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Schneeschuhwanderung Palnock (1901m)

Nockberge

Tour: Amberger Alm (1832m) - Schwarzsee (1792m) - Palnock (1901m) - Schwarzsee - Kulnighütte - Amberger Alm - Schipiste - Parkplatz 3.Lift (1277m)

 

Da sind wir wieder! Das Wanderjahr 2005 begann traditionell mit unserer Schneeschuhwanderung, die uns heuer in das Gebiet um Verditz trieb. Ziel war der 1901m hohe Palnock, ein Vertreter der Nockberge, den 14 unermüdliche Naturfreunde erwandern wollten. Es wurde eine der schönsten Schneeschuhwanderungen unserer Ortsgruppe, eine winterliche Genugtuung und ein "Machtkampf" der Interessen.
Treffpunkt war diesmal der Parkplatz im Tal zum Schigebiet Verditz. Da dessen Aus schon lautstark diskutiert wurde, mussten wir heuer noch schnell eine Schneeschuhwanderung unterbringen. In 4 Autos ging es hinauf durch den Ort Verditz und bis zum Ende der befahrbaren Straße. Hansi hatte über Kontakte ein Dutzend günstiger Schneeschuhe besorgt, Walter W brachte steirische Modelle mit und unsere Ortsgruppe konnte zum ersten Mal die selbstgekauften Schneeschuhe (4 Paare) "einwandern". Walter organisierte die 14 Liftkarten (teils Kindertarif) zum einheitlichen Gruppenpreis von 60 ? und so ging es in Anwesenheit der Verditzer Kälte die dritte Lifttrasse hinauf zur Amberger Alm. Vor über 20 Jahren war ich zum letzten Mal hier Schi bzw. Sessellift fahren, und es hatte sich seit damals in punkto Modernisierung und Verbesserung nichts getan. Den Machtkampf mit anderen Schigebieten um die Gunst der zahlenden Schifahrer scheint Verditz endgültig verloren zu haben.
Dann hatten wir endlich wieder den Platz an der wärmenden Sonne erreicht. Während Walter, Hansi, Ruth, Rene, Walter W, Pepo, Hansi G, Gerhard, Wendelin, Peter K, Werner, Gerda, Monika und Thomas (="ich)" sich die Schneeschuhe anzogen, kamen immer wieder Schifahrer herauf. "Was haben denn die für lustige Schi?", fragte eine verblüfft schauende Deutsche Urlauberin. Wir konnten die Frage nur mit einem naturfreundlichen Lächeln beantworten. Stattdessen wurde die umliegende winterliche Landschaft fotografiert. Unten im Tal konnte man den Schnee suchen, doch heroben lag mehr als man vermuten konnte. Herrlich! Im Süden ragten die Julischen Alpen hervor, im Norden grüßten die Nockberge und weiter draußen im Nord-Westen das Panorama verschneiter Berge der Hohen Tauern. Dann ging's los.
Schon nach wenigen Metern blieb ich zurück, denn ich sah ein altes Weiberle mit einem Stock und Plastiksack vom Lift auf uns zukommen. Sie sperrte ihre nahe Kulnighütte auf, zeigte mir zwischen zwei Bäumen den Großglockner und begann mit der Vorbereitung der Bewirtschaftung für durstige Schifahrer. Walter kombinierte schnell und so war unser erster Einkehrschwung am Rückweg schon gefunden. Vorne stapfte unser Rene durch die winterliche Landschaft. Da es noch keine Tourenschispur gab, mussten wir uns erst den Weg im Freien Gelände erarbeiten. Rene ließ sich heute nicht ablösen, denn er fand richtig Spaß im Schnee stapfen. Trotzdem schien er mir heute ziemlich ruhig, nachdenklich, eigentlich überhaupt nicht naturfreundlich. Ganz anders der Rest. Jeder war froh, dass der Gerhard wieder zu 100 % dabei war, denn er brachte viel Lachen zurück in die Gruppe. Gerade jetzt in der Faschingszeit sehr wichtig.
