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Monte Cuzzer (1462m)

Julische Voralpen, Italien

Letzter Sommerzeit-Tag des Jahres 2014. Uns fiel nichts Besseres ein als eine Wanderung ins friulanische Resia Tal zu machen und auf einen nicht so bekannten Berg namens Monte Cuzzer (1462m) zu wandern. Während bei uns der Hochnebel regierte, erlebten wir einen herbstlichen Sonnenscheintag, ca. 1300 Höhenmeter und eine „All-inclusive Wanderung“.

Treffpunkt war um 6 Uhr die Alte Grenze (mit der Ausstelle Rosenbach), denn hier konnten wir nach der Tour gemütlich zusammensitzen und eine Pizza konsumieren. Es war noch dunkel, als Rudolf und Heidrun aus Sankt Veit eintrafen und von den Carabinieri gleich mal kontrolliert wurden. Nicht besser erging es Robert, der ebenfalls Papiere und Führerschein herzeigen sollte. Dies konnte er aber nicht, da selbiges zu Hause am Nachttisch Kasterl lag. Das reichte dann den „Karabinern“ und sie rauschten wieder ab. Kalt war es, und als Hansi mit den Rosenbachern endlich eingetrudelt war, fuhren wir in der Morgendämmerung südwärts bis Resiutta, wo wir ins isolierte Tal der Resianer abbogen. In der fünf Häuser Ortschaft Tigo war ein Parkplatz nahe einer Brücke über den Torrente Resia rasch gefunden. Und am anschließenden Ausgangsfoto fanden Hansi, Ernstl, Monika, Peter, Maria, Elly, Rudolf, Heidrun, Brigitte, Robert, Tschempe, Sonja, Erich, Heidi, Alfred, Christine und Thomas Platz, ehe ich die Gruppe in eine lange Wanderung führte.

Der Anfang ging ja noch, ein bisschen Flussromantik, dann hinauf durch ein Waldstück und schließlich in die Ortschaft Case Ghost. Es war ziemlich frisch. Dann wurde es richtig steil, als es den Weg 707 von der Nordostseite des Monte Cuzzer hinauf ging. Als die ersten Sonnenstrahlen über die Berghänge im Osten herüberkamen und uns zu erwärmen versuchten, konnten wir die Jacken ausziehen und langsam Serpentine für Serpentine die vielen Hundert Höhenmeter nach oben wandern. Manchmal wurde es richtig steil, doch die herrliche Aussicht in die umliegenden Gipfel der Julier und der südlichen Karnier entschädigte für alles. Und je weiter wir nach oben kamen, desto besser wurde das Panorama. Ein Abschnitt ging durch einen Buchenwald steil nach oben, und unter dem vielen Laub wusste man nicht, ob Felsen oder Wurzeln verborgen waren. Rutschig war es stellenweise und wir mussten vorsichtig sein. Anfangs dachten wir es würde noch ein ziemlicher Wind uns im Gipfelbereich erwarten, doch der legte sich im Laufe des Vormittag und so wurde auch die 50 minütige Gipfelpause ein Erlebnis. Rund um die höchste Erhebung des Monte Cuzzer gab es weitere felsige Vorgipfel, über die der Weg in teils versicherten Stellen drüber führte. War aber alles leicht, vorbildlich italienisch gesichert und kein Problem für diese tolle Wandergruppe.

