st-jakob-rosental.naturfreunde.at

Großer Muntanitz (3232m)

Granatspitzgruppe, Osttirol

Nach drei Jahren Pause stand heuer wieder einmal eine Tour auf einen 3000er am Programm. Als Ziel hatte sich unser Wanderführer Hansi den Großen Muntanitz (3232m) in den Osttiroler Bergen der Granatspitzgruppe ausgesucht. Die sehr gute Wetterprognose verschlechterte sich noch kurz vor dem Wochenende, doch unser Wille, die innere Kraft und die enorme Zuversicht waren stärker. Und so erlebten wir eine schöne Bergtour in einer für viele unbekannten Gebirgswelt.

 

Samstag, 6:25 Uhr. Wir trafen uns am Vassacher See und fuhren in drei Autos übers Drautal, Lienz und Matrei hinauf zum kleinen Parkplatz am Glanzboden. Sonnenschein von einem wolkenlosen Himmel begleitete uns 11 Naturfreunde namens Hansi, Erich, Sabine, Hannes, Sonja, Elly, Klausi, Ulli, Alfred, Eva und mich (= Thomas) die ersten 1½ Stunden bis zur Steiner Alm. Die frisch gemähten steilen Almwiesen, die schönen Rundumblicke in die Berge rund um Matrei, die netten Almhütten und ein schön angelegter Steig machten Freude auf mehr. Da konnte nicht mal ein rauchender Haufen am Südhang des Hintereggkogel uns abhalten. Zu unserer Überraschung trieb man schon die ersten Schafe herunter. Wunderschön auch das Tal des Steiner Bachs, an dessen nördlichen Ende sich der anstrengende 600 Höhenmeter lange Steig zur schon von unten sichtbaren Sudetendeutschen Hütte (2656m) empor schlängelte. Wir legten zwei Trinkpausen ein, wodurch jeder sich die Kraft einteilen konnte. Während ich vorne die Truppe anführte und für manche etwas zu schnell ging, passte hinten Hansi auf, dass keiner verloren ging. Spätesten um halb 1 Uhr mittags waren wir alle auf der Hütte, welche von drei Nepalesen geführt wird. Enrico machte sich einen Jux und fragte den Hüttenwirt, ob er morgen Zeit hat. „I brauch morgen an Sherpa. Host Zeit für mich?“ Zuerst schaute Pasang etwas verdutzt drein, weil er ihn nicht ganz verstanden hatte. Wie hätte unser Erich dreingeschaut, wenn er wirklich Zeit gehabt hätte und ihm seinen Preis genannt hätte?

Nachdem wir unsere 3 Zimmer und jeder sein Bett bezogen hatten, wurde zur Überraschung vieler zu einer schnellen 3000er Tour geblasen. Es war als Einschub für Interessierte gedacht und auf freiwilliger Basis, um den Hüttenabend nicht schon am Nachmittag starten zu müssen. Zur Überraschung der Tourenführer wollten fast alle mitgehen und so starteten wir um 13 Uhr auf die Tour zum Gradötzkogel (3063m), einem für uns machbaren Gipfel in der näheren Umgebung. Bei der grauen Scharte waren wir in einer halben Stunde, ehe es über Blockgestein die restlichen 300 Höhenmeter nach oben ging. Die Sonne hatte sich zwar am Gipfel hinter ein paar Wolken versteckt, doch uns machte es nichts aus. Wir genossen die Jause und machten auch unser obligatorisches Gipfelfoto samt mitgebrachten kleinen Heiland-Kreuz von Klausi. Und dann passierte es. Praktisch aus dem nichts (also von der Schobergruppe kommend, Anmerkung der Redaktion) fing es mit Graupelschauer an. Schnell war unser Regenschutz heraußen und noch schneller waren wir wieder am Abstieg. Gott sei Dank wurde das Kreuz nicht am Gipfel vergessen. Die Kugelan haben an unseren Köpfen gepeckt. Doch aus den kleinen Kügelchen wurden weiter unten Regentropfen und wir somit nass. Schade, aber es zeigte wie schnell es in den (hohen) Bergen Österreichs zugehen kann.