Wir erreichten rasch den Schwarzsee, der sich unter der Schneedecke verbarg. Doch auch im Sommer soll von diesem See nicht mehr viel zu sehen sein. Ich nützte die Momente und hörte in die Stimmung der Leute hinein. Schon jetzt, nach 21 Wanderminuten des Jahres 2005, war klar dass die heutige Schneeschuhwanderung allen gefiel. Nach dem Reinfaller der letzten Saison konnten wir heute endlich wieder eine Wanderung mit Schneeschuhen durchführen. Alle waren zufrieden, glücklich und voller Freude an der umliegenden Landschaft, dem Wetter und der Tour. Schade, dass andere heute verhindert waren und nicht mitkommen konnten. Bis zum Palnock war es noch weit und so ging es Schritt für Schritt durch den Schnee. Einmal ein Stück entlang der Loipe, dann wieder frei im Gelände. "Wo bist denn du daham?", konfrontierte mich Walter, als wir über Eislaufen am Aichwaldsee sprachen. Ich kannte den See wirklich nicht. Das war keine Schande. Vielmehr fragte ich mich selbst, wo ich am 5.Februar 2005 nun wirklich daheim bin. 3 Wohnungen in 3 Städten gingen mir durch den Kopf, doch die Frage konnte ich weder mittels Verstand noch mit Gefühl so richtig beantworten. Oder war es doch mein Büro? In den letzten 2 Monaten hatte ich soviel gearbeitet, dass ich auch letzteres nicht mehr ausschließen konnte.
Weiter ging's. Die Sonne lachte vom Himmel, während unten im Tal das Faschingstreiben seinen Lauf nahm. Der Weg zum Palnock hat nur sehr geringe Steigungen, sodass er als ziemlich lawinensicher gilt. Der Machtkampf schönes Winterwetter gegen Wolken, Nebel und stürmische Winde ging eindeutig zugunsten des heutigen Tages aus. Uns wunderte es nicht, denn Naturfreunde Zeit ist ja bekanntlich Schönwetter-Zeit. Ausgelöst durch eine italienische SMS und einen Bekleidungswechsel fiel ich ans Gruppenende zurück. Eigentlich meine Stammposition, doch heute war es anders. Ich spürte nicht die Kraft und Spritzigkeit in mir, um rasch zu den anderen wieder aufschließen zu können. Den innerlichen Machtkampf Kraft gegen fehlende Kondition hatte ich verloren, doch mein Wille brachte mich wieder an die anderen heran. Von denen war es allerdings eh keinen aufgefallen.
Um 12:07 Uhr hatten wir endlich das Gipfelkreuz am Palnock erreicht. Es wurde windiger und frischer. Trotzdem ließen wir uns die Jause nicht nehmen. Gerda verteilte Kekse (ein Danke!), das Haus G "Komplimente" und niemand einen Gipfelschnaps. Schade, dabei hatte ich gerade heute einen Gusto darauf. Schließlich bekam ich doch noch ein Schnäpschen, und die umliegende Berglandschaft unsere Aufmerksamkeit. Gegenüber ragte der Staff (Gailtaler Alpen) empor, und vielleicht ist er schon nächstes Jahr ein Tourenziel von uns. Als die ersten Schitourengeher nachkamen, machten wir uns auf den Rückweg.
Zeiten ändern sich. Und so auch diese Mittagszeit auf über 1900m Höhe. Gemeinsam machten wir uns auf den Rückweg. Viele rote Hosen und Jacken gingen durch die weiße Winterlandschaft. Der nahe Mirnock schien in weiter Ferne, und trotzdem dachte ich schon an eine Schitour dorthin nach. Auf einem kleinen Hügel bekam ein alter Baum unsere Aufmerksamkeit. Seine kargen Äste und sein sterbendes Äußeres verrieten uns, dass er den Machtkampf um Leben in der Natur verloren hatte. Lediglich für Photomotive taugte er noch. Schicksal oder Alltag? Egal. Pepos Hunger war groß, denn er hatte heute auf seine Jause vergessen. Deswegen gingen wir auch gleich drauf weiter.
