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Hohe Geisel (2974m)

Sonnblickgruppe

Tour: 1.Tag: Sportgastein – Naßfeldalm – Veitbauerhütte – Niederer Tauern – Hagener Hütte (2446m)

2.Tag: Hagener Hütte – Weg 135 – Hohe Geisel – Weißberger Biwak – Jamnighütte (1757m)

 

Mit "Tuast du do schreibatn?" begrüßte mich Gerda an diesem Wander-Freitag, als die Überschreitung der Tauern samt Besteigung der Hohen Geisel (2974m) am Programm stand. Es war eine Genusswanderung, ein "Leckerbissen" unseres Wanderprogramms, zu dem sich 15 Naturfreunde (Hansi, Ruth, Monika, Ernstl, Mirko (vormals Hansi G), Gerhard, Alex, Walter W, Fritz, Gerda, Werner, Kerstin, Peter K, Christine R, Monika Z und Thomas) versammelten, und es war kein einziger gebürtiger St.Jakober oder Rosenbacher dabei. Eine historische Prämiere!
So manch einer staunte nicht schlecht, als der Ernstl wieder einmal bei einer Wanderung dabei war. Hoffentlich wird er wieder öfters mitmachen. In 4 Autos kurvten wir über die A2 und das halbe Mölltal zur Tauernschleuse der ÖBB, um von dort nach Salzburg zu gelangen. Die idyllische Ruhe im kleinen Bahn-Buffet wurde durch unser naturfreundliches Auftreten ordentlich aufgewirbelt ("Werd ma noch ans?"). Wir hatten Zeit, und so wurde über Muffins, Kochen oder verregneter Sommer geplaudert. Fritz erzählte uns von seinen letzten Wanderungen. "Vül orbeitn tuast nit", bemerkte jemand, als er seine letzten 16 Bergtouren in 30 Tagen aufzählte. Doch der Fritz nahm's gelassen, denn schließlich war er schon seit wir ihn kennen 47 Jahre alt und ständig im Wechsel. "I bin zwor nit so am laufenden, oba da Fritz hot ma versichert dass heit ka Gefohr besteht", meinte Hansi. Heute war dem Fritz schon auf der Hinfahrt andauernd kalt gewesen und die meiste Zeit schlief er, doch als die Berge auftauchten, war wieder alles in Ordnung.
Wir fuhren mit dem Zug nach Böckstein (Gasteiner Tal) in Salzburg. Mit zwei reservierten Kleinbussen ging es die Nassfelder Ache entlang hinein nach Sportgastein. Hier war der Ausgangspunkt unserer Wanderung, die uns über die Tauern zurück nach Mallnitz führen sollte. Noch war das Wetter gut. Das Schareck war zwar schon in Wolken, doch der Blick hinauf zum Übergang Niederer Tauern war noch frei. Recht flott ging es das flache Tal entlang der Nassfeldalmen hinein, ehe es ab der Veitbauerhütte 800 Höhenmeter bergauf ging. Vorne ging man auf und davon, auch wenn sich Monika nicht gut fühlte und langsam ging. Hinten ging man noch viel langsamer, denn Werner hatte heute seine Probleme. Plötzlich blieb er sitzen und verschnaufte. Was war passiert? Ein konditioneller Einbruch, Müdigkeitserscheinung, fehlender Schlaf, ein Formtief oder einfach nur keine Luft? Werner war manchen heute etwas fremd erschienen, denn sein fehlender Vollbart veränderte sein Gesicht. Wir forderten ihn auf, den Inhalt seines Rucksacks auf unser Gepäck aufzuteilen. Und wir staunten nicht schlecht, als wir einige Packungen Kekse oder eine Box voller Jausenbrote vorfanden. Dann gab Hansi den langsamen Schritt vor, gefolgt von Werner, und schließlich Kerstin, Fritz, Ruth, Gerhard und mir. Wir hatten genug Zeit zum Blödeln und Philosophieren. "Wonn is ma a richtiga Bergsteiger!", konfrontierte Ruth den Fritz. Wenn man über 100 Touren in knapp 8 Monaten macht, oder wenn man lieber stundenlang vor der Hütte sitzt und zum Gipfel hinauf schaut? Solche Fragen konnten wir nicht beantworten
