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Rund ums Rosanintal

Nockberge

Rund ums Rosanintal. Eine Rundwanderung sollte es heute also werden. Die Wenigsten kennen das Tal ganz im Süden des Lungaus, welches bis auf der Nordseite mit einer Reihe von Gipfeln umgeben ist und an deren Rand sich gleich drei Bundesländer anordnen: Salzburg, Steiermark und Kärnten. Ich hatte einmal diese Idee, schaute sie mir im Vorjahr an und entschied mich heute diese lange aber tolle Bergtour den Naturfreunden anzubieten. Leider erweckte dies bei nur 6 Naturfreundinnen ein Interesse, doch die haben es nicht bereut.

Für mich war es Covid bedingt die erste Naturfreunde Wanderung in diesem Jahr, und das Mitte September. So etwas hatte ich auch noch nie erlebt. Als wir uns an diesem Samstag in St.Jakob trafen, begrüßte ich mit Mary, Nadine, Claudia, Elly, Andrea und Patricia nur weibliche Wanderer. Auch das hatte ich in 20 Jahren als Naturfreunde Wanderführer und Tourenbegleiter noch nie erlebt. Uninteressant oder zu leicht für die Männer? „Gehst eh nur auf Nockberge Hügelan uma und aufn Königstuhl. Der ist eh leicht und do wor i eh schon obn“, wird sich vielleicht der eine oder andere Wanderer gedacht haben. Aber die Realität schaut oft anders aus. Das bemerkten wir gleich auf der Anfahrt in die Innerkrems und weiter ins salzburgerische Schönfeld. Denn während sich im Süden über den Vormittag hinein noch Wolken in den Bergen hielten, hatten wir schon von Anfang an heiteres und gutes Bergwetter. Keinen Nebel, keine nassen Bergwiesen und spürbaren aber nicht starken oder kalten Wind. Und dazu über den ganzen Tag eine sehr gute Fernsicht. Das Glück war auf unserer (weiblichen) Seite.

Zuerst mal hieß es die 400 Hm in die Klölingscharte zu gehen und von dort gleich weiter auf den ersten Gipfel des Tages, den Schilchernock (2270m). Der begrüßte uns gleich mit einem Gipfelkreuz, einem Weidezaun und keiner Markierung. Letzteres wäre übrigens ein Grund gewesen, die Tour bei Nebel oder Altschneefeldern nicht zu machen. Doch davon waren wir heute weit entfernt. Ein Stückale später hatten wir mit dem Ochsenriegel (2282m) auch schon den zweiten Gipfel erreicht und erfreuten uns über den Blick auf die andere Seite des Tales, wo unser Rückweg verlief. Technisch war die Tour eigentlich einfach. Lediglich ein Stacheldrahtzaun stand uns manchmal im Weg. Mussten wir zuerst mittels kameradschaftlicher Hilfe noch oben drüber- und einmal unten durchsteigen, so wurde er später immer niedriger, verschwand auch mal, und am Ende der Tour lag der Stacheldraht sogar am Boden. Welches Glück dass man heute mit dem Almabtrieb der Kühe, Schafe und Pferde begann.

Apropos Vierbeiner. Als wir mit der Rosaninhöhe (2275m) den dritten Gipfel erreicht hatten, standen plötzlich 6 Pferde herum. Ob es doch nur 4 Rösser waren, die Langeweile im Wind versprühten oder nach etwas Essbaren in unseren Rucksäcken suchten, da war sich keiner einig. Nach anfänglichen Streicheleinheiten suchten wir rasch das Weite und holten die erste Pause in einem sonnigen Abstiegshang nach. Bis zum nächsten Ziel würde es noch dauern, denn wir mussten im Suchen eines Steiges zuerst die Hinteralmscharte erreichen und im Aufstieg zum vierten Gipfel des Tages auch über Blockstein Felder steigen. Aber selbst der Blick des Felsenfensters in einem Nockberg (eine Premiere) war es uns wert. Schließlich erreichten wir den Mühlbacher Nock (genauer gesagt den Westgipfel, Anmerkung der Karte) und nun erschreckte so manch weibliche Stimme: Wie sollten wir durch diesen steilen Hang auf der anderen Seite der Rosaninscharte auf den Königstuhl kommen? Ich versuchte zu beruhigen. „Schaut schlimmer aus als es ist. Nur steil aber nicht schwierig.

