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Großer Speikkogel (2140m)

Koralpe

Berge und Weine gibt es genug. Aber Weinstraßen die über Berge führen, findet man nicht so oft. Also begaben wir uns auf die Suche, und wurden im Weststeirischen Randgebirge (genannt Koralpe, aus der Sicht der Steirer) fündig. Zwei schöne, heitere Tage wurden es, in einer schönen, sanften, alpinen Landschaft.

 

Der Freitag begann sonnig und für alle früh. Während ich noch eine 2-stündige Arbeitssession einlegte und alleine von Graz über Schwanberg anreiste, kurvten 12 Kärntner Naturfreunde (Ernstl, Monika, Rosi, Erich, Gerlinde, Brigitte, Walter, Peter, Maria, Rudi, Heidrun, Sonja) über die Soboth, St.Oswald ob Eibiswald und Wielfresen in den Bereich Brendlwald an. Leider wollte das Navi nicht so wie wir es wollten, und so wartete ich auf einem anderen Parkplatz als der Rest. Doch Dank dem Handygott fanden wir doch noch zueinander und konnten die heurige Steiermark Tour über den Großen Frauenkogel und Speikkogel zum Koralpenhaus in Angriff nehmen.

Gleich zu Beginn schreckte uns Erich, der seinen Puls nicht fand. Während andere schon längst tot wären, überstand er wie immer schmähgewand die 2-tägige Tour mit seinen 1000 Höhenmetern und den 25 Kilometern problemlos. Ein Naturtalent. Dass ich etwas außer Form geraten war, merkte man bei genauerem Hinsehen gleich zu Beginn, als ich noch den Weg suchte und ihn erst hinter einem Zaun fand. Dafür wurde dieser nach einem waldigen Beginn immer schöner, änderte sein Aussehen in Form von grasigen Almlandschaften und war gespickt mit vielen kleinen Hügelkuppen. Laut Karte verlief hier mal eine alte Weinstraße, wo wahrscheinlich der typisch südsteirische Schilcher Wein nach Westen transportiert wurde. Ob er per Kuh, Ross oder doch nur zu Esel ist nicht im Detail überliefert, doch Spuren einstiger Rastplätze finden man heute noch. Kein Wunder, dass das heutige angrenzende Schigebiet Weinebene genannt wird.

Einen Wein bekamen wir auf der Brendlalm nicht, dafür viel Sonnenschein und heiße tropische Temperaturen. Ein Hoch hatte die Alpen fest im Griff und mit Gewittern ab dem Nachmittag musste man immer rechnen. Manche rechneten schon mit der nächsten (Trink-)Pause, die wir deswegen in kürzeren Abständen absolvierten. Doch wir hatten Glück. Oft drängte sich ein kleines Wölkchen zwischen uns und der Sonne und spendete uns trotz Sonnenschein einen kleinen Schatten. Angenehm. Der Weg war lange aber nicht schwer. Es ging mäßig steigend bergan. Am Glitzfelsen dann die erste größere Rast, mit einem schönen Rundumblick. Aber alle Naturfreunde mussten nicht so weit schauen, denn ein kurzer Blick für ein Selfie in meine Kamera war mal ein etwas anderes Gipfelfoto Motiv.

Nachdem wir den Kleinen Frauenkogel bloß umgangen waren, erreichten die meisten von uns seinen größeren Bruder. Nur Ernstl, Monika und Gerlinde gingen am Normalweg weiter, und so trafen sie unseren steirischen Walter und dessen Freund Helmut. Welch „Blödsinn“ wäre da herausgekommen, wenn wir uns am Großen Frauenkogel verfehlt hätten. Nochmals Glück gehabt. Die heutige Wanderung war übrigens Walters Idee, der leider aus persönlichen Gründen nicht die ganze Tour gehen konnte und somit mir die Leitung übertragen hatte. War kein Problem, doch ich musste auch Monika & Co danken, die die Organisation der Autofahrer von Kärnten aus übernommen hatten. Schließlich erreichten wir nach 12 Jahren Pause wieder den Großen Speikkogel (2140m), die höchste Erhebung auf der Koralpe. Herrlich der Blick ins Lavanttal und in die südliche Weststeiermark. Normalerweise eine Grenze, doch in diesem Moment war es für uns ein Aussichtspunkt. Prädikat Weltklasse! Erich hatte seinen Puls noch immer nicht gefunden, doch für einen Gipfelbuch Eintrag reichte es.

Wir bestaunten auch die beiden Radaranlagen. Welche jetzt militärisch und welche für die zivile Luftraumüberwachung war, erfuhren wir erst später. Eine der Kuppeln war neuer, denn ein Blitz hatte diese vor ein paar Jahren zerstört. Inzwischen hat man sie metallfrei neu errichtet, und die andere ist im August dran. Ein Bundesheerler erklärte uns später das Panorama und so sahen wir auch die beiden Einfahrtstrassen der neuen Koralmbahn. Dann muss man nicht mehr oben drüber gehen, sondern kann bequem im 33 km langen Tunnel im Zug ein Glaserl Wein trinken. So ändern sich die Jahrhunderte. Uns fehlte aber für heute nur mehr der Abstieg zum Koralpenhaus, welches Ende der 1960er Jahre umgebaut wurde und sich seit damals kaum verändert hatte. Vor 40 Jahren verbrachte ich noch viele sommerliche Wochenenden hier heroben und langweilte mich, heute genoss ich den Aufenthalt. Wir wurden hervorragend und mit viel Engagement bewirtet. Das Essen schmeckte allen und der Wein noch viel mehr. 4 exzellente Schilcher Flaschen leerten wir an diesem Abend in Form von Schilcher Spritzern, dann gab es keinen mehr. Ob die einst ein Händler auf seinem Weg entlang der alten Weinstraße verloren hatte oder nicht, bleibt ein Geheimnis des Hauses.