Wir erreichten wieder die Kulnighütte, und einige freuten sich schon auf ein Bier. Andere auf einen Tee, oder Kakao mit Rum oder eine Suppe. Als ich die Hütte betrat, schien es mir als würde ich in eine andere Zeit eintauchen. Eine Zeit aus vergangenen Tagen. Die alte Frau machte nach bestem Gewissen und Können ihren Job und versuchte alle Kunden zu bewirten. Beim Bier ging es noch relativ schnell und einfach, beim Kakao oder Tee war schon warten angesagt. Auf ein paar Frankfurter war schon Geduld und viel Zeit von Nöten, die wir nicht hatten. Die Preise waren außergewöhnlich, gering und selten. Sie lauten 1,67? oder 1,13?. Damals, da wurden sie 1:1 von Schilling in Euro umgerechnet, und haben sich nicht mehr verändert. Addiert wurde per Zettel und Schulmathematik. "8 und 3 ist 11, ergibt 1, bleibt 1 übrig. 1 und 4 ist 5 und 3 ist 8. 1 und 1 ist 2. Macht 2 Euro und 81 Cent.", war zB zu hören. Gab man 10 Euro, wurde von diesem der zu zahlende Betrag subtrahiert und schließlich kassiert. Es dauerte. Erst wenn alle Bestellungen entgegen genommen wurden, begann die alte Frau mit der Zubereitung der Getränke und Speisen. "Gerda, schmeckts? Host da die Suppn sölba gekocht?", meinte jemand zynisch. "Na, oba sölba gholt", konterte sie gekonnt. Monika wartete lange, ein Gruppe Urlauber noch viel länger. Der Zahn der Zeit sägt langsam, aber er sägt unaufhaltsam. Den "Machtkampf" gegen die moderne Zeit mit all ihren Globalisierungen, Rationalisierungen und Standardisierungen scheint man hier auf der Amberger Alm verloren zu haben. Ein weiteres Stück "Damals" stirbt aus, beugt sich dem Zeitgemäßen.
Wir erkundeten uns nach dem besten Weg hinab zu den Autos, und gingen schließlich entlang der Schipiste weiter. Pepo bekam Probleme mit seinen Schneeschuhen und rutschte immer wieder heraus. Zuerst halfen ihm Werner und Gerda, später "klebte" ich an seiner Seite. Schneeschuhe können auch nicht kooperativ sein und nicht wollen. Solche Machtkämpfe kann man nur mit sorgfältiger Behandlung entgegen treten. Gedacht, getan. Und Pepo konnte wieder in alter Gewohnheit sein Tempo nachgehen. Dann war die Tour zu Ende. Hansi sammelte wieder die geborgten Schneeschuhe der Marke MSR (Mountain Safety Research) & Co ein, und wir mussten bundesheermäßig in geordneter Haltung antreten. Da konnte selbst ein Kracher nichts ausmachen.
Bevor nun alle wieder nach Hause fuhren, versammelten wir uns noch zu einer abschließenden Geburtstagsrunde im nahen Restaurant. Walter W lud ein, und sie kamen alle. Pepo direkt vom WC, und somit war er Letzter beim Bestellen. Als er sah, dass Walter W über 26 Euro für eine Suppe samt Bier zahlte, wollte Pepo sein Bier gleich wieder zurückstellen. Man klärte ihn auf, und so bestellte auch der Pepo seine Gulaschsuppe. Die trockenen Semmeln haben auch schon 3 Wunschkonzerte gehört, denn sie schienen nicht gerade die frischesten zu sein. "Die Frischen gibt's erst morgen", meinte Werner. Auch eine Semmel kann den Machtkampf gegen die Zeit verlieren, und somit an Substanz und Frische einbüßen.
Es war der lustige Teil an diesem Faschingssamstag. Walter erzählte vom bevorstehenden Hemma-Pilgerweg, ich dachte schon an die morgige Schitour, Rene war noch immer sehr nachdenklich, Gerda wurde es kalt und Pepo "stolperte" über eine Glasscherbe. Doch alle waren froh über die heutige schöne Schneeschuhwanderung. Eine Genusstour. Keiner dachte mehr an Machtkämpfe, die unser Leben immer wieder konfrontieren. Ich auch nicht mehr. Wenn Meinungen aufeinander prallen, gibt es keine Sieger und Verlierer, sondern nur subjektive Welten. Auch wenn die Sprache manchmal nicht die Wellenlänge der anderen erreicht, ist das Finden einer gemeinsamen Basis und die Kommunikation immer noch der beste Weg. Auch Naturfreunde gehen ihren Weg, dass musste ich selbst schon in eigener Person erfahren. In diesem Sinne: Auf ein Wiedersehen beim nächsten Mal und Berg frei!

(Bericht von Thomas)

am Palnock
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