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Mittagskogel (2145m)

Karawanken

Eine Überschreitung eines Berges ist immer etwas ganz besonderes. Noch etwas würziger wird dies, wenn es von einem Land ins andere (von Slowenien nach Österreich), von einem Tal in Unseres (vom Sava Tal ins Rosental) und vom Bus in die Buschenschenke geht. Unser Hausberg, der Mittagskogel (2145m, slow. Kepa), und einer unserer Wanderführer namens Peter machten es möglich. Er hatte die glorreiche Idee, und 18 weitere Naturfreunde (Maria, Walter W, Christian, Monika, Ernstl, Gerhard, Franz S, Robert, Gerlinde, Sonja, Alfred, Heidi, Brigitte, Erich, Rosi, Mary K, Irmi und Thomas) hatten die Lust, die Kraft und das Können für diese Wanderung.

Wir trafen uns um 6:15 Uhr am Zielort Buschenschank Ischnig in Untergreuth, um in zwei Bussen und einem Privat-PKW über den Karawankentunnel nach Dovje aufzubrechen. (Übrigens ein ganz besonderer Dank unseren drei Autofahrern, die extra für uns den Transfer durchführten, und an Monika und Peter, die dies organisierten) Nach der 3.Einfahrt und einer Dovje Altstadt-Besichtigung ging es auf einem schönen Forstweg hinauf auf ca. 1063,7m, von wo wir unsere grenzüberschreitende Wanderung starteten. Vor 25 Jahren wäre dies nicht mal in Gedanken möglich gewesen. Der erste Abschnitt verlief durch einen netten südseitigen Karawankenwald, vorbei an Almhütten und mit einem schönen Panorama in die nahen Julier auf der Tal Gegenseite. Für mich war es nach über einem halben Jahr wieder einmal eine Naturfreunde Wanderung, und eigentlich hatte sich nicht viel geändert. Für sehr viele war es nach dem Regen der letzten Monate und dem Ausfall vieler Wanderungen endlich wieder mal eine Bergtour, und da suchte jeder noch seine Kondition (1100 Höhenmeter). Aber eigentlich war es doch nicht ganz so wie immer, denn bekannte Gesichter fehlten. Warum wohl?

Zurück zum Weg. Denn zwischen Brlog und Mlinzasattel wären die Ersten vorne fast an der Abzweigung vorbeigegangen. Dabei war die Aufschrift am großen Felsen kaum zu übersehen. D.h. Wo Kepa draufsteht, muss nicht immer Kepa drinnen sein. Danach verließen uns bald die Bäume und wir kamen in freieres Gelände. Es ging um den Bärenkogel herum ins Krainer Törl. Vom Blick in die Nordwestwände der Bärenkogel Ausläufer bin ich immer begeistert. Man sieht sie als einen „stand-alone“ Berg von der Villacher Seite und wundert sich was das für ein „Berg“ ist. Auf slowenischen Karten findet man auch die Bezeichnung Lepa Plevelnica. Aber wenn man oben steht am Krainer Törl blickt man hinunter in einen schönen Talkessel namens Im Tenn, und sieht eigentlich nur Abgeschiedenheit und landschaftliche Unberührtheit. Denn Wanderer gehen selten einen der alten Steige auf Kärntner Seite herauf.

Es ging nun im Großen und Ganzen der Grenze entlang, meist auf Slowenischer Seite. Nach der Umrundung des Hühnerkogels kamen wir zur Schlüsselstelle, einem felsiges Einschnitt mit versicherten Stahlseilen und Stiften. Hier war absolute Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und Können gefordert, und wer damit Erfahrung hatte, dem war noch mehr geholfen. Alle schafften es, (m)ein Kompliment! Für unseren Franz S war es ein Gratmesser. Ich erinnere mich an die Hochtristen vor einem Jahr, wo er an einer viel leichteren Stelle mehr Angst hatte als heute. Zumindest schien es mir so. Heute klappte es tadellos. Er hatte sich ziemlich gesteigert und fühlte sich auch in besten Händen (ein Dank an Monika). Es sind solche etwas anspruchsvolleren Stellen, wo gemeinsames Handeln gefordert ist. Die Stärkeren helfen den Schwächeren, die Erfahrenen den Anfängern. Nur so können die einen lernen und ein Gleichgewicht in einer Gruppe entstehen. Ein alter Naturfreunde Gedanke, den wir leben wollen. Lieber in kleinen Schritten sich weiterentwickeln, als gleich den ganz großen Sprung machen.

