Hitzeperiode in Österreich. Alle Experten sagten für Sonntag eine Kaltfront voraus, aber waren wir auch dieser Meinung? Fakt war der Ironman am Sonntag im Raum St.Jakob und für das ganze Wochenende war starker Reiseverkehr auf der A10 angesagt. Sollten wir wirklich unter diesen Bedingungen eine Wanderung im salzburgerischen Lungau unternehmen? - Nein. Also entschied ein Experte die Tour auf den Gstoder (2140m) auf den Samstag vorzuverlegen. Fast allen passte es und somit trafen wir uns einen Tag früher als geplant um 5 Uhr Früh in St.Jakob bzw. eine halbe Stunde später am Vassacher See.
Kurz vor 7 Uhr konnten alle Expertinnen und ein kränkelnder Experte in die knapp 1000 Höhenmeter Tour starten. Es war schon in der Früh recht warm, aber wir kamen gut voran. Angangs noch mehr im Schatten des Berges und auf langen Forstwegen, doch spätestens ab der Dorferhütte ging es in der Sonne vom Westen auf den Gipfel hinauf. Jetzt wurde es nochmals recht steil, ehe es zum Schluss flacher hinaus zum 2140 m hohen Gipfel des Gstoder ging. Für die Lungauer ist er ein Parade-Aussichtsberg, dessen Fernsicht bei gutem klarem Wetter im Westen von der Hochalm bis zum Großglockner reicht. Im Norden reicht das Panorama von den Radstätter, Schladminger und Wölzer Tauern bis im diesigen Osten zu den Seckauer Tauern. Um im Süden dominieren die Nockberge, die uns bestens bekannt waren.
Aber zählt der flache grasige Gstoder jetzt auch zu den Nockbergen? – Laut Experten nein, denn alles was nördlich der Mur ist, gehört schon zu den Niederen Tauern. Aber geologisch, optisch und vergleichend, ist er eher ein Nockberg. So gesehen der nördlichste Vertreter der Nockberge. Am Morgen waren wir bei der Gerlitzen als einem der südlichsten Nockberge gestartet und jetzt waren wir ganz im Norden dieser Gebirgsgruppe. So schnell geht es. Aber weg von Experten und wieder hin zu uns. Die Pause tat uns gut, egal ob zusammen oder etwas abseits auf einer Bank. Natürlich brauchten wir auch ein Gipfelfoto und eine andere Wanderin machte dies für uns. Der Herr sei Dank. Auch ohne Erich schafften wir einen naturfreundlichen Eintrag ins bereits zerfallende alte Gipfelbuch, und ab heute waren Patricia, Birgit, Andrea, Elly, Gerlinde und ich (= Thomas) auch in den luftigen Analen des Gstoder vertreten.
Es war viel zu warm auf über 2000 m Höhe und da freuten sich komische Käfer uns das Leben unschön zu machen. So flüchteten wir nach einer halben Stunde wieder bergab. Auch der Abstieg war schnell und zum Schluss wussten alle Expertinnen wie wir Wäsche waschen. Ob mit KI unterstützter Technologie, ungern oder einfach nicht gebügelt, das Themen Spektrum auf der heutigen Wanderung war grenzenlos. Ob Zahnersatz, Leistungsverträge, belgisches Brot, Apps auf einem Handy oder einfach nur eine verlorengegangene Radzierkappe – der Gstoder bot genügend Gesprächsstoff. Ein wahrlich vielfältiger Berg, der bei den Einheimischen als toller Skitourenberg im Winter mit grandioser Aussicht bei klaren Wintertagen bekannt ist.
Als am Samstag die Mittagssirene läutete, erreichten wir unsere Autos und fuhren zu einem Einkehrschwung samt Kuchen, Eiskaffee oder Durstlöscher nach Tamsweg. Der schöne Hauptplatz war gut besucht, aber ein Platzerl im Freien war noch frei. Es war wieder einmal eine gelungene Wanderung, welche für viele ein Premierenberg war. Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Zielen und freue mich, wenn ich wenigstens einer kleinen Gruppe etwas bieten kann. In diesem Expertensinn ein herzliches „Berg frei“.
(Bericht von Thomas)