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Monte Zermula (2145m) , Creta Forata (2462m)

Karnische Alpen, Italien

Dienstag, 06. September 2016, 7 Uhr. Treffpunkt am Vassacher See zur 2-tägigen Wanderung in die italienischen Karnischen Alpen. Ursprünglich hätten wir für 3 Tage in die Goldberggruppe gehen sollen, doch ein herbstliches Tief, Regen und starker böiger Nordwind hielten uns davon ab. Gemeinsam mit Christine G, Gertraud und Maria S holten wir noch Veronika in Villach ab, ehe wir mit Hansi in Hart vollzählig wurden.

Nach dem morgendlichen Regen wurde der Vormittag noch recht sonnig, als wir nach einer engen Auffahrt von Pontebba hinauf zum Passo del Cason di Lanza fuhren. Eigentlich dachte ich an die Besteigung des Monte Zermula (2145m) über den Normalweg, doch auf Wunsch aller nahmen wir den Klettersteig durch die Nordwand in Angriff. Ohne Helm bzw. Klettersteigset, auf eigene Gefahr und ohne naturfreundliche Führung. Ganz so ohne war es dann doch nicht, denn vorne ging Hansi gekonnt und guten Schrittes voran, während ich hinten nachführte. Nur Veronika gönnte sich wegen einer Blase auf der Ferse eine Pause. Ihr Tag war der morgige. Noch im Aufstieg scherzten wir über den Esel am Lanzenpass, der uns hungrig begrüßte und gleich mal eine Bananenschale verschlang. Sieht man selten.

Der Zermula stand schon einmal auf dem NF Programm (August 2007), doch inzwischen hatten sich die Teilnehmer geändert (nur Christine G und ich waren damals schon oben, Anmerkung aus der Statistik Abteilung) und außerdem suchten wir eine kurze Tour am Hinweg nach Sappada. Da kam der Felsklotz zwischen dem Karnischen Hauptkamm und dem Grauzaria-Sernio-Gebirgsstock gerade recht. Wir waren alle 5 erfahrene Klettersteiggeher und kamen so gut und mit Genuss durch die Nordwand des Zermula. Der Fels war griffig, gut zu steigen und nicht extrem steil. Und außerdem war der Steig gut versichert. Oben beim Ausstieg hatte der Himmel schon etwas mehr Wolken zu bieten, aber immer noch brauchbares Wanderwetter. Dafür legte der Wind zu. Also stiegen wir gleich weiter auf den Gipfel, wo wir wegen des frischen Nordwindes jedoch nur für ein paar Fotos verweilten und unsere Pause auf später in einem windgeschützten tieferen Platzerl am Abstieg verschoben.

Christine G verteilte ihren guten Pöllinger Speck, und kombiniert mit Wernberger hauseigenen Tomaten schmeckte meine Jause sehr gut. Doch als wir am Abstieg über den Hauptkamm in Richtung Osten waren, schaute es in den Julischen Alpen nicht mehr so gut aus wie in meiner Jausenbox. Der Zug der Regenwolken schien nicht aufhaltbar zu sein und so war ein Nass von oben nur mehr eine Frage der Zeit. Und auch wenn es am Abstieg schon ein wenig zu nieseln begann, erreichten wir doch noch trocken den Lanzenpass, wo wir gleich mal in der Almhütte einkehrten. Eine Kleinigkeit zu Mittag tat gut. Im Anschluss ging es bei stärkerem Regen auf der Westseite auf der engen Bergstraße hinab nach Paularo, und weiter ins San Pietro Tal (Übergang zum Plöckenpass).

Was nun? Bei Regen zur Unterkunft wandern? Heute doch noch nass werden? Am Übergang nach Comeglians kehrten wir spontan in ein Cafe ein, wo wir günstig einen guten Cappuccino an der Theke bekamen. Und siehe da: Inzwischen hörte es zu regnen auf. Bei der anschließenden engen Auffahrt von Rigolato nach Piani di Vas klarte es auf, ein Regenbogen begleitete uns am Aufstieg und später wurden auch die Gipfel der Karnischen Alpen (Hohe Warte und Kellerspitze) wieder frei von Wolken. Wir hatten dem Regenwetter getrotzt, das beste Tageswetter beim Wandern gehabt und waren trocken die 50 Minuten hinauf zum Rifugio Chiampizzulon gekommen. Einfach perfekt. Das naturfreundliche Glück war heute wieder einmal auf unserer Seite. Doch war das schon alles?

