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Vierbergelauf 2006

Raum St.Veit

Wie alle Jahre wieder fand auch heuer der Weg über die heiligen 4 Berge Kärntens statt. Und wie jedes Jahr traf sich viele „Delegationen“ zur Kärntner Wallfahrt über den Magdalensberg (1059m), den Ulrichsberg (1022m), den Veitsberg (1171m) und den Laurenziberg (971m). Und wie fast jedes Jahr gesellte sich regnerisches Wetter dazu, welches dem Boden seine gatschige Offenbarung verlieh. Und wie letztes Jahr konnten sich nur 4 Naturfreunde der Ortsgruppe St.Jakob (die in Wirklichkeit keine St.Jakober waren, Anmerkung der Redaktion) überwinden, am heurigen Vierbergelauf (kurz VBL) teilzunehmen.
Nichts hatte der Bericht über den letztjährigen VBL bewirkt. Hansi traf nur sich am Bhf Villach und saß alleine im Zug Richtung St.Veit. In Föderlach stiegen Christine und ich hinzu, und in Velden komplettierte Anita die kleine nette Runde. Ein Italientief (Regen, Schnee, Kälte) hatten einigen den Mut gekostet, sich 15 Stunden über 50 Kilometer zu quälen. In Zeiten des ORF und Bayrischen Rundfunks geht’s auch leichter und angenehmer zu Hause vor dem Fernseher. Schade! Vorbei sind die Zeiten wo unsere VBLer Gruppe noch aus 20 Wanderern bestand. Vielleicht ändert sich’s mal wieder! Nichts hatte sich im nächtlichen Ablauf geändert. Zuerst die problemlose Anreise per ÖBB Bus zum Magdalensberg, vor der Gipfelkirche die Adjustierung des Ponchos, um Punkt 0:00 Uhr der offizielle Start, und dann der nächtliche Abstieg hinunter ins Tal zum Ghf Fleißner. Lärmende Schüler waren heuer weniger dabei. Zwischen 2:51 Uhr und 4:17 Uhr kam wieder meine „Problemstunde“, wo ich traditionell am meisten mit dem Schlaf kämpfe. Doch der Wille war stärker als die Müdigkeit.
Im Anstieg zum Ulrichsberg ging Anita verloren, denn sie wollte ihren Rhythmus gehen und ging daher schneller. Christine musste langsamer gehen. Umgeben von den „verantwortlichsten und heiligsten Vierberglern der gesamten Ortsgruppe“ (= Hansi und Thomas) konnte ihr nicht viel passieren. Wir leuchteten ihr den Weg, redeten ihr viel Mut zu und gingen in einem langsamen Schritt die knapp 400 Hm hinauf. Wir hatten Glück, dass es die meiste Zeit der Nachstunden nicht regnete, doch rutschig war der Waldboden allemal. Für Christine war es übrigens ihr zweiter Vierbergelauf. Nach dem ersten vor über 10 Jahren konnte sie kaum mehr gehen, weil ihr die Füße so sehr wehtaten. Heuer lief alles viel viel besser, und abgesehen von einer mentalen Einbruchphase rund um Sörg hatte sie heuer keine Blasen an den Füßen und keine Spatzen in den Muskeln nach dem VBL. Gratulation!
„Frühstück“ am Ulrichsberg um 5:12 Uhr. Es fing nun wieder an zu tröpfeln. Während 2 jausneten, begab sich der dritte von uns auf die Suche nach Anita. Leider erfolglos. Zu guter Letzt stellte ich mich einfach in den Weg der vorübergehenden Wanderer und wartete. Und siehe da, plötzlich kam sie auf mich zu und so konnten wir wieder als 4er Gruppe den nächsten Abschnitt in Angriff nehmen. Der Kaffee auf der Bischofswiese in Karnberg schmeckte grausig und war mit 2 Euro eigentlich eine Frechheit. Unsere Hosen schauten ziemlich dreckig aus, ja fast erdig. Der Ulrichberg lag hinter uns, graue Regenwolken lagen über uns und die anstrengenden Stunden am helllichten Tag noch vor uns. Heiliger würde der Weg nicht mehr werden, doch damit kamen wir auch ohne den Besuch einer Messe gut zurecht. Wir waren halt mehr Wanderer als Wallfahrer. Früher einmal war ein Vierbergelauf noch ein mittelalterlicher Ersatz für eine Pilgerreise nach Rom. Heute, in Zeiten des Jakobsweges, werden "die Heiligen werden ein wenig sportlicher, und die Sportlichen ein bisschen Heiliger". (Zitat A.Wieser)