Gerhard zeigte uns sein kleines Maskottchen am Rucksack. "Wenn a Löwe wos aussuacht", kann nur ein Löwe rauskommen. Der kleine Stoff-Löwe aus dem Film Madagaskar reiht sich in die Liste vieler Rucksack Tiere, die über all die Jahre sich still schweigend in unserer Wandergruppe ausgebreitet haben. Fritz hat sein Fritzchen, ich mein Murmeltier, und Gerhard eben seinen Löwen. Zu Mittag kamen wir noch bei gutem Wetter auf der Hagener Hütte (2448m) am Niederen Tauern Übergang an. Es war ein historischer Platz, denn hier war über Jahrhunderte lang ein Handelsweg zwischen dem Norden und dem Süden. Einer der wenigen Übergänge über den Alpenhauptkamm, den man per Lasttiere bewältigen konnte. Und an diesem Scheitelpunkt steht die Hütte des DAV, von wo wir ins Nassfeldtal (Szbg) und ins Tauerntal (Ktn) hinabsehen konnten. Eine kurze Pause war angesagt. Plätze in den Lagern bzw. Zimmern gab es noch nicht, doch trotzdem sorgten manche schon vor. Gerhard war die Aufteilung, wer wo, Männer oder Frauen, Schnarcher oder Nicht-Schnarcher ziemlich egal, und er meinte: "I bin eh Stapelfohrer. I wär eich schon übereinonder schlichten."
Gerhard war heute gut in Fahrt. Seine Sprüche kamen treffend und am laufenden Band. "Du host jo ka Gspürr", meinte sein Zwillingsbruder Mirko zu ihm, und beide prosteten noch eine Zwischenrunde ein. Dann ging's los mit der Besteigung der Hohen Geisel, die zu einer "Wöltklasse Wonderung" wurde. Der Weg schlängelte sich gut eingebettet in flachere Passage und Steilstufen nach oben. Vor 5 Tagen war Neuschnee gefallen (der erste Vorgeschmack des kommenden Winters), und somit lagen manche Passagen unter Schnee und waren anspruchsvoller. Fritz Gott sei Dank hatten wir den Fritz und sein 10m Seil, denn damit konnten wir alle über die schwierigeren Passagen nach oben bringen. Ruth und Werner hatten sich dies erspart und waren bei der Hütte geblieben. Kerstin gab nach der Hälfte des Grat Weges auf, und Christine R und Monika Z ersparten sich den Abstieg über Fels und Stein und gingen später unter der Regie eines Bergrettungsanwärters über den einstigen Gletscher bergab.
Am Gipfel dominierte zwar nicht die herrliche Aussicht, doch Gerhards Jause (Speck, Hauswürstel, gschmackiger Käse, Kärntner Brot) entschädigte alle in der verhungerten Gruppe. Da hätte sich sogar eine Maus darüber gefreut. Bei den Gipfel Photos kam beinahe ein Stein ins Rollen. Vorsicht, bitte! "20 Prozent Verlust is bei uns normal", scherzten wir. Am Abstieg benutzten wir nochmals das 10m Seil. Es zeigte sich einerseits, wie gut unsere Gruppe ausgerüstet und ausgebildet ist, damit alle solche Passagen bewältigen konnten. (Ein ganz besonderer Dank dem Fritz, Anmerkung der Verantwortung.) An diesem Tag zeigte es sich was alles in einen Rucksack hinein gehört. Auch wenn es die meisten nicht wissen oder sehen, oft gehen bei unseren Wanderungen immer zumindest ein Seil samt Karabiner, ein Biwaksack samt Rettungsdecke, eine Signalpfeife, Kekse und dutzende Handys mit. Notwendige Utensilien für Notfälle!
Um 17 Uhr erreichten wir wieder die Hagener Hütte. Die nächsten 6 Stunden gehörten dem Hüttenabend (zuerst draußen, später drinnen), der sicher als einer der lustigsten in die Jahresstatistik eingehen wird. "I hob nix onders gsogt. (Gerda) - I hob a nix onders gsogt. (Kerstin) - Jo nocha san ma uns eh einig. (beide)" Wir saßen bei Sonnenschein und Witzen vor der Hütte und genossen unsere Getränke. Monika Z erkannte den Fritz mit seiner Sonnenbrille nicht im ersten Moment. Ihr wurde erst jetzt so richtig bewusst, dass es nur einen Fritz gab und nicht mehrere. So ein Verwandlungskünstler, dieser Fritz! Was man nicht alles mit einer dunklen Brille und einer Haarbürste erreichen kann. "Sei Friseurin hot aus ihm wos gmocht", hieß es scherzhaft aus der Runde. "Werst du obn oder i unten", meinte Monika zu Kerstin. Ich brauchte ziemlich lange, bis ich überrissen hatte, dass es um die Schlafplatz Aufteilung ging. Manche Leitungen sind eben lang. Hüttenwirt