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Urslja gora (1699m)

Karawanken, Slowenien

Tour: Poštarski dom pod Plešivcem (805m) – Kozarnica – Dom na Uršlji gori /  Uršlja gora (1699m) – Abstieg über Südseite und retour zum Poštarski dom pod Plešivcem

 

Die Technik hält Einzug in unserer Wandergruppe! Bei der heutigen letzten Wanderung des Jahres 2008 der Naturfreunde St.Jakob ging es auf die Urslja gora (1699m, dt. Ursulaberg) südlich des slowenischen Städtchens Ravne. Mangels schlechten Kartenmaterials hatten wir die Route auf einem GPS Gerät eingespielt und konnten uns so trotz schönstem Wetter beruhigt auf die modernste Wandertechnik von heute verlassen. Da konnte theoretisch nichts mehr schief gehen. Doch was sagte die Praxis dazu?

Auf an mehr oder weniger kummts a nit drauf on“, war die erste Antwort, nachdem nach der langen 2-stündigen Autofahrt einige in die Büsche mussten und wir alle wieder durchzählten. Wir, dass waren heute Walter, Monika, Walter W, Günther, Peter & Maria, Werner, Gerda, Christine R, Roland, Veronika, Gerlinde, Franzi P, Rosi, Gerhard und ich (= Thomas). Unser Ausgangspunkt war die Hütte Poštarski dom pod Plešivcem im Großraum Slovenj Gradec (SG, dt. Windisch Graz). Walter W und Günther waren per Navigationsgerät aus dem echten Graz angereist, der Rest suchte Dank Monikas handschriftlicher Notizen ab Bleiburg die Hütte am östlichen Ende des Ursulaberges. Pünktlich um 9:08 Uhr ging es dann los. Unser geplanter Aufstiegsweg führte uns über die Kozarnica Nordseite die über 900 Höhenmeter nach oben. Lange Zeit ging es nur flach ansteigend nach oben und so blieb genug Zeit mit einigen Leuten über das heurige Wanderjahr zu sprechen.

Doch als nach 1¼ Stunden plötzlich der Wanderweg wieder bergab führte und alle Markierungen sich im Nichts aufgelöst hatten, mussten wir eine Pause einlegen. Ohne Hektik wurde das GPS Gerät befragt. Monika war im Winter die Tour schon mal vorgegangen, konnte sich aber an diesen Abschnitt nicht mehr erinnern. „Do muas irgendwo a Weg weggehn“, meinte Walter W. Ich hatte nicht aufgepasst, Walter trug sowieso die Verantwortung ganz hinten und irgendwie hatten sich alle auf den anderen verlassen. Also lief ich nochmals zurück und fand eher zufällig eine Markierung aus 3 langen waagrechten Streifen. Total untypisch für Slowenien! Doch es war ein Steig und eine Markierung, und so ging die Gruppe die 100 Höhenmeter hinauf in Richtung Crni vrh. Als wir dann aber in die falsche Richtung gingen und der Sendemasten hinter uns auftauchte, glaubten nur mehr die wenigsten an einen Vergeher. Erneut wurde die Technik befragt, die uns in die falsche Richtung dirigiert hatte. Einfaches bergsteigerisches Denken gegen digitale Logik in einen kleinen Kasterl. Ein Kompromiss musste her. Den fanden wir glücklicherweise in einem Slowenen, der an einer Holzhütte arbeitete und uns den richtigen Weg zeigte. Wir kehrten also um und nach 10 Minuten hatten wir den ursprünglichen Weg auf die Urslja gora wieder gefunden.

Vorbei ging es an zwei Jesus Kreuzen und in einem steileren Anstieg die letzten 400 Höhenmeter zum Gipfel. Viele Slowenen tummelten sich am richtigen Aufstiegsweg, von den Mini-Bambinis bis zu ganz alt. Für viele Slowenen ist der Wallfahrtsort ein Muss. Oben am Gipfel erwartete uns eine Kirche, samt Gasthaus, TV Sendeturm und Gipfelkreuz. Letzteres war auch unser erstes Ziel, denn alle wollten die herrliche Rundumsicht genießen. Im Westen sahen wir die Petzen von einer ganz anderen Seite, im Südwesten die Hauptkette der Steiner Alpen und im Norden auf österreichischer Seite das Jauntal und das steirisch-kärntnerische Grenzgebirge namens Koralpe. Übrigens: Auf den Tag genau vor 5 Jahren waren wir auf dem Großen Speikkogel der Koralpe (Anmerkung aus der Statistik Abteilung der Naturfreunde St.Jakob). Untypisch für uns machten wir gleich nach den „Berg frei“ Gratulationen unsere Gipfelphotos, denn viele wollten zurück zum Berggasthaus und zu einem Pivo.

