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Turska gora (2251m)

Steiner Alpen

Tour: Parkplatz Koca pod slapom Runka - Frischaufov dom (1396m) - Turski zleb - Klettersteig Srecno pot - Mali podi (2114m) - Turska gora (2251m) - Kotlici (1974m) - Kaminska koca (1864m) Frischaufov dom - Parkplatz

 

Tag 1. - So präsentierte sich die heutige Bergtour auf die Turska gora (2251m) in den Steiner Alpen (Slowenien). Zumindest aus meiner Sichtweise. Es kommt halt immer drauf an, mit welchen Augen und aus welchem Blickwinkel man die Welt betrachtet. Ein Blick in die Augen sagt sehr viel aus. Zeit genug, ins Seelenleben vieler Bergler (und deren Berge) zu schauen. Die heutige Tour bot also genug Gelegenheit in die Augen so mancher Wanderer der Naturfreunde St.Jakob zu blicken.
Müde war ich. In den letzten 8 Nächten hatte ich nur 31 Stunden geschlafen. Also im Schnitt weniger als 4 Stunden pro Nacht. Da passte es ganz gut, dass heute der Treffpunkt beim Matschnig erst um 6 Uhr Früh war. Es war noch dunkel, als ich mit kleinen Augen als (fast) Letzter eintraf und anschließend alleine den anderen hinterher fuhr. Ich würde heute früher aufbrechen, denn ich hatte am Abend noch zwei Termine. Die anderen waren übrigens Walter Hansi S., Ernstl, Franzi, Hubert, Hansi G., Gerhard, Fredl, Gerda, Christian M. und ein Neuzugang, dessen Name ich vergessen habe. Am Paulitschsattel trafen wir schließlich noch die Steirer Walter W., seinen Sohn Christian, Klaus und Peter.
Ausgangspunkt unserer heutigen Tour war der Parkplatz des Logarska dolina (Logartal). Aus unseren Augen ein „Weltklasse“ Tal im östlichen Teil der Steiner Alpen, mit seinen grünen Talwiesen und den weißen, kalkigen, schroff abfallenden Felswänden der umliegenden Steiner Berge. Aus den touristischen Augen ein Naturpark mit 5 € Maut pro Auto. Zuerst ging es hinauf zum Frischaufov dom, wo wir unsere erste Rast einlegten. Es blieb schon jetzt genug Zeit, mich wieder mit den anderen zu unterhalten und Versäumtes „aufzuarbeiten“. Gerhard beeindruckten mich mit nagelneuen Wanderstöcken, die aber angeblich schon vor 4 Jahren das (Augen)Licht der Welt erblickten. Er hatte sie heute nur zum ersten Mal in Verwendung. Die letzten Male hatte ich ja gefehlt bzw. war früher abgerauscht. Deswegen schien es mir, als hätte ich einiges "übersehen oder nicht mitgekriegt". Aber umgekehrt war es ähnlich. Aus der Sicht der anderen kamen Fragen auf, und man wunderte sich: "Warum? Weshalb? Und überhaupt ..."
Aus der Sicht von Walter ... Ok. War nur ein Versuch. Aus der Sicht der anderen war Walter nicht zu verstehen, da er heute schon wieder fehlte. Die (wahren) Gründe kannte nur er bzw. das Mauerwerk an seinem Haus, und da wir nicht in seine Augen schauen konnten, waren unsere Gedanken voller Spekulationen. Hatte er Angst die heutige Tour konditionell nicht zu schaffen? Ärgerte ihn schon wieder sein linker Fuß? Wollte er sich ausschlafen? Hatte er Bedenken heute hinten alleine nachgehen zu müssen (weil kein Schwächerer sich angemeldet hat)? Oder bereitete er schön langsam seinen Abschied aus der OG vor? Ernstl, Walter Hansi und ich hatten eh alles fest im Griff.
Ernstls Augen verrieten uns seine Freude am neuen Auto, und dass er nicht mehr so tief unten sitzen muss. So war es ihm eh egal, ob er wieder vorne der Schrittmacher war. Ein Blick in die Augen von Walter Hansi spiegelte schon eine andere Welt wieder. Sein linkes Auge demonstrierte Gleichgültigkeit. Es war ihm egal, ob er nun die Hauptverantwortung von Walter übernommen hatte und vielleicht schon nächstes Jahr alles alleine organisieren müsste. Ob er nun hinten gehen müsste um Schwächeren zu helfen, kein Problem für Walter Hansi. Er machte in den letzten Jahren eh nichts anderes. Sein rechtes Auge war da anderer Meinung. Lieber wäre er heute zu Hause geblieben, hätte sich bis Mittag ausgeschlafen und hätte lieber gemütlich den Tag heruntergebogen als andere Naturfreunde über 1400 Höhenmeter über die Turska gora zu schleppen begleiten.