Hons brachte uns die nächsten Getränke. Er hatte es nicht leicht, denn außer uns war noch eine 20 köpfige Wandergruppe aus dem Großraum Wien zu versorgen und betreuen. Meldungen wie "Der Waschraum ist nass" oder "I hob ka Hoorbürstn mit" musste er sich in seiner Rush-Hour Zeit (Abendessen Vorbereitung) anhören. "De schaun olle so finsta. Werd ma einegehn und auframman", kommentierte Gerhard die Wiener Begräbnisrunde (Originalzitat). Die Sonne wärmte unsere Haut und wir warteten auf das Abendessen. "Seit i Einlogn in meine Schuah hob, geh i wie auf Wolkn", meinte Monika Z, und ich blickte gerade zum Himmel hinauf. "Da Fritz hot mi onglogn", meinte Kerstin, doch der erwiderte: "Na, normal nit".
Schließlich war unser Hunger stärker und wir gingen um 18:30 Uhr hinein in die Hütte. Dort saß Christine R alleine bei ihrem Abendessen. Hauptsache wir waren ein Team! Nochmals wurde uns klar, wie wichtig der Zusammenhalt in der Gruppe war, denn ohne Seil wären wir wahrscheinlich nicht auf den Gipfel der Hohen Geisel (auch Vorderer Geislkopf genannt, Anmerkung aus der Wanderkarte) gekommen. Noch ehe Kritik an den Naturfreunde Leibchen hoch kam ("vül zu groß; konnst als Nochthemd verwenden; in de schwitzt man so schnöll"), lehnte ich alle Zuständigkeiten ab und bestellte einen Schweinsbraten samt Kasbressuppe. Das Essen war ausgezeichnet und die Portionen sehr groß. "Du schoffst es!", motivierte Hüttenwirt Hons unsere Kerstin und stellte ihr die Portion Kaiserschmarrn auf den Tisch. Alle waren mit der Hütte sehr zufrieden. Die Preise waren halb so hoch wie auf der Adolf-Nossberger-Hütte (Keeskopf, 2004), das Essen schmackhaft und Nachschlag bekam man auch (wer wollte). Doch bei den großen Portionen konnte eh keiner mehr. "Also de Küche do is bessa als in Solzburg", meinte Fritz zum Hüttenwirt, und spielte auf seine schlechte Erfahrung am Naturfreundehaus Kolm-Saigurn vor 2 Wochen an. "Jo, oba dafür hobn wir höhere Preise!", konterte der schlagfertige Hons.
Die ersten gingen schon zu Bett, während draußen der Vollmond zwischen den Wolken hervorkam und die Hagener Hütte erleuchtete. Tolle Stimmung, toller Abend! Jetzt fing der Naturfreunde Hüttenabend erst so richtig an, denn Werner kam in Fahrt und erzählte einen Witz nach dem anderen. Unseren Hüttenwirt gefiel es auch recht gut bei uns, und so spendierte er eine Runde Zirbenschnaps und trank mit Gerda ein Glas Bier. "Wo is denn de schon wieda hin?", fragte er erstaunt, als er Gerda nicht am Tisch anfand. Fritz setzte seine Monokel (Lesebrille) auf, doch auch er fand Gerda nicht. Nein, er benötigte die Brille zum Telefonieren. "Wos gehst übahaupt auf a Hüttn, wennst imma telefoniern gehst", meinte Gerhard zu ihm. Mirko erzählte uns, dass er in früheren Berichten Hansi G genannt wurde. Oder war es umgekehrt? "So is es", meinte Fritz und Werner ohne Bart läutete die nächste Witz Runde ein. Wir staunten wie viele Witze er sich merken kann. Mindestens 31 erzählte er an diesem Abend. Und man darf nicht vergessen, dass es auch wichtig ist, diese gut erzählen zu können (ohne selbst drüber zu lachen). Werner konnte es. Ob Postlerwitze, Ferlacher Witze oder Steirer Witze, ihm fiel immer etwas ein. Manche Kärntner Ausdrücke mussten dem Fritz "übersetzt" werden. "Fritz, verstehst du des nit oder findest du es nit lustig", bemerkte jemand. Der Kärntner Dialekt war ihm nach 6 Jahren noch immer fremd. Er nahm es locker.
Spät aber doch ging es noch in die Betten. Wir waren die letzten, und mit der Hüttenruhe wurde es auch nicht so ernst genommen. Die Lager waren klein und hatten fast Zimmer Charakter. Ein schöner Naturfreunde Tag unter Freunden ging zu Ende. Schade, dass nicht mehr dabei waren. Gute Nacht!