Vergessen wir die Leistungsprinzipien, kehren wir zurück zum 50 km langen Pilgerweg. „Warum man sich das antut?“, werden sich die Redakteure und Kameraleute des Bayrischen Fernsehen gedacht haben, die diesmal eine Sendung über das Kärntner Brauchtum machten. Die Antwort kann auch ich nicht geben. Die ganze Veranstaltung hat seine eigene Charakteristik. Dem einen gefällt’s, der andere hat schon nach einem Versuch die Nase voll. Die Lust am Wandern und die Freude an und mit der Natur zeigt sich auch über 50 Kilometer und bei jedem Wetter. Für manche ist es ein Weg zu sich selbst, für manche nicht mal das. Strapazen hat der VBL auf jeden Fall in sich, doch die Erfüllung es heuer wieder geschafft zu haben, macht Mut aufs nächste Jahr.
In St.Leonhard gab es eine Leberkässemmel, und in Liemberg eine Fritattensuppe. Heuer waren wegen des schlechten Wetters viele Bänke an den Jausenstationen aufgestellt, wodurch wir nicht in irgendeiner Wiese sitzen mussten. Und so eine kleine Gruppe wie wir bekam auch leicht einen Platz. Der Anstieg zum Veitsberg war lang aber ohne Probleme. Anita ging wieder etwas schneller doch wartete sie auf der Blutwiese. Nachdem wir die Kirche am Veitsberg 3x umrundet hatten und beim Glockenläuten uns etwas wünschen durften, begaben wir uns auf den letzten Abschnitt: dem Weg hinüber zum Laurenziberg. Erstmals war heuer die alte Route über Gradenegg ausgeschildert. Walter wollte schon immer mal so gehen, doch da er heuer den Zug in Salzburg versäumte, wichen wir nicht von der Tradition ab und gingen die alte „Schlammroute“. Die kleinen Engel über uns munkelten, dass wir uns nicht trauten, den Weg zu ändern. Lieber ein stabiles System beibehalten als unstabil durch den Wald zu irren!
Wir brauchten nun auch unsere ganzen Fähigkeiten, denn Christine wurde müde und kämpfte mit der Länge des Weges. Mit „Wie lange geht’s noch bis Sörg?“ wurden wir Führungskräfte konfrontiert. Während Hansi diplomatische Antworten gab und mit der Ehrlichkeit von Anita kämpfte, zog ich still und leise das Tempo etwas an. Das lenkte ab und es blieb weniger Zeit zum Nachdenken. Wir schafften es. Zu unserem Glück lag Sörg hinter Regenwolken verdeckt am Gegenhang, sodass Christine nicht die tatsächliche Entfernung sah. Den Rest über Reidenau und Flachau bis zum Laurenziberg schafften wir auch noch, auch wenn entgegenkommende Wanderer den Weg immer länger erscheinen ließen. Das war’s! Wir hatten den Vierbergelauf 2006 geschafft. Wir waren stolz auf uns, lachten über den Dreck an unsere Kleidung und gingen relativ schnell noch den letzten Teil hinunter zu den Bussen. Das Rückfahrticket hatten wir ja noch vom Vorabend. Im Bus schlief ich traditionell für ein paar Sekunden ein, ehe wir in St.Veit in unsere Stammpizzeria einkehrten. Wie jedes Jahr war es auch ein kulinarisches Erlebnis, die Pizza schmeckte einfach sehr gut nach 14:40 Stunden Wanderzeit. In diesem Sinne, ein Prost und Berg frei allen Naturfreunden!

(Bericht von Thomas)

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