Der Abend begann schon am späten Nachmittag und wurde recht unterhaltsam. Auch Walters Freund Heli und dessen Frau Erika trugen zum amüsanten Klima viel bei. Steiermark und Kärnten bestens vereint. Dass aber die drei Steirer von der Kärntner Seite aufgestiegen waren und die Kärntner von der steirischen Seite, war schon ein besonderes Detail am Rande und wird als Novum in unsere Ortsgruppen Touren Geschichte eingehen. „Tua du nua riechn. I trink ihn donn aus“, meinte Erich zu Heli, als unsere Kellnerin Gitti mit dem Nachschenken nicht nachkam. Erich zeigte uns mal wieder, wie man eine Suppe auch bestellen kann. Als Brigitte ihm einen Leberknödel gab (es waren große Portionen, Anmerkung aus der Küche), meinte er ihm Scherz, dass die Suppe schon ziemlich trocken ist. Also ging er in die Küche und kam mit einem (Nachschlag-)Schöpfer Rindsuppe zurück. Als der Knödel aufgegessen war, wollte er das Spiel mit dem Knödel als Nachschlag wiederholen. „Gitti, tua a bisserl Schilcher sporn, weil sei Spritzer is dunkler als meiner“, meinte unser Wanderreferent Walter, dem der Wein besonders gut schmeckte. Dass Erika uns Kärntner gern hatte, überhörte er, Hauptsache „den letzten Schülcher Spritza trink i“ gab er von sich.

Die Schilcher Geschichte ging den Abend weiter, und nur das trinkfreudige Wolfsberger Zimmer hielt bis zum Schluss um 22:36 Uhr durch. Aber nur weil es keinen Schilcherwein mehr gab. Ein Highlight der etwas anderen Art war das Wetterleuchten an diesem Abend für mich, als heftige Gewitter in der Obersteiermark niedergingen. Man sah einen Blitz nach dem anderen, und sie erleuchteten den Himmel im Sekundentakt. Uns wurde wieder einmal die Gewalt und Macht der Natur aufgezeigt, welches wir im Tal mit vielen Schäden dieser Tage immer wieder zu spüren bekamen.

 

Samstag, 7 Uhr. Die Hüttenwirtin Denise servierte uns ein tolles ausreichendes Frühstück, woran nichts fehlte. Einfach perfekt! Wenn wir es mit anderen Hütten verglichen, kann man über das alte Gebäude getrost hinwegsehen. Auf den Service, die Freundlichkeit und die Leistung der Hüttenwirte kommt es an. Statt Wein gab es Kaffee oder Tee. Letzte Gewitterreste zogen in der Früh ab und für uns kam wieder die Sonne hervor. Kurz vor 8 Uhr begannen wir mit dem Aufstieg, der uns erstmal zum Grenzkamm hinauf führte. Am gestrigen Weg ging es wieder bergab, ehe wir kurz vor dem Großen Frauenkogel zur Bürgerhalt abzweigten. Von dort wanderten wir erneut in einer herrlichen Landschaft am Ochsenofen Boden hinunter in Richtung Glitzalm.

Einkehren oder nicht? Das Wetter war ok, es war erst kurz vor 10 Uhr vormittags und da konnte ich den Interessierten die vom steirischen Walter so gepriesene Glitzalmhütte nicht verwehren. Also teilten wir uns, und zumindest die Hälfte genoss den Zirbenen vor der lieblichen Hütte. „Ah ihr seids die Kärntner Gruppe“, meinte die junge Wirtin zu uns. Unser Ruf war uns schon vorausgeeilt, doch ob wir in den nächsten 12 Jahren nochmals hier vorbeikommen werden oder nicht, weiß nur der Herrgott im Schilcherhimmel.

Auf der Brendlhütte waren wir wieder alle vereinigt. Das Wetter passte, die Bauernkrapfen schmeckten und das Ende der Steirischen Wanderung nahte. Nachdem Heidelbeeren bzw. Eierschwammerln im Wald noch geklaubt waren und Erich dabei auch seinen Puls wiedergefunden hatte, erreichten wir zur Mittagsstunde den Ausgangspunkt unserer Wanderung, die Schirchleralm. „Da muss sich wohl jemand verschrieben haben“, dachte sich ein Kärntner. Schilcheralm wäre an diesem Wochenende passender gewesen. Hungrig waren wir nicht, und so brachen wir alle bald wieder in unsere Heimatlichen Richtungen auf. Es war nett nach langer Zeit wieder einmal mit Naturfreunden unterwegs gewesen zu sein. Ich glaube es hat allen gut gefallen. Ein Danke an Walter für die Idee, eines an Denise und ihrem Team, und eines ans westliche steirische Randgebirge für die tolle Kulisse. So macht Wandern Spaß. Berg frei.

 

(Bericht von Thomas)

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