Die Rast, die Pause und die Fernsicht genoss jeder auf seine Art. Ich fragte mich nur, was Erich im Rucksack meiner Frau suchte. Manche „Dinge“ sehen einfach zum Verwechseln ähnlich aus. Des Rätsels Lösung machte dann seine Runde in Form eines sehr guten Zirbenschnaps. Und Erich fügte hinzu, dass es jene Tschurscheln waren, die er heuer auf der Roten Knopf Naturfreunde Wanderung im Gößnitztal bei Heiligenblut gesammelt hatte. Da schmeckte der Schnaps gleich noch besser. Da auch andere Schnäpse ihre Runden machten, wusste ich nach dem 3.Stamperl nicht mehr ob ich mich um die herrliche Aussichtsberge des Resiatales drehte oder umgekehrt. Conchita Wurst. Apropos Gipfeljause. Vor 6 Jahren erlebte ich schon einmal eine auf diesem Berg, als ich die Tour vorging. Damals stand noch ein Kreuz am Gipfel, vor dem wir uns anschließend zu unserem Mannschaftsfoto drängten. Ein paar übermütige Wanderer turnten am Gerüst des Gipfelkreuzes herum. „Nur wegen einem Foto solche Aktionen!“, dachte ich mir damals von einem der Vorgipfel aus. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich aber rasch, dass es Leute vom italienischen Alpenverein CAI waren, die ein verbogenes Kreuz abmontierten. Wahrscheinlich war vor Jahren der Blitz eingeschlagen und so tauschte man es aus. Die Männer hatten hart zu arbeiten, denn die Schrauben waren im Laufe der Jahre fest eingerostet. Doch sie schafften es. Sie hatten Entroster Spray mit, viel Werkzeug, einen Schlägel und sogar ein Rohr für die Hebelwirkung. Erst wenn man dies einmal gesehen hat, versteht man wie viel Arbeit dahinter steckt. Eine Schraube fuchste ganz schön. Doch es waren starke und erfahrene Männer, die so etwas wahrscheinlich schon mal geschafft hatten. Als ich damals die Tour beendet hatte, stand kein Gipfelkreuz mehr am Monte Cuzzer.

Zurück ins Heute, ins Jahr 2014. „Loss di nit on mit uns Fraun“, vernahm Erich kommentarlos und lächelte auch ins Gipfelfoto. Es folgte der Abstieg durch einen steilen Buchenwald hinunter zum Tasacuzzer Sattel, und von dort weiter in unzähligen Serpentinen bis zur Casera Rionero. Vorne gehend war es herrlich, denn das Laub lag bis zum Schienbein herauf und man ging wie auf einem weichen Teppich. Ein herbstlicher Wandergenuss, ein Weltklasse Erlebnis. Die Sonne schien im hinteren Rionero Tal, welches abgeschieden die meiste Zeit des Jahres auf Wanderer wartet. Zufahrt gibt es hier herein keine. Alles muss hergetragen oder hergeflogen werden. Man hat sogar eine unbewirtschaftete Schutzhütte errichtet, welche offen war und recht gut ausgestattet. Wir aber unterhielten uns draußen in der Sonne. „War dos nix für di, Bungee Jumping?“, meinte jemand zu Brigitte. Mit ihrer Antwort „Na, i hob Angst vom Wasser“ brachte sie viele zum Lachen.

Es half nichts. Wir mussten weiter. Vor uns lag noch der lange Abstieg durchs wilde, naturbelassene Tal des Rionero. Manchmal ging es oben entlang eines in den fesligen Hang angelegten Steiges das Tal hinaus, manchmal steil bergab in felsigem Gelände, manchmal wieder bergauf und manchmal auch über Bäche. Ob wild auf Steinen oder einer Holzbrücke, die Kombination Wasser und Fels in einer engen Schlucht brachte uns eine weitere Facette der heutigen Tour näher. Und darin lag auch nach 7 ½ Wanderstunden der Reiz der Monte Cuzzer Wanderung. Ob die schon schneebedeckten Berge in der Umgebung, der Laubwald auf der Südseite, die felsigen Gipfel oben, der anfängliche Wind, Sonne und Kälte, der lange steile Anstieg, die nur schwer zugängliche Casera im hinteren Talende oder einfach die netten Stunden mit (Natur-)Freunden – der Monte Cuzzer hatte alles inklusive. Ein Wanderjahr ging zu Ende, und wir freuen uns auf tolle unfallfreie Touren im nächsten Jahr. Egal wo. Bis dann, Berg frei und Ciao!

 

(Bericht von Thomas)

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