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Slizza Schlucht & Weißenfelser Seen

Raum Tarvis, Italien

Höhen und Tiefen, oben und unten – das kennt jeder im Leben. Manchmal schwebt man auf Wolke 7 und erfreut sich über alles, manchmal ist das Gemüt tief unten und nichts geht mehr. Das kann einem auch in den Bergen passieren. Aber nicht heute, nicht an einem Naturfreunde Tag, und nicht der 40-köpfigen Gruppe rund um Walter W. Er hatte die Idee, nämlich die Slizza Schlucht bei Tarvis zu besichtigen und anschließend noch die beiden Weißenfelser Seen (Laghi di Fusine) zu umrunden. Also aus zwei kleinen Spaziergängen etwas größeres zu machen. Perfekt, tolle Idee und gelungene Frühjahrstour.

Wir trafen uns bei der Kirche in Fürnitz. Nicht um ein Jubiläum mit dem dortigen Pfarrer zu feiern, sondern um anschließend in 12 Autos über die alte Grenze zum Tarviser Bahnhof zu fahren. Backside natürlich, denn dort befindet sich der Rundweg zur Slizza Schlucht. War anfangs über Kärnten der Himmel noch blau, wurde er plötzlich grau. Und das trotz priesterlichem Beistand, denn heute begleitete uns Pfarrer Suresh M aus Gottestal. So zogen wir bald mal die Jacken an, denn es wurde anfangs kälter als erwartet. Schon nach wenigen Minuten kamen wir zum Kriegsdenkmal, wo zu Ehren der Gefallenen der Napoleonkriege erinnert wurde. Und bei diesem Franzosendenkmal gab es unser „Gipfelfoto“, denn höher kamen wir bei der ersten Tour nicht mehr hinauf. Im Anschluss ging es nämlich bergab. Nein, nicht in die Hölle, sondern nur 103 Höhenmeter in die Schlucht des Rio Slizza (dt Gailitz). Die befestigte Steiganlage wurde bereits 1874 vom adeligen Tarviser Kaufmann Graf Karl von Arco-Zinneberg errichtet, und bot schöne Blicke in die „Tiefe“. Toll das klare, saubere, manchmal türkis schimmernde Wasser. Ein kleines Juwel unweit der Grenze, das nur wenige kennen. Über Holzstege, welche direkt am Ufer oder auf Geländern in mehreren Metern Höhe führten, ging es meist dahin. Durch einen kleinen Tunnel und vorbei an einer Grotte kamen wir schließlich bis zur alten Eisenbahnbrücke der ehemaligen Kronprinz-Rudolfs-Bahn, auf der heute der Alpe-Adria-Radweg führt. Am Aufstieg zur Brücke kamen wir an einem 18m hohen Wasserfall vorbei, den man auch nicht hier vermuten würde.

Nach einer knappen Stunde waren wir schon wieder bei unseren Autos. Das Wetter war noch immer grau und frisch, sodass wir uns bald auf den Weg zu den Weißenfelser Seen machten. Weiß der Teufel warum ein paar in die falsche Richtung fuhren, doch schließlich erreichten alle die beiden Seen am Fuße des mächtig aufragenden Mangart (fast alle, denn Christian und Alexandra W hatten uns bereits verlassen). Unsere Gebete wurden also erhört. Die zweite Wanderung führte uns zuerst am Laghi di Fusine Superiore und über einen Moränenwall hinunter zum Laghi di Fusine Inferiore. Ob die nun oberer und unterer Weißenfelser See oder doch kleinerer und größerer See heißen, war uns letztendlich egal. Hauptsache wir umrunden sie. Geformt wurden die zwei malerische Seen vom einstigen Mangart Gletscher, den heute niemand mehr kennt. Bereits 1971 hat man hier den ersten Naturpark in ganz Friaul-Julisch-Venetien errichtet. Heidi machte wieder viele Fotos von uns, und auch ich war dabei. „Ausschauen tuast schlecht“, meinte eine Stimme von unten. Da konnte mir nur ein stilles Gebet zum Herrgott helfen.

Bei der Osteria Belvedere kehrten wir zu unserer wohlverdienten zweiten „Gipfelpause“ ein, auch wenn wir heute keinen Gipfel erstiegen haben. Oder vielleicht doch? Der Weg zum Herrn ist manchmal weit, aber meist schaffen wir es. Nämlich jeder für sich in seinem Herzen. Die einen erfreuten sich über die mitgebrachte Jause (Stichwort: die ersten eigenen Radieschen aus dem Hochbeet), während die anderen sich ein Bier, ein Achterl Rot oder einfach nur einen gescheiten Cappuccino gönnten. Es war ein bezauberndes Platzerl am unteren See. Ich (=Thomas) blickte in die Runde, und sah Walter W, Walter, Elly und Guido, Rosi, Ernstl und Monika, Karmen und Maria O, Alfred und Heidi, Manfred und Elisabeth M, Maria, Werner, Ruth, Lisa, Alfred, Anna, Katharina, Helga, Herbert, Ernst M, Elke B und Elke S, Bernd, Hans, Mary und Reinhard K, Sonja, Robert, Mike, Erich, Gerlinde, Brigitte, meine Frau Christine und Pfarrer Suresh. Es waren einige neue Wanderer dabei, welche sich aber gleich von Anfang an gut unterhielten und auch sichtlich wohl fühlten. Es suchten sehr viele Wanderer das Gespräch mit unserem indischen Pfarrer. Ihm gefiel unsere Natur in den Alpen sehr gut, war sie doch anders als in seiner Heimat.

Weiter ging es, nämlich am östlichen Rand an den beiden Seen wieder zurück zu den Autos. Wir überquerten zuerst den Rio del Lago (Seebach), der den ganzen Talkessel entwässert. Aber wie kommt das Wasser in die Seen? Zuflüsse fanden wir keine, sieht man von dem einen oder anderen Rinnsal ab. Die Lösung liegt wie so oft unter der Erde (verriet mir erneut eine Stimme, aber diesmal von oben). Das Regen- und Schmelzwasser fließt nämlich unterirdisch von den Hängen des Mangart Massivs in die beiden Seen. So kann der Wasserspiegel je nach Niederschlag um 4-5 Meter schwanken. Und noch was. Umgeben werden die beiden Seen von viel Wald. Aus dem Holz der um die Weißenfelser Seen wachsenden Fichten werden in Italien gerne Streichinstrumente erzeugt, welche wegen ihrer Struktur sehr geschätzt werden. Auch langlebig sollen sie sein. Vielleicht ein Zeichen für uns. Musik lag in unseren Ohren, geschätzt werden wir wo immer wir wandern, und lebendig waren wir sowieso. Nach knapp zwei Stunden war auch die zweite Tour des Tages zu Ende. Toll war es, und zum Schluss riss auch noch die Bewölkung auf und ein noch schneebedeckter Mangart erstrahlte über den beiden Seen. Danach trennten sich die Autos. Einige fuhren den kürzeren Weg über den Wurzenpass nach Hause, während andere noch auf eine Pizza an der Grenze einkehren wollten. Nur war die Pizzeria komplett voll, und so fuhr man nach Arnoldstein auf ein Essen. Auch kulinarisch erlebt man ups and downs. Bis zur nächsten Wanderung: Berg frei.

 

(Bericht von Thomas)

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