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Kobounikalm / Selenz (1553m)

Karawanken

Manche Schneeschuhwanderungen tragen ein paar Geheimnisse in sich. So auch die heutige Tour unserer OG St.Jakob im Rosental auf die Kobounikalm und den Selenz. Das erste Geheimnis liegt schon darin, dass nur die Wenigsten wissen, wo unser Ziel überhaupt liegt. Der unbedeutende Selenz (1553m) ist der mächtigen Koschuta Nordwand vorgelagert, und an seinem südwestlichen Fuße liegt die kleine, schöne Kobounikalm, etwas abseits des berühmten Koschutahauses.

Kein Geheimnis mehr war unser neuer Treffpunkt am Parkplatz Kulturhaus in St.Jakob, wo sich Hansi, Brigitte, Kurt & Elisabeth, Alfred & Heidi, Monika, Andrea, Erich, Barbara, Franz & Jolanda, Martin & Patrizia, Gerhard, Gerlinde und ich (= Thomas) trafen und in Richtung Zell-Pfarre aufbrachen. Unterwegs stieg in Ferlach noch Elisabeth R zu, und am Zielort wartete schon Sonja auf uns. Das Wetter war heute auch kein Geheimnis, denn schon seit Wochen herrschte fast immer schönstes, sonniges und niederschlagsarmes Wetter über Kärnten. Somit konnte einer Tour bei traumhaften Bedingungen nichts im Wege stehen. Aber die Schattenseite der Medaille sahen wir auf unserer Wanderung unter unseren Schuhen: nämlich kein Schnee. Oder zumindest fast keiner. Keine Winterlandschaft mit Pulverschnee und herrlichen Bedingungen. Stattdessen apere Hänge, stellenweise eisige Passagen und (wenn überhaupt) harter brüchiger Altschnee. Machte da eine Schneeschuhwanderung überhaupt Sinn?

Dieses Frage stellten sich manche schon beim Weggehen und ließen deswegen die Schneeschuhe gleich im Auto zurück. Warum unnötig tragen! Aber zumindest hatten die meisten Grödeln oder Schuh-Spikes mit um nicht auszurutschen. Ich war die Tour vor einer Woche noch vorgegangen und brauchte damals Grödeln und Schneeschuhe. Auf der steilen Wiese ober den Kobounikalmhütten sank ich damals immer wieder im Altschnee ein, sodass ich Schneeschuhe verwendete. Eine geheimnisvolle Woche später war dort, wo noch ein wenig Schnee lag, einiges weggetaut, und dort wo kein Schnee lag (im Wald hinauf zum Selenz), lag jetzt ein leichte Film von Neuschnee der Kaltfront von Mitte der Woche. Man kann sich auf nichts mehr verlassen. Früher, als es noch einen gescheiten Winter gab, reichte es eine Woche vor der Tour diese vorzugehen. Heute muss man wahrscheinlich einen Tag vorher sich die Bedingungen nochmals anschauen. Der Klimawandel ruft. Aber der Schnee war gar nicht mal das Thema, sondern die rutschigen Stellen am Weg zur Alm.

Nach 2:20 unfallfreien Stunden hinauf zum Gipfel war die Gipfelpause verdient. Auf der heutigen Tour hatten wir tolle Fernsichten nach Westen, also von der Koschuta über die Loibler Baba, die Vertatscha, den Kosiak, die Bärentaler Kotschna bis hinüber zum Mittagskogel. Vorgelagert der Matschacher Gupf und Sinnacher Gupf, dazwischen der Ferlacher Spitz, ganz hinten der Dobratsch und ganz nahe vor uns das Ferlacher Horn. Die Fernsicht war heute genial. Nach Osten reichte das Panorama vom Freiberg, über Kleinobir und Hochobir bis hinaus zur Petzen, dann vorgelagert Oistra und Topitza, ganz hinten am Horiziont die slowenische Raduha, und wäre da nicht die Dicke Koschuta hätten wir auch noch ein grenzgeniales Panorama der Steiner Alpen gehabt. Als Aussichtsberg war der kleine Selenz ein unbekannter Schatz im Banne der mächtigen dunklen Koschuta Nordwand. Die 650 Höhenmeter herauf hatten sich ausgezahlt.