Der Weg vom Krainer Törl zum Mittagskogel Gipfel dauerte eine Stunde. Es ging immer wieder um felsige Stellen herum. Vor 5 Jahren ging ich zum letzten Mal hier und ich war überrascht wie viele solcher (versicherter) Stellen es gab. Man wird langsam vergesslich. So wie am Gipfel, als ich zwar brav wie jeder andere jausnete, aber ganz auf die sonst üblichen Panorama Fotos vergas. Na wenigstens bekam ich noch ein Gipfelfoto von uns allen, denn das ist auch schon gelebte St.Jakober Naturfreunde Tradition. Ich blickte in die Nordwand des brüchigen Berges. „Do mecht i nit obe fliegn“, ging es mir durch den Kopf. Für die vielen bettelnden Dolen ist das kein Problem und gelebter Alltag. Manchen wurde es am Gipfel bald kalt. Da half auch der eine oder andere Schnaps nicht viel, denn Handschuhe und eine Mütze zieht man Ende Juni bei Sonnenschein nicht oft auf einem Berg an. Die angesagte 2000m Temperatur vom Wettermann lag bei bescheidenen 5 Grad und durch den Wind-Chill Effekt war es gleich noch ein paar Grad kälter. „Wos hobn die denn?“, dachte sich unser Erich, der als Einziger gleich von Beginn an mit einer kurzen Hose wanderte. Aber unser Erich ist bekannt dafür. Der Sage nach munkelt man, wenn’s am Mittagskogel Gipfel einen See geben würde, wäre der Erich der erste, der hineinspringen würde.

Zurück zur Realität. Und die war wieder etwas würziger. Denn jetzt ging es den Westgrat hinunter. Viele (oder vielleicht auch nur wenige) kannten ihn nur vom Aufstieg. Bergab kommt die Komponente Steinschlag stärker zum Tragen, die uns heute auch schon bei den versicherten Stellen am südseitigen Anstieg beschäftigte. Man muss dann eben noch um einen Tick konzentrierter, sauberer und vor allem langsamer gehen, um nur nicht einen Stein loszutreten und weiter unten Gehende zu gefährden. Alles ging sich gut aus, und so wurde es unten in den Latschen rasch wieder wärmer. Kurz vor dem Kleinen Mittagskogel (Robert und ich waren oben, Anmerkung aus der Statistik Abteilung) dann die letzte Schlüsselstelle: Ein kurzer Seilversicherte Grat war zu überqueren. Auch hier kam Franz S gut drüber. Meine Hilfe beschränkte sich auf Wanderstecken abnehmen, denn den Rest machte er alleine. Später gestand er uns, dass es ihm innerlich anders ergangen war. Aber Bergsteigen fängt ja auch im Inneren an. Ein Lernprozess.

Müde wurden wir. Der Abstieg am Weg 682 zog sich in die Länge, und die verfallene Annahütte lag schon weit hinter uns. Jeder dachte nur mehr an den Mostradler, welcher unten schon auf uns wartete. Na ja, fast jeder. Eigentlich freuten wir uns schon mehr auf die großen Überraschungsbrote, den Schweinsbraten oder den Reindling. Auch das gehört zu einer Wanderung dazu. Und noch viel schöner wird es, wenn man im Freien sitzen und auf den Mittagskogel zurückblicken kann. Der Anblick des Berges von dort unten ist genial und macht ihn nicht nur für uns zu einem unserer Lieblingsberge. Monika meinte, dass alles an dieser Wanderung „eine wunderbare Belohnung“ für uns war. Dem kann ich nur zustimmen. Ein Dank auch an Peter, der die Idee für diese Tour und somit diesem heutigen Wandertag hatte. In diesem Sinne: Berg frei!

 

(Bericht von Thomas)

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