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Gumpeneck (2226m), Knallstein (2599m), Hornfeldspitze (2277m)

Wölzer / Schladminger Tauern

Seit langer Zeit fand wieder einmal eine Steiermark Tour unser Ortsgruppe statt. Als Ziel hatte ich mir das Sölktal in den Niederen Tauern ausgesucht, welches ich von Norden nach Süden bereisen und allen Interessierten durch drei Bergtouren zeigen wollte. Auch wenn die Gruppe mit 4 Wanderern nur sehr klein war, glaube ich dass es mir gelungen ist.

 

Freitag Früh (5.Juli 2019) holte ich mit meiner Frau Christine die beiden angemeldeten Wanderer Erich in Finkenstein bzw. Elly in Maria Elend ab. Gemeinsam fuhren wir über die A10 und das Ennstal nach Pruggern und weiter zum nördlichen Beginn des Sölktales in die Ortschaft Großsölk. Dort wartete schon Sonja auf uns, die nur die Wanderung am ersten Tag mitging und selbstständig an- bzw. abreiste. Nach ein paar Kehren waren wir am Parkplatz Koller angekommen und konnten um Viertel nach 8 Uhr schon mit der ersten Wanderung aufs Gumpeneck beginnen.

Die Gruppe ging zügig und gut und so erreichten wir nach einer Stunde die Schönwetterhütte. Ursprünglich wollte ich hier Nächtigen, doch da alle Betten schon vergeben waren, musste ich umdisponieren. Wir stiegen auf grasigen Wegen weiter hinauf und gingen in einem Rundweg über die Blockfeldspitze am rechten Kamm hinauf zum Gipfel. Schaute von unten lang und anstrengender aus als es letztendlich war. Toll auch die Blicke in die umliegende Bergwelt, speziell zum Dachstein, Stoderzinken, Kammspitz oder Grimming. Nach knapp 3 Stunden hatten wir die 1100 Höhenmeter hinauf auf den nordwestlichsten Aussichtsberg der Wölzer Tauern erreicht. Obwohl das Wetter für diesen Freitag eigentlich sonnig und schön angesagt war, zeigte es sich uns mit leichter Bewölkung und einem frischen Lüfterl am Gipfel. Machte uns zwar nichts aus, doch auf den Wetterbericht war nicht immer Verlass.

Trotz des Schafmists genossen wir die Jausenpause auf 2226m Höhe. Bis auf meine Wenigkeit war es für alle ein Premierengipfel. Letzte Schneereste lagen noch herum, welche vor 10 Tagen noch größer waren. Der warme Juni hatte große Arbeit geleistet. Es war schon komisch: Der letzte Winter schlug hier in diesen Bergen mit voller Wucht zu und im Mai sah ich von Liezen nur eine weiße Wand an Bergen. Damals war ich mir nicht sicher, diese 3-Tages-Tour überhaupt machen zu können. Doch in den letzten fünf Wochen ging der Altschnee rasant weg, sodass ich mich erst Ende Juni für die Steiermark Tour entschied. Ich hatte auch beim Hüttenwirt und der lokalen Bergrettung bezüglich der Schneesituation nachgefragt und ein Ok bekommen. War viel wert. Nach einem weglosen Abstieg und kurzem Gegenhang Aufstieg auf den Zinken sah ich vom dortigen Altschneefeld am Gipfel fast nichts mehr. Vor 10 Tagen sah ich eine mannshohe Wand, dich ich damals umgehen musste.

Am langen Weg hinaus zum Schönwetterberg wurde das Wetter etwas besser und die Sonne kam jetzt mehr und mehr zum Vorschein. Bei der anschließenden Pause auf der Schönwetterhütte holte sich der eine oder andere sogar einen leichten Sonnenbrand ein. Wegen einer größeren Wandergruppe machten wir einen unfreiwilligen längeren Aufenthalt, obwohl wir nur auf ein Getränk gingen. Passierte leider, obwohl es nicht unsere Schuld war. Der Abstieg zum Parkplatz war dann nur mehr Formsache. Alle hatten sich gut unterhalten. Nur ich war etwas traurig, aber das ist eine andere Geschichte.

