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Koschuta (2136m)

Karawanken

Tour:    1.Tag: Sportplatz Zell-Schaida (890m) - Potoksattel (1411m) - Planina Dolga Njiva (1400m) Koschutnikturm (2136m) - Planina Dolga Njiva Planina Tegoska - Planina Pungrat - Planina Sija Planina Ilovica - Dom na Kofcah (1505m)

2.Tag: Dom na Kofcah (1505m) - Hochturm / Veliki vrh (2087m) - Hajnzsattel - Hajnzgraben (1037m) - Gasthof Male (666m)

 

Es hätte eigentlich einer der Höhepunkte des heurigen Wanderjahres werden sollen, nämlich die Koschuta Längsüberschreitung von Ost (Tolsta Koschuta) nach West (Hochturm). Doch leider wurde es eine lange, schweißtreibende Sommerwanderung auf der slowenischen Talseite der Koschuta, wobei der sonst immer geordnete Haufen diesmal etwas ungeordnet durch die Südhänge der östlichen Koschuta lief. Zwar konnten mit dem Koschutnikturm (2136m) und dem Hochturm / Veliki vrh (2087m) zwei Gipfel der Koschuta bestiegen werden, doch war das "Ausscheidungsrennen" ein K(r)ampf gegen fehlende Flüssigkeiten, müde Beine und die Zeit.

