wir wieder alle vereinigt und machten uns auf den letzten Teil der Tour, nämlich den Abstieg in den Lamingsattel und den längeren Abstieg durch den Handlgraben zum ersten geöffneten Gasthaus am Präbichl. Andere Einkehrschwünge am Weg dorthin hatten die Zeit nicht überlebt und waren geschlossen. Inzwischen waren zwei Wanderfreunde von Walter uns entgegen gekommen, welche nach einem Erfrischungsgetränk die Steirer, Halbsteirer und Autofahrer zum Ausgangspunkt Hiasleg zurückbrachten. War toll eingefädelt von Walter und nett von seinen Freunden uns diesen Dienst zu erweisen.

Am Ende blieb für die Kärntner eine lange Heimfahrt nach einem langen Wanderwochenende. Dass der eine oder andere morgen früh zur Arbeit gehen muss, war zwar nicht angenehm, doch leider bekamen wir die Edelrautehütte nicht am angepeilten Fr/Sa Termin. Pech gehabt. Trotz Verschiebung auf Sa/So war es aber eine äußerst gelungene und sehenswerte Steiermark Wanderung, welche von Walter W mit viel Fleiß, Freude und Einsatz für uns Naturfreunde vorbereitet wurde. Ein besonderer Dank an ihm, denn so etwas für eine größere Gruppe zu organisieren, ist auch nicht immer leicht. Das Wichtigste aber war, dass wir alle gesund die Wanderung beendet haben. Wie es auch ausgehen hätte können, hat der Beginn des heutigen Tages gezeigt. Mir hat dieses Wochenende auf jeden Fall gefallen, nicht nur wegen der Berge. In diesem Sinne: Berg frei!

 

(Bericht von Thomas)

Loading
Weitere Informationen

Kontakt

Naturfreunde St.Jakob/Rosental
ANZEIGE
Angebotssuche