Nein. Es gab noch eine Steigerung. Die Hüttenwirtin Anna hatte für uns die Hütte mit offenen Kaminfeuer eingeheizt. Die beiden Zimmer waren rasch bezogen und das gute italienische Abendessen wurde von ihr mit viel Sorgfalt und Können zubereitet. Der Hauswein schmeckte, Kaffee und Kuchen waren im günstigen Halbpension Preis (35 Euro) inklusive und wir hatten seit langen wieder einmal das Gefühl sehr willkommen zu sein in einer Berghütte. Unsere Italienerin schmiss den Laden ganz alleine. Sie war eine Idealistin, die sich sehr bemühte. Und das wollte belohnt werden. Mit uns sechs Naturfreunden nahm sie wenigstens ein bisschen an Umsatz ein. Noch in den 1950er Jahren war das mit viel Liebe dekorierte und gemütlich eingerichtete Gebäude ein armseliger Stall, in den 1990er Jahren wurde daraus ein italienisches Rifugio und heute dient es als Stützpunkt zu Wanderungen in die umliegende Bergwelt. Viele davon gibt es rund um Sappada nicht mehr. Für uns war sie wichtig, damit wir morgen keine lange Anreise mehr hatten. Der Abend verging leider viel zu schnell. Wir waren die einzigen Gäste und erfreuten uns Aufnahme, Gastfreundschaft und Herzlichkeit in einer entspannten Atmosphäre inmitten der Karnischen Alpen. Na dann – buona notte und bis morgen!

 

Mittwoch, 07.September 2016, 06:30 Uhr. Frühstück im Rufugio Chiampizzulon, wolkenloses Wetter und Sonnenaufgang außerhalb der Hütte. Einer Creta Forata Besteigung sollte nichts mehr im Wege stehen. Nach dem 30-minütigen Abstieg und der kurzen Weiterfahrt über Forni Avoltri nach Cima Sappada starteten wir am Parkplatz der Seilbahn Talstation. Wir gingen nicht der Schipiste bergauf, aber mit dem Weg 1 auch nicht den direktesten Steig im Wald. Egal. Das Rifugio Monte Siera war leider geschlossen. Schon seit Jahren ist es im Sommer immer zu, weil sich keine so engagierte Pächterin wie die Anna vom Rifugio Chiampizzulon findet.

Der Weiterweg um die Cima Dieci gestaltete sich abwechslungsreich, mit einer Durchquerung eines tiefen Grabens oder der versicherten Durchsteigung einer Wand. Landschaftlich einfach schön. Übertroffen wurde es nur mehr vom Creta Forata Talabschluss, mit den grünen Wiesen am Weg und den felsigen Wänden zu allen drei Seiten. Vor drei Jahren mussten wir im Anstieg weiter oben umdrehen, weil Altschneefelder Anfang Juli den Weg gefährlicher machten und Gewitterwolken sich auftürmten. Heute war von beiden keine Spur. Während ich vorne die Gruppe anführte, ging Hansi mit Veronika einen gleichmäßig ruhigen Schritt im Abschluss. So kam sie trotz ihres Handicaps gut bergauf. Christine G und Gertraud waren auch schon mal oben gewesen, doch damals war es ein 10 Stunden Hatscher. Davon war heute keine Rede. Knappe 6 Stunden dauerte die reine Gehzeit der heutigen Tour, inklusive Pausen waren wir 7 Stunden unterwegs. Der Anstieg war nicht schwierig, aber wir mussten immer achtsam sein.

Dann der Gipfelmoment. Alle schafften den Aufstieg und erreichten den 2462m hohen Gipfel der Creta Forata in den Karnischen Alpen Italiens. Für Veronika, Maria und Hansi war es die Erstbesteigung, und für unseren Wanderführer Hansi ein ganz besonderes Gipfelerlebnis. Denn mit dem gestrigen Monte Zermula und dem heutigen Creta Forata hatte er alle 60 Gipfel der Freundschaften erstiegen. Quasi 50 plus 10, in Anspielung an das Älter werden. Gratulation! Lange hatte er darauf gewartet und es schon gar nicht mehr geglaubt, und heute war es endlich soweit. Aber gratulieren konnten wir allen. Jeder hatte es verdient. Anfangs versperrten uns Wolkenfetzen die Sicht, doch das Wetter blieb gut und die Rundumsicht wurde besser. Im Norden der Monte Peralba, etwas in Wolken die Hohe Warte, gegen Süden unzählige friulanische Berge und der nahe mächtige Monte Siera im Westen. Wir hätten auch direkt vom Rufugio Chiampizzulon hierher wandern können, doch das wären 5 Stunden (pro Richtung) gewesen.

Es gefiel jeden. Um 13 Uhr machten wir uns wieder auf den Abstieg, der naturgemäß schneller von sich ging. Einen Tschuhfiedl (arriacherisch), manchmal auch unter Almträpperle oder Kuhschelle bekannt, fanden wir unter den vielen Wiesenblumen nicht. War uns aber egal. Dann war die Creta Forata Besteigung Geschichte. Es folgte noch die lange Heimfahrt über Tolmezzo und die A23 nach Tarvis, wo wir auf eine Pizza einkehrten. Auch wenn ich heute nur eine kleine Gruppe führen durfte, war es eine sehr konditionsstarke, dynamische Truppe, die mir sehr gut gefiel. Ich musste meinen Wanderern zwei Komplimente aussprechen: Zum einen gratulierte ich zu den Gipfelsiegen und ihren Leistungen. Zum anderen dankte ich für die Flexibilität und Spontanität meiner Teilnehmer, denn am Montag Abend hatte ich erst die Hütte reserviert, das Ziel festgelegt und die Tour fixiert. Und alle waren sofort dabei. Danke und ein Berg frei!

 

(Bericht von Thomas)

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