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Arriacher Hofwanderweg

Nockberge

Tour: Arriach - Mittelpunkt von Kärnten - Kandelaberfichte - Lanerhof - ältester Blockstadel Kärntens - Wöllaner Kirche - Arriach

 

Ein schöner frühlingshafter Tag im März. Urlaubswetter über Kärnten. Sonne am blauen Himmel und warme Temperaturen begleiteten uns heute auf dem Arriacher Hofwanderweg, zu dem eine 16 köpfige Truppe antrat. Es sollte nicht nur eine Wanderung zum Mittelpunkt Kärntens im Herzen der Gemeinde Arriach werden, sondern auch eine Reise in unsere persönliche (Wander-)Mitte. Aber alles der Reihe nach.
Da saß ich gemütlich zu Hause und lauschte der italienischen Musik, als mich plötzlich um ½ 9 Uhr ein Handyanruf in die brutale Welt des Alltagslebens zurück rief. "Thomas, wo bleibst denn?" vernahm ich aus Hansis Stimme. Ups! Was war passiert? Während ich zu Hause den 9 Uhr Termin abwartete, wartete der Rest schon seit 10 Minuten auf mein pünktliches Erscheinen. Ich hatte mich um 1 Stunde geirrt, hätte also schon um 8 Uhr aufbrechen sollen. 2:59 Minuten später kurvte ich am Parkplatz vor Treffen ein um mit gesenktem Haupt allen ein "Grias eich" zu sagen. Die eine oder andere verspätete Minute wäre sicher drin gewesen, aber so eine Unpünktlichkeit hatte es in 4 Jahren Naturfreunde Wanderungen noch nicht gegeben! Und das 100 m vor der Ortschaft Treffen ...
In Arriach trafen wir dann unseren heutigen Wanderführer Reinhold, der uns in seiner Heimat herum führte. Er machte vorne das Tempo, informierte den Rest über geschichtliche, kulturelle und natürliche Daten, verlor nie die Truppe aus den Augen, half bei allen eisigen Stellen und lieferte mit seinem Schmäh genügend Stoff für mehrere Wanderberichte. Oder auf St.Jakober Naturfreunde Art etwas leichter ausgedrückt: Er übernahm zugleich die Rolle von Ernstl, Walter, Hansi und Thomas. Reinhold stand heute im Mittelpunkt unserer Wanderbegleitung, und machte seinen Job hervorragend. [Anm. der Redaktion: An dieser Stelle ein „Dankeschön“ an unseren Arriacher Wanderführer!] Und wer waren die restlichen 15 Wanderer? – Walter G. stellte heute eine Veranstaltung in den Mittelpunkt seines Samstags, während die meisten Steirer einen Totalausfall hatten. Der Rest war allen Anwesenden bekannt - mit Ausnahme von Maria, einer NF-Neuerscheinung aus Rosegg. Franzi (oder war es doch der Pepi) hatten sie mitgebracht. Und Dank des im Mittelpunkt stehenden schönen Wetter hatte es ihr sehr gut gefallen. Apropos Pepi: Er hatte seine Operation überstanden, war heuer bei allen bisherigen Wanderungen dabei, möchte dies auch für den Rest des Jahres durchhalten und wieder im Mittelpunkt unser aller stehen.
Aller Anfang ist schwer, und so ging es zuerst etwas steiler den Waldweg hinauf zum Orter Hof. Während uns von hinten der Mangart beobachtete, steuerten wir den ersten großen Mittelpunkt Höhepunkt des Sightseeing Programms an: nämlich ... Doch zuerst gab es eine Pause. Der Schmäh lief heute wieder wie am laufenden Band, und Reinhold, Gerhard und Franzi trumpften groß auf. Kein Wunder, hatten sich doch über den Winter genügend Sprüche und Witze angesammelt, sodaß alle wieder aus einem vollen Repertoire schöpfen konnten. 200 Höhenmeter weiter oben im Wald, trafen wir ihn dann: den Mittelpunkt Kärntens. Mitten im Wald, in einer Serpentinenkurve des örtlichen Forstweges lag er vor uns. Nämlich in Form einer großen kreisrunden roten Plattform, mit 5 m Durchmesser und zwei sich kreuzenden Diagonalen. "Länge 13°51'42' östlich v. G." war darauf zu lesen. Daß man in Arriach auf die Steirer nicht vergessen hat und die geographische Längenangabe östlich von Graz angibt, erfreute sogar die letzten Skeptiker unter uns. Um diese Plattform samt Betonmischer fürs Fundament dorthinauf gebracht zu haben, hat man extra aus einem unscheinbaren Weglein eine breitere Forststraße gemacht. Gegenüber gab es eine Webcam, mit der wir ein Bild von uns allen hätten machen können und dieses uns später im Internet hätten anschauen können. Es wäre zu schön gewesen, wenn wir zumindest für einen Augenblick im Mittelpunkt des Internet gewesen wären. Doch leider war da irgend etwas kaputt an der technischen Lösung (vielleicht die Photovoltaikanlage), und deswegen bin ich die 212 km von Graz fast umsonst herein gefahren.