Samstag, einen Tag später. Vieles hatte sich über Nacht geändert. Der Vollmond war schlafen gegangen, die Hütte war in Wolken eingehüllt und es begann während des Frühstücks zu regnen. Wir mussten unsere geplante Wanderung zur Mindener Hütte absagen und gingen in Regenbekleidung hinunter ins Tauerntal nach Mallnitz. Während die Begräbnisrunde noch schlief, bekamen wir Speck mit Ei, ein kleines Frühstück, Apfelstrudel, Tee oder Kaffee. Auch zur frühen Morgenstunde bot die Hütte viel.
Christine R wurschtelte mit ihrem Poncho herum. Irgend etwas passte nicht. In so einem Fall gibt es eigentlich nur eins: drüber mit der Plastikhaut und pasta. Wenn einem der Regen mitten in der Wanderung erwischt, dann muss man auch schnell handeln. Sehr schnell sogar. In all dem Gedränge um Rucksack rauf und runter vergaß sie ihre blaue Jacke. Hätte sicherlich verhindert werden können. Ob gelb, blau, rot oder schwarz, farbenfroh wie immer gingen wir den Normalweg bergab zur Jamnighütte. Wir hatten genug Zeit um über die Welt, im Großen wie im Kleinen, zu reden und unsere Gedanken auszutauschen. Vorne ging man wieder auf und davon, hinten blieb es nach Nachlassen des Regens eine Genusswanderung. Eine Frage blieb von gestern noch offen: Wo endet das Rosental und wo beginnt das Gailtal?
Das Rosental ist im eigentlichen Sinne jene Niederung der unteren Drau, die im Westen von der Flussschleife bei Rosegg bis im Osten zur einmündenden Vellach reicht. Dies deswegen weil der Talname von den Herren von Ras (Burg Altrosegg) stammt. Im Norden wird das Rosental von der Sattnitz, im Süden von den Karawanken begleitet. Das Gailtal erstreckt sich über die Bezirke Hermagor und Villach-Land, und reicht im Osten über die Schütt bis weit ans Ende des Dobratsch. Und was liegt dazwischen? Wohin gehört Finkenstein oder der Faaker See? Gibt es überhaupt eine gemeinsame Grenze von Gailtal und Rosental? Ist ein Tal eigentlich nicht immer geprägt von einem Fluss? Und mündet die Gail nicht im Villacher Becken in die Drau, also nördlich der Dobrova? Fragen über Fragen, die auch wir Naturfreunde nicht lösen können. Zumindest nicht im Regen und am Abstieg von der Hagener Hütte.
Ich ging mit Fritz und Gerhard alleine hinten. Wir waren gut gelaunt und gingen auch den weiteren Wanderweg hinunter nach Mallnitz. Andere begnügten sich lieber mit der asphaltierten Straße. "I möchte bei der Scheißtour a wos Schenes erlebn", meinte Hansi zu uns, der mit Gerda, Ruth, Christine R, Monika Z und Zwillingsbruder Mirko die Straße herab ging. "Mir san de Stroßn lieba, wir wollten net den Wonderweg gehen", vernahmen wir von ihn. "Wast wos i nit glabn konn: dass da Hansi schon am Kilimanjaro wor!", meinte Peter K zu uns, als er Hansi's Worte hörte und schon ½ Stunde auf ihn warten musste. Ein echter Schleicher lässt sich eben Zeit! Herrn Alex war dies ziemlich egal, denn heute war seine erste Wanderung mit uns. "Jetzt wird ma oba weita gehen, am bestn noch Villach. Damit ma wenigstens noch a Leistung zsomman kriagn", meinte Gerhard und läutete den Zielsprint bis Mallnitz ein.
Kurz vor dem Ziel setzte wieder Regen ein. Ein Italientief bestimmt inzwischen den Wetteralltag. In der kleinen Pizzeria gegenüber dem Bahn-Buffet ließen wir den angefangenen Vormittag ausklingen. Zu Früh wollten wir nicht nach Hause kommen. Wenn das der Walter erfahren würde! Ohne einen Witz verabschiedeten wir uns von dieser Wanderung. Eine der wenigen Lichtblicke in diesem verregneten Bergsommer ging zu Ende. Herr Thomas schrieb in diesen 30 Naturfreunde Stunden so viele Sprüche wie selten zuvor auf. Ein Wanderbericht lebt von den Teilnehmern, ist ein Produkt der Einzelberichte von Euch allen. Berg frei!

(Bericht von Thomas

Hohe Geissl
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