Wir fuhren das Sölktal hinein zur Erzherzog Johann Hütte, wo wir uns für zwei Nächte einquartiert hatten. Erich fiel auf, dass hier das Wasser uns entgegen floss, während wir leicht bergab fuhren. Eine optische Täuschung oder ein Sonderfall der steirischen Schwerkraft? Nach dem Duschen stärkten wir uns beim Abendessen und konnten einen netten Abend auf der Terrasse bzw. später im großen Gastraum verbringen.

 

Samstag Morgen. Der Tag erwartete uns mit blauen Himmel und viel Sonne. Der angekündigte schöne Tag stand uns bevor. Ideal um wie geplant auf den höchsten Berg des Tales, dem Großen Knallstein (2599m) zu gehen. Wir bekamen um 7 Uhr ein ausreichendes gutes Frühstück und gingen nach einer kurzen Anfahrt von Sankt Nikolai im Sölktal los. Uns fielen sofort die vielen Blumen an Häusern und sogar Straßenlaternen auf. Wir sahen es in allen Orten des Tales und es ergab ein schönes harmonisches Bild. Die Liebe steckte halt im Detail, auch wenn allein das Gießen viel Arbeit bedeutet.

Zuerst ging es auf einem breiten Forstweg lange das Tal hinein. Es war mäßig ansteigend und vor uns türmten sich mächtig ausschauende Berge auf. Ein junges Kalb lag kränklich und alleine am Wegesrand, verlassen von der Mutter und der Herde. Was hätten wir tun können? Nach ein paar Abkürzungen kamen wir im Schatten spendenden Wald hinauf zur Kaltherberghütte, wo wir die ersten 500 Höhenmeter geschafft hatten. Einem Jäger berichteten wir vom Kalb und erfuhren, dass der Bauer schon verständigt wurde. Am Rückweg war es weg und musste so den Tag nicht in der prallen Sonne verbringen.

Die nächsten 500 Hm gingen steil hinauf zum unteren Klaftersee und etwas flacher vorbei am Oberen Klaftersee, ehe es nochmals steil zum Sattel am Weißsee ging. Dieser Abschnitt mit den vielen Gebirgsseen gefiel mir besonders gut. Man findet solche Passagen bei vielen Bergtouren in den Niederen Tauern vor. Christine hatte genug und musste ihren tags zuvor leicht verstauten Knöchel etwas schonen. Erich und Elly holte ich im letzten steilen Anstieg am Großen Knallstein noch ein und so gingen wir gemeinsam den letzten flacheren Teil zum Gipfelkreuz auf 2599m Höhe. Bei prächtigem Wetter genossen wir eine tolle Rundumsicht in eine uns so fremde Bergwelt. Ganz im Westen sah ich auch die schneebedeckten 3000er der Sonnblick- und Ankogelgruppe. In der anderen Richtung die Gesäuseberge, den majestätischen Dachstein und ganz im Norden das Tote Gebirge. Weltklasse.

Wir hatten alle die Gipfelpause nach den 1500 Höhenmetern verdient. Wir waren gerade erst angekommen, da sah ich Elly und Erich auf dem Gipfel sitzen und an deren Handys etwas tippen. Wie sich die Zeiten ändern. Früher einmal stand die Jause, das Umziehen oder einfach nur das Durchschnaufen bei meinen Gipfelstürmern an erster Stelle, jetzt war es die Technik, die Nachricht an zuhause oder das schnell geschossene Gipfelfoto. Daran werde ich mich noch gewöhnen müssen.

Kurz vor 13 Uhr brachen wir zum Abstieg auf. Christine war schon zur Kaltherberghütte abgestiegen, wo wir sie später antrafen. Gegen ein auf Ehrlichkeit basierendes Kleingeld konnte man sich ein kühles Getränk aus dem Wassertrog nehmen, was wir alle taten. Sonst gab es unterwegs keine Einkehrmöglichkeit. Der Große Knallstein ist noch etwas abseits der großen Bergrouten und daher nicht so oft begangen. Trotzdem hatten wir heute an die 10 Wanderer unterwegs getroffen, die aber alle vor uns gestartet waren. Das wäre auch ein Kritikpunkt an mich gewesen, denn bei dem heißen Wetter hätten wir vielleicht eine Stunde früher starten sollen. Aber egal, bei einer Länge von 8 Stunden wären wir sowieso in die Hitze des Tages gekommen.