Apropos Augen. Betrachten wir mal die Berge von ihrer nachdenklichen Seite, denn wir sind ja im Jahr der Berge. Da haben sich ja über Jahrhunderte genug Schriftsteller und Gelehrte darüber den Kopf zerbrochen. Der etymologische Begriff Berg stammt vom alten Wort ber oder bera, und bedeutet soviel wie Geburt. Na gut. - Frei nach Luis Trenker haben wir "Der Berg ruft" in Erinnerung. Aus der Sicht eines Geologen gilt "Der Berg lebt", weil die Alpengipfel jedes Jahr um 1 mm abgetragen werden. Das ist für uns St.Jakober Naturfreunde nicht viel, doch für einen Geologen, der in Millionen von Jahren denkt, ist das sehr viel sogar. - Welchen Sinn haben Berge für uns? - Sind wir Grenzgänger des Alltags? Weichen wir den Problemen des Alltags aus, weil es diese dort oben nicht gibt? - Oder kirchlich gesehen: Fühlen wir uns Gott näher, wenn wir oben am Berg stehen? - Sind die Berge für uns eine Art Spiegel aus dem Innersten unserer Seele? Ändert sich die Persönlichkeit eines Menschen in den Bergen? - Entwickeln wir in den Bergen ein anderes Ich unseres Denkens, als unten im Flachland? - Erfreuen wir uns an den vielen Bergfreundschaften, weil oben kein Platz für Egoisten ist? Oder sind wir Bergsteiger selbst Egoisten und merken es nicht? Egoisten im positiven Sinn? - Der Berg ist nackt. Sind wir es auch? - Haben Berge auch Augen? - Fragen über Fragen. Viele von uns, die oft so still und monoton durch die Berge gehen, haben sich gefragt: "Kann man eigentlich einen Berg riechen? Oder fühlen? - Oder ist das nur der [Pieps], der da vor mir geht?"
Bevor es jetzt zu langweilig wird, gehen wir weiter. (Anm. der Redaktion.) Es folgte der Aufstieg über das Turski zleb. Dort gibt es einen Klettersteig namens Srecno pot (B/C), der zwar nicht so schwierig, aber anfangs recht luftig nach oben ging. Es war kein schwächerer Naturfreund heute mit dabei, sodass es keine Probleme für unsere 30 Augen gab. Lediglich ein paar Slowenen sorgten für negative Aufmerksamkeit, als sie über das Schuttfeld abwärts rutschten und größere Steine dabei ins Rollen brachten. Danach übernahm der Wind wieder das Kommando und blies in der Scharte Mali podi (2114m) uns um die Augen Ohren. Trotz Sonnenschein und immer blauer werdenden Himmel war es kühl bis kalt. Im Hintergrund erblickte die Mrzla gora uns kleine Wanderer. Es war jener Schicksalsberg, den wir vor genau 3 Jahren (am 11.Sept.1999) erstiegen hatten und der uns bis heute in eindrucksvoller Erinnerung geblieben ist.
Aber heute waren wir auf der Turska gora, der „Berg der Türken“. Eine Gipfelpause war angesagt. Es wurde wieder geblödelt und gelacht, fotografiert und gejausnet, geschaut und gefaulenzt. Alles Naturfreunde Tugenden, die jeder so in seinem Repertoire hat. Die einen mehr, die anderen weniger. Ein Blick in die Augen von jeden von uns sagte mehr als 1000 Worte aus. Als „Rothaut“ fiel ich besonders auf. Vor Jahren, als ich in Rosenbach anfing, da musste man das Rote an mir noch suchen. Heute bin ich von Kopf bis Fuß in Rot gekleidet. Aus den Augen eines Politikers „perfekt“ (oder auch nicht), aus dem Blickwinkel der Bergrettung „optimal“ (besonders bei Nebel), und aus meinen Augen „eher zufällig als beabsichtigt“. Dann gingen wir weiter, und über die Kotlici Scharte durchquerten wir die Nordseite der Brana. Klaus, Peter, Walter W. und Christian W. machten noch einen Abstecher hinauf. Der Rest ging zur nahen Kaminska koca, wo schon das Pivo wartete.
Hubert und ich gönnten uns eine Gemüsesuppe, und etwas später rollte auch bei den anderen der Suppenteller. Gezahlt wurde in Euro, und auch das Retourgeld war Europareif. Alle trudelten sie ein, und ein Blick in die Augen verriet Hunger oder Durst. So hatten wir alle noch einen gemütlichen Nachmittag. Doch dann schoss es mir in die Augen: "Bald ½ 3 Uhr nachmittags!" blinzelte die Uhr zu mir rüber. Ich musste mich beeilen. Ich verabschiedete mich von allen, auch wenn es so mancher nicht ganz verstand. Termine über Termine. Zuerst nach Villach, dann abends noch Graz, damit ich morgen früh wieder nach Villach fahren kann und abends wieder nach Graz. Ups. Die Zeit läuft mir davon.
Wie der Abstieg der anderen ausging, weiß ich nicht. Wie Sigrids Augen aussehen, weiß ich auch nicht mehr. Ich war in 1:18 Stunde unten beim Auto und machte mich über den Paulitschsattel auf den Heimweg. Es war ein Wandertag, der viele Fragen aufwarf und sie unbeantwortet ließ. Ein Tag, den jeder so mit seinen Augen und aus seinen Blickwinkel betrachtete. Vielleicht habe ich heute etwas falsch gesehen. Aber mir hat man es ja nicht angesehen. Im wahrsten Sinn des Wortes. Zurück zum Anfang. - Tag 1. Es war mein erster (Wander-)Tag mit einer neuen Brille, doch niemanden ist es aufgefallen. Niemand hat mir heute so genau in die Augen geschaut. Folgedessen hat niemand heute schlau werden können aus meinen Terminen, meinen Gedanken, und warum, und weshalb, und überhaupt ... Und vielleicht soll man diese Zeilen nicht ganz so ernst nehmen. Denn schließlich hatte ich ja in den letzten 8 Nächten immer weniger als 4 Stunden geschlafen. Können verschlafene Augen überhaupt etwas aussagen? Berg frei!

(Bericht von Thomas)

Gipfelphoto
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