Angefangen hat alles am Freitag, um 5 Uhr Früh. Da trafen wir uns wie immer beim Ghf Matschnig. Da war der Hansi, Ernstl und der Thomas (= ich) dabei. Ebenso Franzi, Hubert, Inge, Pepo, Frank und Gerhard samt Bruder Hansi. Natürlich kamen auch die Steirer Walter W., Fritz und Peter. Nur unser Wanderreferent, der Walter G., war diesmal beruflich verhindert, was ihm aber eh keiner glaubte. In 4 Autos reisten wir an, stellten (m)ein Auto im Ribnitza-Tal beim Ghf Male ab und reisten mit dem Rest zum Sportplatz in Zell-Schaida an. Die steile felsige Koschuta Nordwand lag vor uns, und der Gedanke heute dort oben am Grat entlang zu wandern, entzückte mein Wanderherz.
Doch zuvor hieß es die vielen Höhenmeter hinauf zum Potoksattel zu machen. Es ging durch einen schattigen Wald, doch es war um 7 Uhr Früh schon ziemlich warm. Die letzten Tage bescherten uns eine erste Hochsommerperiode mit 35 Grad im Schatten, und so war von Anfang an viel Flüssigkeit gefragt. Fast alle hatten mehrere Liter zum Trinken mit, doch auch meine 3 Liter reichten nicht ganz aus. Letztendlich brauchte ich 6-7 Liter an diesem längsten Tag des Jahres (21.Juni). Dann kamen wir zur berühmten Mela, wo uns eine bizarre Felslandschaft erwartete. Wir durchquerten dieses von vielen Rinnen zerrissene Erosionsgebiet. Der Pepo bekam leichte Probleme und fühlte sich nicht ganz sicher in einigen Passagen. Als er sich bei einem kurzen Abstieg niedersetzte und kurz verschnaufen wollte, brachte er irrtümlich einen etwas größeren Stein ins Rollen, der dann den Abhang hinunter kollerte. Das es sich leider gerade um jenen Stein mit der Weg-Markierung handelte, war halt Schicksal. Zumindest für den Stein. "Hunderte von Stana liegn uma di, oba genau den Markierungstan muaßt dawischn", seufzte der Hansi. Was soll's. Es passte zum Pepo.
Irgendwie fühlten wir uns alle heute nicht ganz so sicher. Zumindest was den Weg oder die Orientierung anbelangte. So geschah es auch, dass oben am Sattel auf 1700 m Höhe plötzlich alle in (fast) alle Richtungen ausschwärmten. Also: Gruppe 1 (Ernstl, Hubert, Frank, Peter) ging gleich ohne zu warten hinauf zur Tolsta Koschuta, wobei doch eh jeder wusste, dass ein Weiterweg von dieser hinüber zum Koschutnikturm einige reine Kletterpassagen hat und somit nichts für unsere OG war. Oder sagen wir: zumindest der Autor des Buches ‚Karawanken' namens Posch und eben unser Walter G. wussten davon Bescheid. Aber da beide nicht da waren, konnte der Ernstl sich auch nicht mehr dran erinnern. Gruppe 1b (Franzi) ging heute sowieso ihren eigenen Weg. Ich nahm Gruppe 2 mit mir und suchte den Weg unten auf der Dolga Njiva Alm. Als ich ihn spät aber doch in Form einer Markierung auf einem großen Felsen fand, war ein Teil der Gruppe 3 (Rest) schon am Abstieg zu mir, ehe der Rest das Herumirren zwischen den Latschen aufgab und sich in Richtung Gruppe 1 begab. So wurde alles wieder neu durcheinandergemischt und kurzfristig gab es 7 Gruppen, die sich dann doch wieder irgendwie vereinigten, sodass es letztendlich nur mehr 3 Gruppen gab. Hätte Walter dieses Chaos und die sich entwickelnde Eigendynamik mitbekommen, er hätte wahrscheinlich vor lauter Aufregung einen Herzinfarkt bekommen. Und wir hätten eine Kabinenpredigt über Moral, Anstand und Orientierungskunde eines modernen Naturfreundes bekommen.
Was die anderen beiden Gruppen heute so machten bzw. was so sie nicht machten, darüber kann ich nichts berichten. "Gott sei Dank", dachten sich diese. Bei mir war nur der Pepo und der Walter W. aus Graz. Den eigentlichen Weg hinauf zum Koschutnikturm fanden wir nicht, denn außer der Anfangsmarkierung und einem Pfeil in Richtung Koschutnikturm gab's nichts. Nur Latschen, durch die kein Durchkommen war. Es war schrecklich. ½ Stunde irrten wir im Kreis herum, in den Latschen war es um einige Grad noch wärmer, und deren Blütenstaub hüllte uns bei jeder Berührung ein. Letztlich war es Walter W., der uns zum Abstieg zur Dolga Njiva Hütte überredete.