Nach der Hütte kamen wir bald wieder in den Wald wo es angenehmer war. Zufrieden und glücklich aber doch müde erreichten wir schließlich den Parkplatz in Sankt Nikolai und fuhren alsbald zurück zur Erzherzog Johann Hütte, wo wir nach einem guten Essen den Abend bei Wein bis weit nach 22 Uhr ausklingen ließen.

 

Sonntag Morgen. Es war kurz vor 6 Uhr als ich aus dem Fenster blickte. Wolken waren aufgezogen und der nahe Hochstubofen in ihnen verhüllt. Als es um halb 7 Uhr zu regnen begann, dacht ich: „Das war es.“ Zum Frühstück wurde es wieder sonnig und ich wurde unsicher. Geht sich heute noch eine Bergtour aus? Und wenn, welche? Das geplante Deneck oder eine kleinere Tour wie die Hornfeldspitze?

Wir ließen uns Zeit, checkten aus und fuhren los. Schon in der ersten Kehre musste ich mich entscheiden, und mein Bauchgefühl sagte mir: Mach die kürzere Tour. Als wir um Viertel nach 8 Uhr vom Sölkpass losgingen, schaute es im Süden noch wolkenlos und schön aus. Auch im Sölktal war das Wetter ganz ok und das Deneck doch machbar. Während des Aufstiegs haderte ich mit meiner Entscheidung und ich glaube die anderen fragten sich auch warum wir nicht die 800 Hm aufs höhere Deneck gegangen sind. Es gab kein zurück mehr. Ich hatte eine Entscheidung getroffen und die mussten wir jetzt durchziehen. Andere Wanderer waren auch unterwegs und so kamen wir in etwas mehr als einer Stunde hinauf auf die 2227m hohe Hornfeldspitze. 490 Höhenmeter hatten wir geschafft. Es war trotzdem ein würdiger Ersatz und auch als Aussichtsberg sehr schön. Überall schaute das Wetter gut aus, nur im Norden (Ennstal) war es grau in grau. Das angekündigte Schlechtwetter wird kommen. Heroben hatte ich nach 3 Tagen zum ersten Mal wieder Handyempfang und konnte so am Regenradar sehen, dass von Salzburg kommend der Regen sich ausbreiten wird.

Als es mir im Norden immer dunkler wurde, brach ich die Gipfelpause ab und wir machten uns wieder auf den Abstieg, während andere Wanderer noch aufstiegen. Wir hatten noch nicht mal die Hälfte geschafft, da sahen wir eine tief liegende Wolkenwand ziemlich schnell das Tal hereinziehen. Gleich darauf spürten wir den kühlen Wind, der sie antrieb. Jetzt sagte ich nur mehr: „So schnell wie möglich absteigen.“ Das Wetter änderte sich dramatisch schnell. Es tauchten Regenwolken im Norden auf und sie kamen immer näher. Wir kamen fast bis ans Ziel (Parkplatz), nur die letzten 2 Minuten erwischte uns der Regen. Alles schnell ins Auto verstauen und hinein und wir fuhren auf der noch trockenen Südseite bergab ins Tal, wo wir uns umziehen konnten.

Es war ein klassisches Beispiel, wie schnell man in den Bergen vom Regen erwischt werden kann. Elly, Erich und Christine waren Zeugen. Eine Kaltfront ist tückisch. Lange Zeit ist das Wetter noch ok, doch dann kommt der Regen schnell. Anders bei einer Warmfront, wo man die Wetteränderung früher und fließender spürt. Egal. Wir hatten doch die richtige Entscheidung getroffen. Aufs Deneck wären wir heute nicht gekommen. So aber war die 3-Tages-Tour mit dem Gumpeneck, dem Knallstein und der Hornfeldspitze auch alpinistisch ein voller Erfolg.

Die Rückfahrt machten wir über Neumarkt und einem Abstecher in der Hirter Brauerei. Im Raum Villach kamen wir in ein stürmisches Gewitter und uns taten die Athleten am Ironman Leid. Leider war durch dieses Großereignis unsere Rückfahrt wegen Straßensperren ziemlich umständlich, doch wir kamen alle gesund und zufrieden nach Hause. Drei tolle Tage gingen zu Ende. Ich plane wieder einmal eine Fortsetzung mit steirischen Bergen zu machen. In diesem Sinne: Berg frei.

 

(Bericht von Thomas)

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