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Skrlatica (2740m)

Julische Alpen, Slowenien

Auf manchen Bergen muss man alles geben. Manchmal sogar 150 Prozent. Da darf dann kein Akku leer sein. An diesem Samstag war die „Scharlachrote“, wie die Skrlatica (2740m) im Deutschen übersetzt wird, so ein Bergziel unserer Ortsgruppe. Dementsprechend klein war auch die Teilnehmerliste.

Wir trafen uns um 5 Uhr Früh und fuhren in zwei Autos durch den Karawankentunnel nach Mojstrana und dort hinein ins Vrata Tal zum kostenpflichtigen Parkplatz vor dem Aljazev dom. Im Banne des mächtig aufragenden Triglav ging es für uns auf der gegenüberliegenden, nördlichen Seite hinauf zum Bivak IV na Rušju, wofür wir gut 2,5 Stunden einplanen mussten. Es waren ja immerhin auch knapp 1000 Höhenmeter zu bewältigen. Auch ein erstes Schneefeld war zu queren, was laut Ernstls Aussage vor wenigen Tagen noch etwas größer war. Der Zahn der Zeit nagt auch noch am Rest des letzten Winter. Gegenüber am Triglav erging es den vielen anderen Schneefeldern in ähnlicher Weise. Bei unserer ersten längeren Pause verabschiedeten sich Monika und Alfred, denn für sie reichte es. Sie machten sich später wieder auf den Rückweg, spazierten unten im Tal herum, genossen jenen Kaffee (von dem wir oben träumten) und ruhten sich am Nachmittag bei einem Nickerchen aus.

Der Rest nahm die weiteren knapp 800 Höhenmeter samt Klettersteig in Angriff. Als wir um die mächtig aufragende Dolkova Spica (2591m) herumgingen, sahen wir zum ersten Mal unsere Skrlatica mit ihrer mächtigen Südwand. „Und da sollte es hinaufgehen?“, fragten sich nicht nur Ernstl, Sabine, Hans, Mary, Heidi und Hansi, sondern auch ich mich selbst. Dabei war ich schon mal da oben gewesen. Über weitere Schuttfelder und Altschneefelder näherten wir uns immer mehr dem Einstieg. Nachdem wir letztendlich alle unser Klettersteigset samt Helm ordnungsgemäß an hatten, war der schwerste Teil schon erledigt. Manchmal sollte ein Mammut nicht am Kopf stehen! Meinen Füßen ging es zu diesem Zeitpunkt auch noch gut, denn dummerweise hatte ich 4 Paar Wandersocken in Hansi Garage liegengelassen, und musste mit normalen dünnen Socken in den schweren steigeisenfesten Schuhen gehen. Ich hoffte am Abstieg keine Blase auf der Haut zu bekommen.

Wir gingen hinauf zum Einstieg, wo noch etwa 300 Höhenmeter auf uns warteten. Erste kurze Seilversicherungen meisterten wir problemlos, und auch der schmale Kamin wurde bestens bewältigt. „150 Prozent“, erwartete Ernstl von uns allen an Konzentration und Kondition. Und wir erfüllten es. Die Schlüsselstelle war mit Stiften und Seilen gut versichert, und ab dann ging es eh leichter dahin. Aber oben waren wir noch nicht. Ab einer „Serpentine“ am Südgipfel ging es nochmals 200 Höhenmeter hinauf. Dann war der Gipfel erreicht und die 1800 Höhenmeter geschafft. Herrlich die Rundumblicke (in die nahen Julier Gipfel) und die Jause (direkt vor uns). An diesem Samstag hatten wir richtiges Wetterglück. Zum einen war der kalte Nordwind nicht so stark und stellte kein Problem dar. Zum anderen war das Wetter stabil genug und regenfrei, aber die Bewölkung so präsent, dass wir nicht in der Hitze hatten heraufgehen müssen. Die Sonne schien aber immer wieder und so war auch gutes Fotowetter. Ein Dank an den da oben. Wir konnten auch auf den Spik hinunterschauen und selbst der Mittagskogel wirkte höher als er in Wirklichkeit war. Und natürlich bildetet der nahe Triglav einen Ankerpunkt in unserem Panorama. Trotz vieler Altschneefelder wuselte es nur so da oben am höchsten Punkt der Julier.

Auch am Abstieg war nochmals 150 Prozent angesagt. Mit vollster Konzentration klappte es perfekt. Wir kamen gut den Klettersteig hinunter. Am anschließenden Schotterfeld ging es auch noch, nur am großen Altschneefeld rutschte Mary aus und fuhr am Hosenboden hinunter. Sie wollte es so. Eine Schrecksekunde dann am weiteren Abstieg, wo sie kurz nur mal 149 Prozent gab und ausrutschte. Aber mit einem Pflaster reichte es schon. Ernstls Anforderungen und mahnende Worte waren nicht umsonst. Galt natürlich auch für mich, denn ich spürte dass ich speziell im Anstieg in den Schuhen rutschte. „Lieber langsamer gehen“, dachte ich mir. Auch der weitere lange Abstieg vom Biwak zum Parkplatz war kein Problem.

So konnten wir nach 10 ¾ Stunden eine sehr lange aber tolle Bergtour erfolgreich beenden. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir eine Netto-Gehzeit von 9 Stunden. Wir waren eine tolle Truppe und reif für den 2.höchsten Berg der slowenischen Julischen Alpen gewesen. Als wir bei einem Getränk und einer Pizza den heutigen Tag ausklingen ließen, bedankten wir uns bei Ernstl für die tolle Idee diesen Berg angeboten zu haben. Auch wenn es anstrengend war und unser Akku nach den 150 Prozent etwas leer war. Denn im Kopf waren wir glücklich, zufrieden und um mindestens eine paar schöne Eindrücke reicher. In diesem Sinne: Berg frei!

 

(Bericht von Thomas)

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