Wasser gab es im Brunnen vor dieser Privathütte genug. Und das brauchten wir auch. Der Hüttenpächter namens Igor war nett und freundlich, auch wenn er nicht immer alles verstand. War auch egal, denn Hauptsache die Kühe um die Hütte verstanden ihn. Sie waren seine einzigen Gesprächspartner, denn sonst dürften sich nicht sehr viele Wanderer hierher verirren. Igor zeigte uns den Weiterweg, auf dessen wir bald zur Abzwg Koschutnikturm kamen. Von nun an bestimmte der Pepo das Tempo, denn es ging bergauf. Dahinter ging der Walter und zum Schluss ich. Serpentine um Serpentine ging es hinauf. Alle 130 Hm war der Pepo schon ziemlich geschafft und brauchte eine längere Trinkpause. Für ihn war es eher eine Qual als ein Genuss. Ob er nun oben am Gipfel stehen würde oder nicht, dass war ihm egal. Vielmehr interessierte ihn ein kühles Getränk. Gegessen hatte er auch nicht viel. "Kumm Pepo, schauma das ma noch aufe kuman in den Gipfelbereich, damit uns de ondarn wenigstens sehn." redete ich ihm gut zu. Tapfer kämpfte er sich samt Rucksack hinauf, auch wenn sein Akku nicht mehr voll Einsatzfähig war. Dann ging's einfach nicht mehr. "I brauch wos zum Ess'n", waren seine letzten Worte. Einen Moment später saß er im Gras, verzerrte genüsslich zwei Müsliriegel und bekam so wieder genug Kraft. Zumindest für die nächsten paar 100 Meter. Denn dann passierte unser kleines Koschuta-Wunder des Tages. Plötzlich tauchten alle Gruppen in der Ferne auf, und einer Wiedervereinigung stand nichts mehr im Wege. Die gruppentechnische Wiedervereinigung zum selben Zeitpunkt war vor Zufall Maßarbeit.
Gruppe 1 (Ernstl & Co) kam gerade vom Koschutnikturm herunter und berichtete uns, also Gruppe 2 (Thomas & Co), von den Kletterstellen am östlichen Koschuta Ende und dass sie diese umgehen mussten. Gruppe 1b hatte keine Lust mehr und ist vom Koschutnikturm abgestiegen. Die Zeit war schon so fortgeschritten dass sie sich entschlossen haben abzusteigen und auf der slowenischen Talseite der Koschuta zur Kofca Hütte weiterzugehen. Als Pepo die anderen sah, brauchte man kein Prophet sein und wusste sofort an welche Gruppe er sich anschließen würde. Dass er dadurch um seine Jause fiel und diese erst in der Hütte verzerren konnte, tat mir leid. Gruppe 3 (Hansi & Co) stand etwas weiter oben vor der Entscheidung, auf den Gipfel zu gehen oder gleich abzusteigen zum Rest. So machte auch diese Gruppe ein Splitting mit, sodass Fritz und Gerhard zum Gipfel gingen, während der Rest sich an Inge's Slogan "Do aufe geh ih nimma" richtete und abstieg. Walter W. und ich gingen doch noch hinauf auf den Koschutnikturm.
Erst hier heroben offenbarte sich ein herrlicher Blick in die Schönheit und in die Kulisse der 14 km langen Koschuta. Diese Felskette der Karawanken bildet ein Bollwerk nach Norden und ist prädestiniert als Staatsgrenze. Im Norden türmen sich mächtige Felswände auf, während im Süden die Hänge großteils Grasbewachsen sind. Die höchsten Gipfel sind der Koschutnikturm, der Lärchenberg, der Hajnzturm oder der Hochturm (Veliki vrh). Dass der Rest auch ins Tal absteigen würde und den Weg unten zur Kofca Hütte nehmen würde, war klar. Es war nämlich bereits ½ 2 Uhr nachmittags und für den restlichen Weg am Grat brauchte man mindestens 5 Stunden, ohne Pausen! Und zum Trinken hatte fast keiner mehr etwas.
Es wurde über vieles nachgedacht. Ideen wurden geschmiedet. Würde Walter in 2 Wochen am Spik dabei sein oder wieder nicht können? Ein Vorschlag war es, in Zukunft die Programme anderes zu kategorisieren. Nicht nur "A"-Touren für Anfänger, sondern auch "W"-Touren für unseren Walter. Ein anderer Vorschlag war es vom Koschuta-Haus über den ÖTK-Klettersteig hinauf auf den Koschutnikturm zu gehen (dabei die Mela auslassen), und dann den Grat entlang zur Kofca Hütte zu wandern. Das müsste sich in einem Tag ausgehen. Nach der Jausen- und Photo-Pause kehrten wir wieder ins Tal zurück und machten abschließend nochmals einen Abstecher zur Dolga Njiva Hütte. Um Wasser aufzutanken (offizielle Version). Leider kamen wir in den Regen, der sich justement zu dieser Stunde genau über der Dolga Njiva Hütte ausbreitete. So hieß es warten und warten und ...
Der lange Hatscher von 3 Stunden zur Kofca Hütte zog sich dahin. Müde waren wir schon alle. Bei der Dom na Kofcah dann die Enttäuschung: der Standard der Hütte hatte nicht 2000er Niveau, sondern dürfte irgendwo in den 70er Jahren stehen geblieben sein. Die Zimmer waren veraltet und Wasser gab es diesen Abend keines. Stattdessen wie immer Jota (mit/ohne Globase), ev. noch eine Bohnensuppe oder eine kalte Bretteljause. Doch der Hunger war stärker ...