Am Abstieg kam die Frage auf, ob jeder ein Geheimnis hat oder nicht. Als ich mich reflektierte und ich mir meiner Antwort bewusst wurde, lag ich schon am harten steilen Waldboden. Am Gipfel habe ich als Tourenführer gemäß meiner Pflichten nochmals alle darauf hingewiesen, konzentriert, vorsichtig  und langsam abzusteigen, und dann vergaß ich selbst darauf und hatte als Dank eine kleine Hautabschürfung auf der linken Hand. So schnell geht es. Das nächste Geheimnis fanden wir kurz vor dem Wiesenabstieg zur Kobounikalm, als ich seit langem wieder einmal in meine Rucksackapotheke schaute. Wie alt war die und klebte überhaupt noch das Pflaster? Würde es bei uns Wanderführern einen TÜV oder ein Pickerl geben, ich wäre glatt durchgefallen. Also stiegen wir langsam und vorsichtig weiter bergab. Ein gutes Drittes der Naturfreunde mit Schneeschuhen (aber nur sehr wenig Schnee) und der Rest mit Grödel (am Rand, wo es schon aperte). Kurz vor dem Almweg machte Alfred eine Schneeschuh-Rolle, denn man konnte auch mit den Eisen unten den Wandersohlen den Halt verlieren.

Der weitere Abstieg erfolgte am Aufstiegsweg und an ein paar eisigen rutschigen Stellen kamen noch ein paar Wanderer zu Sturz. Nämlich mit Krallen unter den Füßen als auch ohne. Heute konnte es praktisch jeden treffen. Zum Glück war nichts passiert, bis auf eine Hautabschürfung (bei mir) und den einen oder anderen blauen Fleck. Natürlich muss ich mir die Frage stellen, ab wann ist es bei solchen Bedingungen noch verantwortlich zu gehen und ab wann nicht mehr? Passieren kann jedem jederzeit etwas. Das spürte ich am eigenen Leib und das weiß auch jeder. Die Schneeschuhwanderung auf die Kobounikalm war grenzwertig. Bei noch weniger Schnee und noch mehr Eis hätte ich die Tour oder das Ziel verschieben müssen. Da hilft ein Vorgehen einer Woche zuvor auch nicht viel. Problem war im heurigen Winter 2019/2020 nur, wohin man überhaupt gehen konnte? Es lag doch abgesehen von den Hohen Tauern viel zu wenig Schnee im Kärntnerland. Und das war kein Geheimnis, sondern die traurige Realität.

Glücklich aber durstig kamen wir wieder in Zell-Pfarre an und gingen auf ein Getränk ins Gasthaus Malle. Es war kein Geheimnis, dass der Wirt mit uns sicherlich nicht gerechnet hatte, aber mit der Belebung und dem Geschäft zufrieden war. Was blieb am Ende des Tages? Ich hatte mit der heutigen Schneeschuhwanderung eine kleine Trilogie abgeschlossen. Nach der Madritschen (2018, Nassfeld, Karnische Alpen) und der Blutigen Alm (2019, Innerkrems, Nockberge) ging ich 2020 auf die Kobounikalm (Koschuta, Karawanken). Ich habe versucht den Leuten zu zeigen, dass man schöne interessante Plätze zum (Schneeschuh-)Wandern in Kärnten finden kann, wenn man bereit ist ein wenig Fahrt in Kauf zu nehmen. Die letzten beiden Jahre war der Schnee super und wir konnten das Winterfeeling genießen, heuer reichte es leider nicht ganz dazu. Aber als ich vor einem Jahr die Kobounikalm & Selenz Tour erkundet hatte, waren die Bedingungen genauso traumhaft. Also: Nutzt Schigebiete (Anfahrt in höhere Lagen) aus oder sucht euch Almlandschaften und ihr werdet auch in Zukunft schöne Schneeschuhwanderungen erleben können. Aber beachtet immer die Lawinen Situation und verhaltet auch dementsprechend (Stichwort: Ausrüstung). Das ist definitiv kein Geheimnis, sondern ein Muss. In diesem Sinne und in Erwartung besserer Bedingungen für die winterliche Zukunft in unserem Kärnten ein winterliches Berg frei.

 

(Bericht von Thomas)

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