Doch zuerst mussten wir über die Wiesen und vorbei an den Latschen des vierten Gipfels in die Scharte absteigen. Dank Andrea orientierten wir uns an den „Kreuzen“, die sich eigentlich als wegweisende Stangen in einem sonst weglosen Abhang entpuppten. Ein Stückale später waren wir schon am Beginn des Königstuhl Osthang Aufstiegs. Vorbei an Latschen und dem einen kurzen Felsen kamen wir auch hier rasch bergauf und der Schlüsselstelle immer näher. Während meine 6 Naturfreundinnen noch immer großen Respekt hatten (was auch richtig ist!), hatte ich ihnen eine Erfahrung aus dem Vorjahr voraus. Nur zu gut konnte ich mich in ihre Gedanken hineinfühlen, denn im Juni 2020 hatte ich mir auch gedacht wie man da hinaufkommt. Nachdem wir die Reihenfolge umdisponiert und Wanderstöcke verstaut hatten, stiegen wir langsam und konzentriert den steilen Grashang hinauf. Zu beider Seiten gab es Felsen, sodass der Hang nicht seitlich ausgesetzt war. Der Zick-Zack-Steig in der Wiese war klar erkennbar, es gab gute große Fußstapfen zum Steigen und rasch kamen wir die 33 Höhenmeter hinauf, ehe das Ärgste hinunter uns war. Der Hang war zwar sehr steil, aber technisch nicht schwierig. Und am Ende, als es wieder flacher zum Schlussanstieg auf den fünften Gipfel des Tages, den 2336m hohen Königstuhl ging, waren alle froh es geschafft zu haben. Wirklich alle. Die anfänglichen Bedenken waren verflogen, das Glücksgefühl und die Bestätigung es geschafft zu haben übernahmen wieder die gefühlsmäßige Oberhand und ein Stückale später waren auch wir am Dach unser Tour angelangt, den andere in 400 einfachen Höhenmetern von der Nockalmstraße erwanderten. Die geschätzt 50 Touristenwanderer wussten ja nichts von unserem Anstieg und der anderen Seite eines „leichten“ Nockberges.

12:23 Uhr. Die große Pause war endlich da. Unsere Gipfelfotos waren schon „im Kasten“ und alle waren zufrieden. Mir war auch ein Stein vom Herzen gefallen, denn der Rest der Tour war nur mehr die Kür. Ich war stolz auf dies kompakte Gruppe, denn sie hatten nicht nur die Pflicht geschafft, sondern waren alle körperlich topfit. Wir waren schon 5 Stunden unterwegs und blieben immer zusammen. Niemand brach ein oder fiel zurück. Obwohl ich in diesem komischen Bergsommer 2021 alleine gewandert oder mit meiner Frau oder auch in einer Touristengruppe unterwegs war, so war es doch diese Gefühl mit alt-bekannten Wanderern wieder einmal zusammen zu sein, und das war schön. Hoffentlich auch für die anderen, wenn sie die Idee mit einer Umrundung eines Tales und der Ersteigung von 10 Gipfeln an einem Tag schätzen und mit dem heutigen Tag in Erinnerung behalten werden. Aber egal wie, sie waren an dieser Premiere in unserer Naturfreunde OG live dabei.

12:47 Uhr. Aber noch war es nicht vollendet und so stiegen wir am Normalweg vom Königstuhl bergab. In der nächste Scharte konnte man links zur Nockalmstraße wandern oder rechts ins Rosanintal absteigen. Oder man schaute unserem Handeln zu, ging geradeaus das Stückale hinauf auf die Friesenhalshöhe (2246m), Gipfel Nummer 6 des mittlerweile immer schöner werdenden Tages. Nur wenige Minuten später erreichten wir den 2260m hohen Seenock den nächsten Gipfel, der auch wieder ein Gipfelkreuz bot. Zwar klein, aber immerhin. Als wir am 2206m hohen Vogelsangberg standen, habe ich mich selbst gefragt warum der als eigenständiger Gipfel auf der Karte geführt wird. Es war schon kitschig mit dem achten Berggipfel des Tages, aber so war es. Wahrscheinlich weiß es nur Karl Freiherr von Vogelsang, dem der Berg gewidmet ist. Ein letztes Stückale später standen wir mit dem 2240m hohen Sauereggnock am neunten Gipfel unserer runden Wanderung. Von hier war der Blick nach Innerkrems hervorragend.

Nach dem langen Abstieg und einem minimalem Gegenanstieg war mit dem 2092m hohen Stubennock alle Finger auf unseren Händen mit den Gipfel unserer heutigen Bergtour belegt und die Premiere vollendet. Weltklasse. Einfach herrlich, als wir nochmals auf unsere 8-Stunden Tour zurückschauen konnten und was wir alles geleistet hatten. Über 16 Kilometer und 1200 Höhenmeter standen am Ende zu Buche. Da konnte nach dem Abstieg zur Dr.-Josef-Mehrl-Hütte jeder mit sich zufrieden sein. Ob ein Kaspressknödel auf Salat, eine belegtes Brot, eine Suppe oder doch nur ein Kaffeehäferl mit viel Schaum, alle Kalorien waren erlaubt. Lediglich bei den Rosinen im Strudel schieden sich die Geister. Was der einen schmeckte, war für die andere nicht schluckbar. Wir hatte Spaß, auch der Wirt taute auf und in der warmen September Sonne mit Blick auf die ersten Rosaninberge unserer heutigen Tour, dachten sich 7 Naturfreunde: „Es war schön“. In diesem Sinne: Ein Dank an allen Wanderinnen, den Autofahrerinnen und ein Berg frei.

 

(Bericht von Thomas)

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