Bei der Hütte war der Spuk schon wieder vorbei. Den Nachmittag ließen wir mit Getränken, Strudel und netten Gesprächen ausklingen. Längst hatten wir wieder trockene Sachen an, und unser Erich sorgte als Heizer des Ofens im Trockenraum dafür, dass auch unsere Sachen, Rucksäcke und Schuhe im Laufe des Abends wieder trocken wurden. Ein spezieller Dank von uns allen an ihn. Es war viel wert. Zum Abendbrot gab es eine kräftige Suppe, Spaghetti und Salat (Halbpension), und natürlich Bier, Wein und Saft. Wir konnten mit dem heutigen Tag sehr zufrieden sein, hatten wir doch 1600 Höhenmeter in den Beinen. Eine ordentliche Tour. Am Ende gab es Diskussionen, wie viele Höhenmeter wir nun wirklich vom Parkplatz zu Hütte zurückgelegt hatten. So manch technisches Hilfsmittel zeigte andere Angaben an, also 1375 Hm oder 1200 Hm oder doch nur 1100 Hm. Früher einmal war das anders. Da hatte nur der Tourenführer eine ausgedruckte Karte eingesteckt, Heute weiß jeder auf seinem Handy schon über jeden Gipfel der Umgebung Bescheid.

 

Der Sonntag brach an. Geschlafen hatte ich nicht gut, denn die Schnarcherei war stärker als meine Ignoranz. Auch das Frühstücksbuffet war reichlich (Teil der Halbpension), und weil wir so nett waren bekamen wir als einzige den morgendlichen Genuss schon eine halbe Stunde vor den anderen. Natürlich hatten wir darum gebeten.

Kurz vor 7 Uhr ging es bei doch recht frischen Temperaturen nach Norden, mit dem Ziel die Wellachköpfe und die beiden Muntanitz Gipfel zu machen. Der Himmel war zu Beginn wolkenlos, und so sahen wir nicht nur im Westen den Großvenediger sondern bald auch im Osten den Großglockner. Die Tour bot ein tolles Aussichtspanorama über ein Meer an uns unbekannten Bergen. Dort drüben lag der Hochgasser, weiter rechts die Granatspitze und Dank Erich blinzelte über dem Dorfertal auch der Weißkanaspitz hervor. Wir waren im Herzen der Hohen Tauern, und es war traumhaft schön. Es hatte sich ausgezahlt. Vom angekündigten Sonnenfenster am Vormittag war schon längst keine Rede mehr. Dafür wunderten wir uns über den Sand unter unseren Schuhen. Wo kam denn der her? Es war verwittertes Gestein, welches in einem langen Prozess der Erdgeschichte letztendlich auf 3000 m Höhe zurückgeblieben ist. Auch das machte die heutige Tour zu einem Leckerbissen unter den vielen Bergtouren unserer Ortsgruppe.

Nach den leichten Wellachköpfen ging es flach hinüber zum Kleinen Muntanitz. Hier wartete die Schlüsselstelle auf uns, denn es hieß einen Kamin hinabzusteigen. Man konnte sich am Fixseil gut anhalten, aber Schwindelfreiheit und Trittsicherheit waren gefragt. Alle kamen gut bergab ehe es in leichtem Gehgelände schließlich hinauf zum Großen Muntanitz ging. Der höchste Punkt des Tages war erreicht. Perfekt, denn auch das Wetter passte. Die Freude in den Gesichtern vieler Wanderer war groß, und das freute natürlich uns Wanderführer wieder sehr. Es ist schon ein Erlebnis auf 3232m hinaufzusteigen, und dann noch bei schönem Wetter eine grandiose Bergkulisse vor sich zu haben. Weltklasse! Natürlich gab es Gipfelfotos von uns allen.

Der Abstieg war relativ leicht und auch die Schlüsselstelle war im Aufstieg kein Problem. Inzwischen war es warm geworden, und so erfreuten wir uns auf ein Getränk in der Sudetendeutsche Hütte kurz vor Mittag. Es folgte noch der lange Abstieg hinunter zur Steiner Alm und weiter hinaus zum Parkplatz Glanz. Wettermäßig war es heute besser, denn es blieb trocken. Die paar Regentropfen bei den Autos waren zu vernachlässigen. Insgesamt legten wir 1800 Hm im Abstieg zurück. Eine ordentliche Partie. Doch wir waren eine gute Gruppe und meisterten die Anstrengung bravourös. Auf der langen Heimfahrt kehrten wir noch beim gelben Lendorfer Wirt ein, was allen gut schmeckte. Mit der Hoffnung, nicht wieder drei Jahre bis zum nächsten 3000er warten zu müssen, verabschiedeten wir uns am Vassacher See mit einem Tal frei.

 

(Bericht von Thomas)

Loading
Angebotssuche