Für mich war es ein ganz besonderes Gipfelerlebnis. Vor eine Woche stand ich auf der winterlichen Petzen und blickte auf die Urslja gora herüber, als ich die letzte Etappe der Karawanken Überschreitung gemacht hatte. Mit dem heutigen Gipfel habe ich nach 10 Jahren alle 68 Karawanken Gipfel bestiegen, auf die ein markierter Weg hinauf führt. Mit viel Freude kann ich auf sie zurück blicken. Von West nach Ost waren dies: Tschabin, Dreiländereck, Hahnenwipfel, Steinberg, Woschza, Techantinger und Mallestiger Mittagskogel, Murnovec, Schwarzkogel, Mittagskogel, Ferlacher Spitz, Türkenkopf, Gratschenitzen, Großer und Kleiner Frauenkogel, Rosenkogel, Hahnkogel, Kahlkogel, Kepellenberg, Große Muschenig, Bärentaler Kotschna, Matschacher Gupf, Sinacher Gupf, Singerberg, Weinasch, Hochstuhl, Kosiak, Bielschitza, Vertatscha, Kosmatitza, Selenitza, Rjautza, Begunjscica, Dobrca, Ferlacher Horn, Sechter, Matzen, Jauernik, Schwarzer Gupf, Freiberg, Loibler Baba, Hochturm, Hajnzturm, Tegoska gora, Windhöhe, Hohe Spitze, Lärchenturm, Lärchenberg, Breitwand, Koschutnikturm, Kalisnikturm, Reschounikturm, Hochobir, Kleinobir, Altenberg, Pleschiwetz, Kleiner Grintoutz, Kärntner Storschitz, Stegovnik, Javornik, Uschowa, Spitzberg, Sneschnik, Oistra, Topitza, Feistritzer Spitze, Kordeschkopf und Uršlja gora. Auf einigen von ihnen war ich mehrmals, viele habe ich auch von unterschiedlichen Seiten erstiegen. Die Anzahl der Höhenmeter geht in die Tausende, gejammert habe ich nie. Manchmal habe ich den Weg gesucht und nur schwer gefunden (ohne GPS), manche habe ich auch als Trainingstouren für größere Aufgaben wahrgenommen. Es soll das Gerücht umhergehen, ich sei auf einem Gipfel sogar zweimal hinauf gegangen bin. Angeblich an einem Nachmittag. Ja, ja, so ist es mit diesen Gerüchten...

Zurück zur Urslja gora. Manche von uns kehrten auch in die Kirche ein, zündeten eine Kerze an und dachten an die Verstorbenen. Erst letzte Nacht war der Kärntner Landeshauptmann bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Etwa 1¼ Stunden hatte jeder Zeit für seine individuelle Pause. Zum Schluss trank ich noch einen 1-Euro Kava. Zwar mit mleko, aber ohne Löffel. Auch kein Wunder bei dem Kaffeesud am Tassenboden. Dann hieß es wieder Abschied nehmen vom östlichsten Karawankengipfel. Zuerst ging es auf einem rutschigen Steig bergab. Als ich so hinter Walter ging, hörte ich ständig ein Quietschen an seinem Rucksack. Zwei Stofftiere aus dem Repertoire Wandermaskottchen hangen auf zwei Karabiner am Rucksack aufgehängt und quietschen fröhlich vor sich hin. Hatte er sie vergessen zu ölen? Als ich ihn darauf ansprach, durchbrachen wir die Ruhe und Stille des Abstiegs. „Des werdn nit seine Stofftiere sein, sondarn die Kniegelenke“, meinte der Erste zu uns. Plötzlich tauchte wieder der alte Naturfreunde Schmäh auf und Walter und seine beiden fehlenden Brüder mussten herhalten. „Mir mias ma de Wonderungen so onlegn, dass de Route imma bei an Gosthaus und ana Trafik vorbei führt“, war die nächste Wortmeldung. Alle fragten sich wo nur der Pepo und der Hansi G in diesem Sommer waren. Da fiel jemandem die wahre Bedeutung des Buchstabens „A“ auf unserer Wandervorschau auf. Es war nicht eine Klassifizierung der Wanderungen. Das „A“ stand für „Auch für Glantschnig“.

Wir gingen am Forstweg bergab, da der Weg leichter und angenehmer für uns war. Walter entdeckte eine Markierung, doch von unserem GPS Gerät und dem steirischen Walter wurde er eines besseren belehrt. Man muss sich auch bei wolkenlosem Schönwetter einer technischen Erneuerung anvertrauen können. 10 Minuten oder 73 Tiefenmeter später dann der wandermäßige Supergau: Wir waren schon wieder am falschen Weg! Wir hätten doch zuvor links abbiegen sollen. Fünf Wanderführer und ein GPS Gerät hatten sich zum zweiten Mal geirrt. Während vorne die Verantwortung nach dem rechten Weg suchte und es die meisten locker nahmen, tauchten erste breite Gesichter auf. Ich ließ mich zurückfallen und versuchte erste emotionale Wolken am Wanderhimmel aufzulösen. Es kann ja mal passieren. Unser Kartenmaterial war nicht gut, denn wir fanden Wege vor, die es auf der Karte nicht gab. Und technische Probleme gibt es überall. Daraus kann man nur lernen.

So a Schmorn. Jetzt san ma schon wieda richtig“, schockte uns Peter am weiteren Abstieg. Am restlichen Weg ging ich mit Walter W nur mehr vorne. Wir passten auf keine Markierung mehr zu verlieren, denn wir wollten alle sicher in unser Ziel bringen. Um 16 Uhr schafften wir dies auch und ich konnte alle zu einer Geburtstagsrunde und meiner erfolgreichen Karawankengipfel Besteigung einladen. Mit 5:32 Stunden hatten wir die ausgeschriebenen 5½ Stunden Gehzeit nur um 2 Minuten überschritten. Vielleicht war das GPS Gerät auf diese Zeit programmiert und hatte uns absichtlich zwei Mal auf einen kleinen Umweg geleitet. Oder vielleicht sollten wir uns auch auf unsere alten Instinkte verlassen und uns nicht nur von Satelliten leiten lassen. Die Technik von heute! Manchmal ist sie schwer zu verstehen. Doch sie schreitet unaufhörlich voran. Auch in unsere kleine Wandergruppe. Berg frei!

(Bericht von Thomas)

Gipfelphoto
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