Samstag, 22.Juni 2002, Früh am Morgen. Walter W. und Pepo waren schon Abmarsch bereit, da sie nach Trzic absteigen wollen und dort abgeholt werden. Die restlichen 10 Wanderer machten sich bereit zum ausgiebigen Frühstück (Ham & Eggs), dazu Kaffee oder Tee und das inkl. Nachschlag und Übernachten für nur 1500 Tolar oder ca. 7 Euro, also etwa 100 ATS. Sehr günstig und sehr gut.
Danach ging es bei fast 35 Grad im Schatten zu morgendlicher Stunde hinauf auf den Veliki vrh (Hochturm). Und dies großteils in der prallen Sonne. Der Schweiß rannte uns von der Stirn. Im halben Anstieg wurde es mir doch etwas zu langsam und so zog ich wenigstens einmal das Tempo etwas an. Ich überholte zwei Brüder, schaffte aber die Leading Position nicht mehr ganz. Trotzdem herrlich! Um 9 Uhr erreichte ich den Gipfel des Hochturm, und wurde mit einer sehr guten Fernsicht belohnt. Viele der umliegenden Gipfel waren mittlerweile bekannt. Ein Verdienst der Naturfreunde St.Jakob/Rosental, ohne die ich wahrscheinlich nie die Bergwelt kennen gelernt hätte, nie am Veliki vrh jemals gestanden wäre und ohne die ich nie diese Zeilen geschrieben hätte. Die UNO hat das Jahr 2002 zum "Jahr der Berge" erklärt, während die oben genannten Naturfreunde die Gegenwart zum "Spaß und Freude in den Bergen" erklärt haben. Jedem das seine.
Dann ging es bergab nach Österreich. Dazu musste ein kurzer Klettersteig (B) überwunden werden. Einziges Problem war der Steinschlag, Ein Kompliment an alle, denn alle schafften es ohne Probleme. Vom Hajnzsattel mussten wir wieder zuerst die Latschen durchqueren, ehe wir durch das Abrutschen über ein Schuttfeld viel Zeit gewinnen konnten. Die anschließende Pause nutze jeder so auf seine Art. Die meisten zum Trinken oder Jausnen. Nur der Fritz schnitt sich in den Daumen und musste so "erstversorgt" werden. Hätte er seine Küche besser aufgeräumt, wäre ihm dies nicht passiert. Beim Hajnzbauer kamen wir nochmals etwas vom Weg ab, doch dann war es nur mehr Formsache bis zum Male-Bauer.
Während die einen die Autos holten, stärkten sich die anderen mit einem Bier (oder auch drei Biere). Die alte Wirtin a.D. war sichtlich gerührt über die unerwarteten Gäste. Wahrscheinlich kamen heute so viele Gäste wie sonst das ganze Jahr nicht. Abschließend folgte der Rückweg zum Matschnig, wobei wir zuerst noch die beiden Steirer Fritz und Peter "verloren". Das "Ausscheidungsrennen" beendeten nur 8 Wanderer von ehemals 13 Gestarteten. Eine Ausfallsquote von über 38% - das gibt es nicht oft bei uns.
Beim Matschnig wartete man schon auf uns und den Umsatz. Fazit: Die Koschuta Längsüberschreitung wurde nicht geschafft. Walter G. stieß zu uns und nahm den Abschlußbericht zur Kenntnis. Was hätte er auch anderes tun sollen. Wenn die Führungsmannschaft versagt, kann er doch nichts dafür. Also wo lag der Fehler? Bei den Teilnehmern? - Nein, die gehen einem eh immer nach, egal wohin man geht. Beim Wetter? - Nein, denn das war trotz des kurzen Regens an diesen beiden Tagen sicherlich nicht Schuld. Ich glaube, dass es diesmal weit im Vorfeld ein kleines Problem gegeben hat, nämlich in der Planungsphase. Zeit, einmal kurz darüber ein paar Worte zu verlieren.
Meist noch im alten Jahr treffen sich 3 ½ Kärntner - in Worten: Walter G., Hansi S., Ernstl und Thomas (="ich)" - zum Ausarbeiten des Wanderprogramms. Zuerst denken wir uns die Routen aus, die dann verfeinert und terminisiert werden. Die geborenen Ideen werden dann mit Zirkel und Lineal auf unzähligen Karten vermessen, geschätzt und berechnet. Länge, Zeit und Höhe erhalten somit exakte Werte, die in einer an Aufopferung, Hingabe und Enthusiasmus kaum zu überbietender Tipparbeit von Walter zu Papier gebracht werden. Das dabei schon mal ein Gläschen Rotwein oder ein Bier getrunken werden muss, ist verständlich. Natürlich muss auch gelacht werden, denn sonst würden nie die lustigen NF Touren dabei rauskommen. - Nun, Walter hatte die Idee zur Koschuta. Ernstl hatte fleißig gemessen, Hansi ihn kontrolliert und nachgeschenkt, und ich alles niedergeschrieben. Und vielleicht hat das Planungsteam bei dieser Tour ein wenig versagt. Wir hätten gleich erkennen müssen, daß die Tour in der Form für manche einfach zu viel gewesen wäre. Doch die Idee einer Koschuta Längsüberschreitung am Grat lebt nach wie vor. Koschuta - wir kommen wieder. Oder zumindest ich.

(Bericht von Thomas)

Koschuta
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