So standen wir wenigstens im Mittelpunkt des Kärntner Landes, füllten unser Herz auf mit der Mitte unserer Heimat und genossen den Blick in Richtung Süden in die Welt der Julier. Es folgte ein Phototermin im Mittelpunkt Kärntens, eine Novität für unsere oft fotografierte Truppe. "Gott sei Dank ist der Fritz und der Peter nicht mit von der Partie", geisterte es in unseren Köpfen, denn die hätten bestimmt wieder Hunderte Photos vom Mittelpunkt gemacht. Kurz nach dem Aufbruch stand der Pepi im Mittelpunkt, als er vom Durst getrieben sich vorne fast verging und erst durch Reinholds Zeichen mit seinem selbstgeschnitzten Wanderstock wieder auf den rechten Weg gebracht wurde. An den Einkehrschwung sehnten sich schon viele. Doch zuvor stand uns noch eine 39 m hohe und mit einem Umfang von 8 m sehr breite wuchtige Fichte im Weg: die ca. 500 Jahre alte Arriacher Kandelaberfichte, welche 1978 zum Naturdenkmal Kärntens ernannt wurde. Sie steht abseits der Touristenströme im versteckten Laastadt, und wartet dort auf Besucher und Wanderer. Auch ein Baum möchte von Zeit zu Zeit mal im Mittelpunkt stehen. Ihren Namen hat sie von ihrer ungewöhnlichen Wachstumsform, denn eine Fichte mit 7 Wipfel nennt man halt Kandelaberfichte. Sehr lange stand sie leider nicht im Mittelpunkt unseres Interesses, denn als die Glocken läuteten, also am Mittelpunkt des Tages, verließen wir die Kandelaberfichte und sehnten uns schon sehr auf die bald im Mittelpunkt stehende Jausenstation Reiner vulgo Lanerhof.
Auf dem Weg dorthin meisterten wir noch einige vereiste Stellen am örtlichen Forstweg, ehe Pepi den Zielsprint zum Lanerhof eindeutig für sich entschied. Der Lanerhof überraschte uns sehr. Sehr sauber war alles, die frischen Selchwürstel schmeckten genauso gut wie das Bier und der Blick ins Tal lud ein zum Verweilen. So dauerte die Pause halt 1½ Stunden, also mindestens doppelt so lange als sonst. Aber dies war auch kein Wunder, denn statt Walter stand heute Reinhold im Mittelpunkt. Und da gab es immer was zum Zuhören, zum Lachen und zum Ausruhen. Nachdem wir am frühen Nachmittag vor dem ältesten datierten Blockstadel Kärntens (1593) im Mittelpunkt standen, war es Reinhold zu verdanken, daß er den Weiterweg querfeldein durch Wald und Wiese um ¼ Stunde verkürzte. So kamen wir letztlich zur vierten Sehenswürdigkeit des Tages, nämlich der Wöllaner Kirche. Dank organisiertem Schlüssel war es mir uns möglich, auch das Innere zu besichtigen. Wer wollte, durfte auch auf den Kirchturm hinauf. Reinhold hielt sich hier als junger Bursche oft auf, spielte mit seinen Freunden, denn er ist hier in Oberwöllan aufgewachsen. Zur Schule musste er immer den weiten Weg nach Arriach gehen, wofür er normalerweise 1 Stunde benötigte. Und es soll schon mal vorgekommen sein, daß er einmal 6 Stunden auf dem Rückweg von der Volksschule bis nach Oberwöllan gebraucht hat. Da gab es dann ein Donnerwetter, weil die Mama natürlich viel früher von der Arbeit zu Hause war. Heute werden so manche Schüler bis vor die Schule geführt. Zumindest in Graz.
Den Abstieg in den Graben nach Dreihofen schenkten wir uns, denn da war nicht viel zu sehen. Über die Straße ging es so in großen Schritten bergab nach Arriach. Vorbei an der Skulptur des Arriacher Ortskerns ging es zum Ausgangspunkt unserer Tour. Noch bevor wir uns von Reinhold vor dem nahen Wirtshaus verabschieden konnten, war der Pepi schon wieder einmal "verloren gegangen". Gestärkt durch ein Bier kam er noch rechtzeitig zur Abfahrt aus dem Gasthaus hervor, und 15 Naturfreunde machten sich nach einer mit 4 Stunden ausgeschriebenen Wanderung und einer tatsächlich über 7 Stunden dauernden Tour auf den Rückweg in ihre Heimat. Reinhold, Arriach und dessen Hofwanderweg ließen wir dort zurück, wo der Mittelpunkt von Kärnten zu Hause ist.
Wir hingegen waren schon nach einer ½ bis ¾ Stunde wieder in unserer Heimat, also in unserem Mittelpunkt zu finden: nämlich beim Matschnig in Rosenbach. War für die einen dann wieder das Bier der Mittelpunkt des Abends, so war es für die anderen die Müdigkeit. Schön war es trotzdem. Das Wetter hat gepasst, jeder hat ein neues Stück Kärnten in seine Mitte aufnehmen können, und alle waren irgendwie glücklich und zufrieden. Denn: Jeder Mensch braucht seine Mitte, auch ein Naturfreund.

(Bericht von Thomas)

Arriach
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